Wirtschaftserholung in Asien setzt sich fort
Setzt sich die Entwicklung der vergangenen Monate fort, wird die Asienkrise bald nur noch die Historiker beschäftigen.
Setzt sich die Entwicklung der vergangenen Monate fort, wird die Asienkrise bald nur noch die Historiker beschäftigen. Überraschend schnell haben sich die Länder Südost- und Ostasiens vom wirtschaftlichen Rückschlag erholt. Spitzenreiter Korea knüpft mit einem voraussichtlichen Wirtschaftswachstum von 9,8% in diesem Jahr fast wieder an frühere Erfolge an. Selbst Indonesien, das von der Finanzkrise am stärksten getroffen worden war, kann mit einer Steigerung des Bruttoinlandprodukts um knapp 2% rechnen. - Ist das Comeback von Dauer - Vertreter von BNP Prime Peregrine, einer Tochter der französischen Grossbank, antworteten an einer Präsentation in Zürich mit einem klaren Ja. Chan Kok Peng, Regional Economist aus Singapur, begründet seine Zuversicht mit den stark gesunkenen Zinsen und der nur mässigen Inflation. Auch eine Leitzinserhöhung in den USA, wie sie manche Ökonomen erwarten, werde Asien nicht aus der Bahn werfen. Weil die Tigerstaaten heute Leistungsbilanzüberschüsse erzielen, sind sie nicht mehr auf Gedeih und Verderben auf den steten Zustrom von Auslandkapital angewiesen. Auf Zinsverteuerungen im Westen reagieren sie weniger verletzlich als vor der Krise, als Leistungsbilanzdefizite die Regel waren. - Weitere Faktoren, die den wirtschaftlichen Fortgang begünstigen, sind der Zyklus der Elektronikpreise, der nach oben weist, die Preisaufhellung am Agrarmarkt und der wieder in Schwung kommende interregionale Handel. Nachdem bisher fast ausschliesslich der Export für die konjunkturelle Erholung verantwortlich war, verbreitert sich die Wirtschaftsbasis zusehends. Auch der Konsum und die Industrieproduktion entwickeln sich in manchen Ländern positiv. Chan ist überzeugt, dass diese Erscheinung nicht kurz-, sondern längerfristig sind. - Raymond Foo, Group Strategist aus Hongkong, nennt als grösstes Risiko für Asien ein Abgleiten der USA in eine Rezession. Eine solche Entwicklung hält er jedoch für wenig wahrscheinlich. Das Wachstum der Weltwirtschaft werde dank robuster US-Konjunktur und der Tempobeschleunigung in Europa und Japan im nächsten Jahr stärker sein als 1999. Auch an eine Abwertung der chinesischen Landeswährung Renminbi mag der für die asiatischen Börsen positiv gestimmte Foo nicht glauben. Nur wenn China keinen Handelsbilanzüberschuss mehr erziele, werde die Abwertungsgefahr akut (vgl. Seite 45). Ein solche Situation sei jedoch nicht in Sicht. Themenmässig favorisiert er Aktien von Unternehmen, die restrukturieren, sowie Titel aus zyklischen Industrien wie Chemie, Stahl und Öl. Nach Ländern betrachtet rät er zu einem Übergewicht von Hongkong, China, Malaysia, Indonesien, Korea und Taiwan.HF