EFG-CEO: «Coutts würde gut zu uns passen»
John Williamson, CEO von EFG International, sieht sich nach dem Abschreiber für das US-Steuerprogramm fit für Übernahmen, wie er im Interview mit der FuW erläutert.

Herr Williamson, die Rückstellung von EFG International für das US-Programm kam überraschend. Sind Sie sicher, dass die Busse nicht höher als 21,4 Mio. Fr. sein wird? - Wir sind in sehr fortgeschrittenen Diskussionen mit den amerikanischen Behörden, und wir dürfen sagen, dass diese 21,4 Mio. Fr. die beste Einschätzung des wahrscheinlichen Ausgangs sind. In Stein gemeisselt ist natürlich nichts. Aber wir haben strikt die vom amerikanischen Justizdepartement entwickelte Methodologie angewendet und unsere Datenbasis von unseren Beratern und Anwälten überprüfen lassen.
Hochgerechnet entspricht dies in den Büchern von EFG International amerikanischen Geldern von 40 bis 100 Mio. Fr. - Diese Rechnung kann man so nicht machen, es ist eher eine Frage der Dokumentation. Denn im US-Steuerprogramm werden ja auch Gelder von Kunden erfasst, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr kontaktiert werden können oder die am Offenlegungsprogramm partizipierten, womit sie aus der Berechnung fallen würden.
Die Rückstellungen haben Ihnen das Halbjahresergebnis verhagelt. Wie sieht es für das Gesamtjahr aus? - Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch auf Nettobasis einen Gewinn präsentieren werden. Das zweite Halbjahr 2013 war ja nicht ausgesprochen gut, es sollte im zweiten Halbjahr 2014 übertroffen werden. Wir dürfen aber nicht übersehen, dass die geopolitischen Unsicherheiten derzeit besonders gross sind.
Wie sieht es aus mit der Dividendenausschüttung? - EFG International hat sich ganz grundsätzlich zum Ziel gesetzt, wenn immer möglich eine Dividende auszuschütten. Für das laufende Jahr ist die Ausschüttung aus heutiger Sicht nicht in Gefahr. Auch hier gilt natürlich der Vorbehalt der geopolitischen Entwicklung.
Nach der Restrukturierung scheint EFG International bereit für Akquisitionen zu sein. Weshalb haben Sie noch nicht gehandelt? - Wir haben auch im vergangenen Jahr verschiedene Dossiers angeschaut und zwei Offerten eingereicht. Leider kamen wir jedoch nicht zum Zug, was wir mindestens in einem Fall ausserordentlich bedauern. Kleinere Akquisitionen mit Vermögen unter Verwaltung von einigen Milliarden Franken können wir problemlos stemmen, für eine grössere Akquisition lässt uns unsere Bilanz Spielraum.
Das internationale Geschäft des britischen Traditionshauses Coutts steht zum Verkauf. Sind Sie interessiert? - Ich weiss nicht, ob Coutts zum Verkauf steht, ich habe nur Gerüchte gelesen. Auf jeden Fall würde dieses Geschäft mit verwalteten Vermögen von 30 Mrd. Fr. gut zu uns passen, und mehrere unserer Mitarbeiter kennen aufgrund ihrer langjähriger Mitarbeit Coutts sehr gut. Ich selbst stand siebzehn Jahre in den Diensten der Bank. Ich erwarte allerdings, dass die heutige Besitzerin, die Royal Bank of Scotland, gegebenenfalls in einer Auktion den maximalen Preis herausholen will. Da würden wir wohl kaum bis zum Schluss mithalten wollen.
Die Übernahme auch des internationalen Geschäfts von Coutts würde EFG allerdings noch britischer machen, als sie es heute schon ist. Ist ein Umzug nach London für EFG International ein Thema? - Nein, obwohl es stimmt, dass wir heute mehr Geld aus Grossbritannien als aus der Schweiz heraus verwalten und das britische Geschäft im ersten Halbjahr auch schönere Zahlen gezeigt hat. Von den insgesamt 80,1 Mrd. Fr. verwalteten Vermögen wurden 15,6 Mrd. Fr. oder 20% in der Schweiz gebucht und 18,9 Mrd. Fr. oder 24% in UK. Zudem wurde im UK-Geschäft im ersten Halbjahr ein zweistelliges Neugeldwachstum verzeichnet, und der Gewinn stieg 19%. Das war in der Schweiz nicht der Fall. Es musste ein Geldabfluss verzeichnet werden. Aber noch einmal: Wir bleiben auf jeden Fall in der Schweiz – trotz des schwierigen Transformationsprozesses des Finanzplatzes. Es wird wohl einige Zeit dauern, aber ich bin von den langfristigen Chancen des Schweizer Finanzplatzes überzeugt.
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