Zu viel Geld haben die wenigsten. Genug Zeit die meisten. Deshalb werden die Lohnempfänger, die nun in manchen Schweizer Industriebetrieben vier, fünf Stunden die Woche länger arbeiten müssen, einigermassen willig in den sauren Apfel beissen. Vorausgesetzt, die betreffenden Unternehmen pflegen eine gute Kommunikationskultur. Eine solche Stundenlohnkürzung ist für das betroffene Personal wie für die Volkswirtschaft insgesamt leichter verkraftbar als eine die Kaufkraft schmälernde Lohnreduktion tout court – oder gar als Stellenabbau. Zu Entlassungen und einem Anstieg der Arbeitslosenquote wird es, unvermeidlich, dennoch kommen; die Auswirkungen des Aufwertungsschocks vom 15. Januar zeichnen sich einen Monat danach erst zaghaft ab.
Vor diesem Hintergrund ist klar: Die Löhne stehen tendenziell unter Druck. Zumindest könnte Lohnfortschritt rar werden, nachdem die Nationalbank den Standort Schweiz mit einem Federstrich noch kostspieliger gemacht hat. Umso mehr, als für die Verbraucher fast nichts teurer, doch manches billiger wird, etwa Benzin. Allerdings sorgt die öffentliche Hand über administrierte Preise (öffentlicher Verkehr, Krankenkasse, Strom) dafür, dass sich Durchschnittsverdiener keineswegs als «Deflationsgewinner» empfinden.
Eine harte interne Abwertung à la Spanien zum Beispiel wird sich die Schweiz nicht antun müssen. Eingeübt ist dagegen – der Franken war schliesslich auch schon zu Zeiten von 1.20 Fr. und zuvor eine Hartwährung – langjährige Lohnzurückhaltung der Tarifparteien, um die Lohnstückkosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen. Mit dieser Art gemeinsam getragenen Verzichts hat Deutschland in der Ära Schröder die Basis geschaffen für seinen heutigen wirtschaftlichen Erfolg.
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Zeit und Geld
Nach dem Aufwertungsschub kommt das Thema Löhne aufs Tapet. Eine harte interne Abwertung ist nicht der Weg, bescheidene Lohnrunden dagegen schon. Ein Kommentar von FuW-Redaktor Manfred Rösch.