Zeitwert und Volatilität
Trotz dem getrübten Marktumfeld wird dem Handel mit Warrants nach wie vor grosses Interesse entgegengebracht.
Trotz dem getrübten Marktumfeld wird dem Handel mit Warrants nach wie vor grosses Interesse entgegengebracht. Dies zeigten die vielen Teilnehmer am Warrantsseminar letzten Dienstag in Zürich. Zusammen mit der Citibank (Schweiz) führt die «Finanz und Wirtschaft» derzeit Veranstaltungen durch, an denen Grundlagen für Warrantsgeschäfte vermittelt werden. Dabei erfahren die Teilnehmer, was Begriffe wie Hebel, Delta und Volatilität bedeuten. Anhand aktueller Fallbeispiele wird gezeigt, welches Potenzial und Risiko Warrants aufweisen. Neben den Standardwarrants werden auch strukturierte Produkte präsentiert. Die letzten zwei Seminare finden am 30.Oktober in Luzern und am 31.Oktober in Basel statt. Anmeldung über Telefon 01/2983535. - Warrants sind Finanzinstrumente, die dem Käufer das Recht, nicht aber die Verpflichtung geben, einen bestimmten Basiswert (meist Aktie) zu einem fest vereinbarten Preis innerhalb einer bestimmten Zeit zu beziehen (Call) oder zu veräussern (Put). Dem Investor eröffnet sich mit dem Optionskauf ein theoretisch unbegrenztes Gewinnpotenzial, mit überschaubarem Risiko. Der Preis der Option, die so genannte Prämie, fällt als einmaliger Kostenfaktor an und stellt somit das maximale Verlustrisiko für den Optionskäufer dar. Damit sich dieser Einsatz lohnt, muss die Prämie durch eine günstige Kursbewegung wieder hereingeholt werden. - Über diese Vorteile darf nicht hinwegtäuschen, dass Warrants eine spekulative Anlageform sind, mit der man auf viele Arten sein Geld verlieren kann, wenn man wichtige Faktoren falsch einschätzt oder übersieht. Zwei dieser Faktoren, die es vor dem Kaufentscheid zu beachten gilt, sind die Zeit und die Volatilität. - Der Preis eines Warrants entspricht der Summe aus dem inneren Wert und dem Zeitwert. Der innere Wert ergibt sich aus der Differenz zwischen dem aktuellen Börsenkurs und dem Ausübungspreis, wobei noch um das Bezugsverhältnis (Ratio) angepasst wird. Erwirbt der Investor einen Call zu 0.50 Fr. mit einem Ausübungspreis von 100Fr. und einer Ratio von 5:1, muss die Aktie um 2.50Fr. (fünfmal 0.50Fr.) auf 102.50Fr. steigen, um «am Geld», also an der Gewinnschwelle zu liegen. Das Überschreiten dieses Niveaus bringt Gewinne («im Geld»), das Unterschreiten bringt Verluste («aus dem Geld»). - Der Zeitwert ist umso höher, je länger die Laufzeit der Option ist. Denn eine lange Laufzeit erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Markt in die gewünschte Richtung bewegt, die Option ausgeübt und ein Gewinn realisiert werden kann. Konsequenterweise sinkt der Zeitwert, je näher der Verfallstag rückt. - In der Phase kurz vor dem Verfall ist der Zeitwertverlust am grössten. Der Kursanstieg muss dann sehr kräftig ausfallen, damit die Einbusse kompensiert werden kann. - Der Einfluss der Volatilität auf den Preis eines Warrants erklärt sich aus der Überlegung, dass mit erhöhten Kursschwankungen die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass der Basistitel ein Kursniveau erreicht, an dem die Option mit Gewinn ausgeübt werden kann. Die Emissionsbank lässt sich dieses Risiko entsprechend bezahlen, indem sie den Preis der Option verteuert. - Die in Zukunft erwartete Intensität der Kursschwankungen (implizite Volatilität) beruht auf individuellen Annahmen der einzelnen Marktteilnehmer. Sie ist somit keine feste Grösse, weil sie sich auf Grund der Ereignisse am Markt ständig ändert. Der Optionskäufer muss sich daher vor dem Kauf die Frage stellen, welche Volatilität er in seinem Basistitel erwartet und wie realistisch diese Einschätzung ist. Dazu kann einerseits die in der Vergangenheit beobachtete Schwankungsanfälligkeit (historische Volatilität) herangezogen werden. Eine weitere Möglichkeit bieten Informationen über vorhersehbare Ereignisse in der Zukunft, von denen man Auswirkungen auf den Börsenkurs erwartet. - Marktpsychologie oder das Eintreffen von Ereignissen, die nicht vorhersehbar waren (z.B. Terrorangriff in den USA), können allerdings die Volatilität und den Optionspreis – als direkte Folge – wesentlich beeinflussen. Der Käufer muss sich also im Klaren sein, ob sich seine persönlichen Erwartungen im Blick auf den weiteren Kursverlauf mit dem Optionspreis vereinbaren lassen oder ob er allenfalls zu viel für die Option bezahlt.