Zähe Strukturen bremsen Entwicklung
Die Gerüchte um eine Bankenkonsolidierung in Deutschland köcheln weiter.
Die Gerüchte um eine Bankenkonsolidierung in Deutschland köcheln weiter. Wenig überraschend meldete Reuters diese Woche mit Bezug auf inoffizielle Quellen, die Dresdner Bank gewähre nicht nur der Commerzbank und der Deutschen Bank, sondern auch ausländischen Instituten Einsicht, namentlich der spanischen Grossbank Santander (vgl. FuW Nr. 47 vom 14. Juni). - Auch gibt es derzeit Versuche, die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) mit der Deka Bank, der Vermögensverwalterin der Sparkassen-Gruppe (verwaltete Vermögen: 165 Mrd. Euro), in Verbindung zu bringen. Zur Helaba, in Besitz der Sparkassen (85%) sowie Hessen und Thüringen, gehört auch die Frankfurter Sparkasse. Das Helaba-Management selbst hält jedoch nichts von einem Flirt mit der Deka. - Wie üblich bei Sparkassen und Landesbanken stehen auch hinter diesen Vorgängen nicht rein betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten, sondern politische Interessen. Hier geht darum, dem Standort Frankfurt zu helfen, falls es im Süden zu einer Landesbanken-Fusion kommt (Bayern LB und LBBW). Im Sektor der Landesbanken offenbarten milliardenschwere Wertberichtigungen im Rahmen der Finanzmarktkrise auf dramatische Weise, wie sehr eine Konsolidierung und Neudefinierung der Geschäftsmodelle (vgl. FuW Nr.14 vom 20.Februar) nötig ist. - Trotzdem geht es nicht voran. Gerade hat der Vorstandschef der Bayern LB, Michael Kemmer, erklärt, grössere Veränderungen seien erst realisierbar, wenn die Belastungen aus der Finanzmarktkrise feststünden. Eigentümer der BayernLB sind das Land und die Sparkassen. Die sollen ihre Fühler auch in Richtung der österreichischen Erste Bank ausgestreckt haben. Allerdings hat sie erklärt, von den Bayern nichts wissen zu wollen. - Ein in dieser Woche vorgelegtes Gutachten der «Fünf Wirtschaftsweisen» fordert ungeachtet aller Hürden radikale Änderungen im öffentlichrechtlichen Sektor: Alle Landesbanken sollten in eine AG umgewandelt und dann privatisiert werden. Eine Beteiligung des Staates müsste jeweils unter 25% liegen, betonen die Experten. Auch für Sparkassen wird angeregt, diese in AG umzuwandeln. Nach dem Vorbild Italiens soll das Eigentum an Stiftungen übertragen werden, um den öffentlichen Auftrag der Sparkassen zu gewährleisten. Doch das alles bleibt wohl bis auf weiteres Theorie. In der Praxis ist wegen politischen Widerstands nicht mit zügigen Veränderungen zu rechnen.BA