Zum Thema Manager-Vorbild
Die Sache, die sich um das Industrie- und Finanzkonglomerat Oerlikon respektive um den Konzernchef Thomas P.
Die Sache, die sich um das Industrie- und Finanzkonglomerat Oerlikon respektive um den Konzernchef Thomas P. Limberger abspielt, ist peinlich. Da verzichtet der Vorsitzende der Konzernleitung auf 40000 ihm vertraglich zugesprochene Optionen und erntet dabei in derÖffentlichkeit Applaus. Endlich ein «Abzocker», der Einsicht zeigt und «vorbildlich» Verzicht übt. Einzelne Medienvertreter klopfen sich auf die eigene Schulter, sich im Glücksgefühl wiegend, durch scharfe Kommentare den Manager zur Räson gebracht zu haben. Dieser darf sich zudem in Radio und TV – ohne kritisch hinterfragt zu werden – im besten Lichte des Einsichtigen präsentieren. Ein Selbstdarsteller in Hochform. - Der Blick hinter die Kulissen fördert indes ein anderes Bild zutage. Nicht die Medien, sondern die Grossaktionäre erzeugten offenbar Druck auf eine Neuregelung der Entschädigung. Und der Verzicht auf (bis 2009 gesperrte) Optionen, die Limberger rund 20 Mio. Fr. Bonus eingetragen hätten, ist bei Licht betrachtet weder grosszügig noch für andere «Abzocker» wegweisend. Denn im Fall einer vorzeitigen Vertragsauflösung hätte Limberger die Optionen zurückgeben müssen. Dieser möglichen Nullvariante ist die nun getroffene Lösung gegenüberzustellen: 3000 Aktien im heutigen Gegenwert von 2,2 Mio. Fr. Die hat der Oerlikon-Chef auf sicher, auch dann, wenn er vorzeitig geht (gehen muss). Dass Strassenpassanten diesen Hintergrund nicht kennen, ist verständlich. Dass aber ein St. Galler Professor, der Wirtschaftsethik doziert, sich ohne genaue Kenntnisse des Sachverhalts zu saloppen Aussagen über neue Zeiten in der Lohndiskussion hinreissen lässt, ist bedenklich. - Das von einzelnen Politikern, Trittbrettfahrern der «Abzocker»-Initiative von Trybol-Chef Thomas Minder, geführte Kesseltreiben gegen Spitzenverdiener ist wohl kaum zu Ende. Weiterhin wird sich die Diskussion nur um die Höhe der Entschädigungen drehen – die Leistung der Betreffenden gänzlich ausgeklammert. Positiv wäre die Sache dann, wenn aufgeschlossene Unternehmen ihre Entschädigungs- und Bonusmodelle so modifizierten, dass diese direkten Bezug zur Leistung haben und Windfall Profits weitgehend ausschalten. Ein Ansatz könnte das Langfrist-Incentive-Programm der Lonza sein, nachzulesen auf Seite 24 des Geschäftsberichts 2006.Peter Schuppli - Leiter Redaktion