
Einschätzung von Arno Schmocker um 7.40 Uhr
Die Aktien von Zur Rose haben seit Anfang Jahr 55% an Wert verloren. Mittlerweile notieren sie ein Drittel unter dem Emissionspreis von 140 Fr. vom Juli 2017. Die Information zum Startquartal 2022 wird ihnen kaum frischen Schub verleihen. Der Umsatz stieg in Lokalwährung leicht, in Franken sank er 2% auf 493 Mio. Fr. Der deutsche Rivale Shop Apotheke entwickelt sich dynamischer – er hatte eine Steigerung von 7% auf 305 Mio. € bekannt gegeben. An der vor Monatsfrist gelieferten, zurückhaltenden Jahresprognose hält die Schweizer Online-Apotheke fest: einem mehr oder weniger stagnierenden Umsatz und einem reduzierten Betriebsverlust auf Stufe Ebitda von 75 bis 95 Mio. Fr. Das Mittelfristziel, Erreichen der operativen Gewinnschwelle, wurde ein Jahr auf 2024 verschoben. Der Zeitpunkt hängt davon ab, wann das elektronische Rezept in Deutschland eingeführt wird, das in den kommenden Jahren als Haupttreiber des Umsatzes gilt. Der auf Anfang 2022 vorgesehene Start ist verschoben worden, ein neues Datum haben die deutschen Gesundheitsbehörden noch nicht bekannt gegeben. Die im vergangenen Jahr durchgeführte teure Marketingkampagne droht in ihrer Wirkung immer mehr zu verpuffen. Ob die Aktionäre von Zur Rose an der Generalversammlung am Donnerstag nächster Woche allen Anträgen des Verwaltungsrats mit dem nötigen Quorum folgen werden? Unter anderem sind erneut die Schaffung von genehmigtem Kapital im Umfang von 30% des Aktienkapitals und eine Erhöhung des bedingten Kapitals auf 20% des Aktienkapitals traktandiert. Der Ausschluss der Bezugsrechte für bestehende Teilhaber ist auf 10% begrenzt. Die Beispiele Tecan und Siegfried zeigen, dass die Aktionäre, namentlich grosse Stimmrechtsberater, solche «Blankochecks» nicht mehr blind unterschreiben. Für die ausgesprochen wachstumsorientierte Zur Rose hätte das unangenehmere Folgen als für die beiden genannten, sehr solide finanzierten Unternehmen.
Einschätzung – Zur Rose setzt zum Jahresauftakt weniger um
Nach konstantem Wachstum in den vergangenen Jahren tritt die Online-Apotheke im ersten Quartal auf der Stelle.