Zurich Life für 500 Mio.$ verkauft – Geschäft machte 1% der Zurich-Prämien aus – Kein Goodwillabschreiber – Verkaufsliste noch lang
James Schiro, seit einem Jahr Chief Executive Officer der Zurich Financial Services, macht vorwärts.
James Schiro, seit einem Jahr Chief Executive Officer der Zurich Financial Services, macht vorwärts. Im September kündigte der Ex-Chef der PricewaterhouseCoopers (die Revisionsgesellschaft prüft noch immer die Bücher der Zurich) ein milliardenschweres Devestitionsprogramm an. Durch den Verkauf von Nicht-Kerngeschäften sollte bis Ende Jahr 1 Mrd.$ risikogewichtetes Kapital freigesetzt werden. Am Freitag wurde das Devestitionsziel erreicht. - Für 500 Mio.$ in bar wird Zurich Life an die Bank One verkauft. Nicht verkauft werden Spezialsparten der Zurich Life – unter anderem die auf Rentenprodukte spezialisierte Kemper Investors Insurance Life – im Buchwert von über 500 Mio.$. Der US-Lebensversicherer wurde per Ende 2002 mit über 1 Mrd.$ bilanziert. Hat die Zurich also einen Buchgewinn realisiert - Sprecher Daniel Hofmann antwortete «Finanz und Wirtschaft» auf diese Frage nicht direkt: Die Bank One zahle einen Goodwill von 100 Mio.$. Einen Goodwillabschreiber aus dem Verkauf schloss er aber aus, schrieb die Zurich doch 2002 auf Zurich Life US 462 Mio.$ ab. - Der Verkauf – der Deal soll im dritten Quartal abgeschlossen werden – kommt nicht unerwartet. Im Lebengeschäft wurde für das erste Quartal ein Verlust von 24 Mio.$ ausgewiesen (vgl. Tabelle). Der Kostensatz stieg von 30,8 auf 31,3%, da aktivierte Abschlusskosten rascher abgeschrieben werden mussten. Die Zurich ist wegen der Börsenbaisse, der historisch tiefen Zinsen und Renditegarantien unter Druck. Wenn die operativen Ziele nicht verfehlt werden sollen, müsse «radikal gehandelt» werden, warnte Schiro vor drei Monaten. Im September gab er eine operative Eigenkapitalrendite (Return on equity, ROE), ohne Kapitalgewinne und -verluste gerechnet, von 12% vor. - Über den Verkauf der Zurich Life (vormals Kemper Life) wurde erstmals Ende 2001 spekuliert. Schiros Vorgänger Rolf Hüppi sagte, dass die strategischen Optionen geprüft würden. Im Januar 2002 meinte eine Sprecherin, dass Zurich Life nicht verkauft werde. Dann musste Hüppi abtreten, und das Geschäft kam unter Schiro wieder auf die Verkaufsliste. - Im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» bestätigte der Zurich-Chef vor einer Woche, dass das Lebengeschäft ein Kerngeschäft bleibe (vgl. FuW vom 24.Mai). Schiro sagte aber, dass kein unrentables Geschäft mehr gezeichnet werde. Zurich Life, die weniger als 1% der gruppenweiten Prämien ausmachte, verfehlte die Rentabilitätsvorgabe. Um das BVG-Geschäft wieder profitabel zu machen, werden die auslaufenden Verträge vorsorglich gekündigt. «Fortgeschritten» ist die Suche nach einem operativen Chef für das Lebengeschäft. - Weitere Devestitionen seien «sicher denkbar», meint Zurich-Sprecher Daniel Hofmann gegenüber «Finanz und Wirtschaft». Die Verkaufsliste (vgl. Tabelle) ist lang. Spekuliert wird im Markt unter anderem über den Verkauf der britischen Threadneedle, der Zurich Capital Markets (an Société Générale) und der Zurich Invest Bank (an AIG Private Bank). Wir wiederholen unsere Kaufempfehlung. Schiro (und sein Team) sollte das Ziel, den Gewinn 2003 um 1 Mrd.$ zu verbessern, einhalten. Das Vertrauen der Investoren hat er zurückgewonnen. Auch Analysten setzen die Titel wieder auf ihre Kauflisten. Das Momentum sollte anhalten.