Anlegen an WallstreetAuf diese Aktien setzen US-Börsengurus
Starinvestoren wie Warren Buffett, Dan Loeb und George Soros legen ihr Portfolio mit amerikanischen Aktien offen. Das sind ihre grössten Beteiligungen.

Versöhnlich ist das Jahr am US-Aktienmarkt ausgeklungen. In den ersten drei Quartalen 2022 hatte der breite Index S&P 500 noch rund ein Viertel verloren, während die US-Notenbank Fed die Zinsen angesichts einer Inflation auf Vierzigjahreshoch so stark anzog wie seit den Achtzigern nicht mehr.
In den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres hat der S&P 500 dann gut 7% zugelegt. Die Rally setzt sich seit Jahresanfang mit einem Plus von rund 8% fort. Anleger gewichten die starken Wirtschaftsdaten und das Nachlassen der Inflation höher als weitere mögliche Zinserhöhungen des Fed und das Risiko einer deshalb folgenden Rezession.
Im vierten Quartal zeigt sich die gute Börsenstimmung jeweils auch in den Portfolios der bekannten Wallstreet-Investoren, die im dritten Quartal noch Verluste verbuchen mussten. Am Dienstag haben sie ihre US-Aktienpositionen mit Stand Ende Dezember gegenüber der Börsenaufsicht SEC offengelegt.
Buffett reduziert bei Banken
Der bekannteste unter den US-Börsengurus ist Warren Buffett. Das US-Aktienportfolio seiner kotierten Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway (BH) hat sich nach Buchverlusten im dritten Quartal ein wenig erholt und zum Ende 2022 um 1% auf 299 Mrd. $ zugelegt.
Nur wenige Änderungen hat Buffett in seinen Positionen vorgenommen. So hat er bei nur drei Aktien zugekauft: dem Baustoffhersteller Louisiana-Pacific, dem Medienkonzern Paramount Global und bei seiner weitaus grössten Position, dem iPhone-Hersteller Apple. Der macht weiterhin über 40% am US-Aktienportfolio von BH aus.
In acht Titeln hat Buffett das Gewicht reduziert. Unter anderem zählen dazu TSMC. Im dritten Quartal hatte BH noch einen neuen Anteil von 1,2% am taiwanesischen Mikrochiphersteller genommen. Nach Bekanntwerden avancierten die Papiere.
Getrennt hat sich Buffett ausserdem teilweise von den Valoren von U.S. Bancorp, Bank of New York Mellon, dem Spielehersteller Activision Blizzard und dem Finanzdienstleister Ally.
Die Investorenlegende hatte im dritten Quartal mit BH noch einen Verlust von 2,7 Mrd. $ gemacht. Das lag auch an Buchverlusten auf dem US-Aktienportfolio von 1,4%. Die Geschäftszahlen von BH zum vierten Quartal werden für die kommenden Tage erwartet.
Unverändert ist Buffetts Anteil am Ölkonzern Occidental Petroleum, an dem er rund 21% hält. Sein Engagement 2022 hatte die Aktie zum absoluten Gewinner an der US-Börse mit einem Kursplus von über 120% gemacht.
Die Titel von Buffetts BH haben in einem negativen Gesamtmarkt 2022 4% zugelegt und Tesla als fünftwertvollste kotierte US-Gesellschaft abgelöst, mit einer Marktkapitalisierung von fast 680 Mrd. $.
Coleman baut weiter ab
Vergangenes Jahr mit am schlimmsten hat es den Tech-Investor Chase Coleman und seine Gesellschaft Tiger Global Management erwischt. Coleman hat sich mit dem Fokus auf Wachstumstitel einen Namen gemacht. Sein Unternehmen ist eines von sechs grossen sogenannten Tiger Cubs (Tigerbabys), die sich aus dem Hedge Fund Tiger Management des verstorbenen Julian Robertson entwickelt haben.
Anfang 2022 stand der Wert von Colemans US-Aktienportfolios noch bei fast 46 Mrd. $, dann kam die straffste Zinserhöhung des Fed seit den Achtzigerjahren, die die aufgeblähten Tech-Werte kollabieren liess. Colemans US-Valoren haben so auch im vierten Quartal nochmals rund ein Viertel verloren auf nun noch 8,2 Mrd. $.
Der Wertverlust kam allerdings auch zustande, weil Coleman sich abermals massiv von Aktien getrennt hat, wohl um sein Verlustpotenzial einzugrenzen. Gemäss Goldman Sachs und Morgan Stanley haben Hedge Funds vergangenes Jahr allgemein ihre Risiken substanziell verringert und sich defensiver eingestellt.
Laut dem «Wall Street Journal» hat Coleman zudem seinen privaten Wagniskapitalfonds Ende 2022 um 42 Mrd. $ und damit rund ein Viertel abgewertet. Zu seinen grössten Investments in nichtkotierten Unternehmen gehören Stripe und Instacart, die beide einen Börsengang erwägen, sowie die nun bankrotte Kryptohandelsplattform FTX.
Bei seinen kotierten Beteiligungen hat Coleman sich im vierten Quartal unter anderem komplett vom chinesischen Elektroautobauer Li sowie vom US-Essenslieferdienst DoorDash getrennt. Substanziell Positionen abgebaut hat er im Fahrtenvermittler Uber, im Cloud-Dienstleister Datadog, im Softwareentwickler Atlassian sowie im Onlinehandels- und Videospielunternehmen Sea.
Zugekauft hat er bei den Aktien des Videocall-Unternehmens Zoom, des Onlinehandelsriesen Amazon und der Facebook-Mutter Meta.
Klarman setzt auf Big Techs
Der Value-Investor Seth Klarman mit seiner Baupost Group hat im vierten Quartal mehrheitlich verkauft, das Portfolio hat allerdings um 5,8% auf einen Wert von 6,1 Mrd. $ zugenommen.
Zugegriffen hat Klarman bei den Aktien von Google-Mutter Alphabet, die jüngst mit der Präsentation von Microsofts KI-Chatbot unter Druck gekommen sind. Auch hat er bei Facebook-Mutter Meta aufgestockt. Das Unternehmen gehörte vergangenes Jahr noch zu den grössten Verlierern, hat seit Jahresanfang dann aber über 40% zugelegt. Zudem hat er bei den Titeln des Onlinehandelsriesen Amazon sowie des Finanztechnologieunternehmens Fidelity National Information Service aufgestockt.
Substanzielle Verkäufe hat Klarman hingegen in den Aktien des Zahlungsverkehrsdienstleisters Fiserv, des chinesischen Bildungsdienstleisters New Oriental und des Halbleiterherstellers Qorvo vollzogen. Komplett abgestossen hat er die Valoren des Datenspezialisten Dropbox.
Loeb bleibt bei Disney dran
Den aktivistischen Investor Dan Loeb kennt man in der Schweiz noch von seiner Kampagne gegen den Nahrungsmittelriesen Nestlé von vor ein paar Jahren. Als neues Ziel scheint er gemäss dem «Wall Street Journal» das Softwareunternehmen Salesforce auserkoren zu haben.
Die Gesellschaft hat bereits andere Aktivisten angezogen, nachdem es aufgrund eines langsameren Umsatzwachstums und des Abgangs von Co-CEO Bret Taylor zur Zielscheibe geworden war. In der Börsenrally seit Jahresanfang haben die Titel nun rund ein Viertel gewonnen.
In Loebs US-Aktienportfolio, das zum vierten Quartal 7,8% auf fast 6 Mrd. $ zugelegt hat, zeigt sich die Beteiligung allerdings noch nicht. Seine grössten Neukäufe sind Positionen im Versicherer AIG, im Softwareriesen Microsoft und im Duftstoffhersteller International Flavors & Fragrances. Zudem hat er seine Beteiligung an den Detailhändlern Bath & Body Works sowie TJX aufgestockt.
Verschwunden aus Loebs Portfolio sind die Aktien von Twitter, die von Tesla-Chef Elon Musk gekauft worden sind. Zudem hat er die Titel der Gasförderer EQT und Range Resources verkauft und seinen Anteil an der Cybersicherheitsgesellschaft SentinalOne, dem Biotech Ventyx sowie am Medienkonzern Walt Disney reduziert.
Anfang des dritten Quartals hatte Loeb bereits eine Position im Unterhaltungskonzern Disney aufgebaut. Wie der aktivistische Investor mitgeteilt hat, fordert er das Management auf, den Streaminganbieter Hulu vollständig zu übernehmen, den Sportsender ESPN abzustossen und den Verwaltungsrat zu erneuern. Disney verweigert sich den Forderungen.
Disney-CEO Bob Iger hat vergangene Woche bei der Vorstellung der Geschäftszahlen substanzielle Kosteneinsparungen und Entlassungen sowie die Wiederaufnahme der Dividende angekündigt. Der aktivistische Investor Nelson Peltz hat sich daraufhin zurückgezogen. Loeb ist den Papieren allerdings zum Teil treu geblieben.
Im dritten Quartal hatte er die Beteiligung am Konsumgüterhersteller Colgate-Palmolive noch verzehnfacht. Sie wurde damit vor dem Strom- und Gasversorger PG&E seine grösste Position, musste die Pole Position zum Jahresende aber abgeben.
Loeb sieht in Colgate-Palmolives Tiernahrungsgeschäft namens Hill’s Pet Nutrition grossen Wert und will das Management zu einer Abspaltung bewegen. Der Konzern hält sich dazu bis anhin bedenkt.
Soros hat neuen Favoriten
Zu guter Letzt hat sich das US-Portfolio von Investorenlegende George Soros im vierten Quartal um fast ein Viertel auf rund 7,3 Mrd. $ verbessert. Seine einst grösste Position, den Elektroautobauer Rivian, hat er um rund die Hälfte weiter reduziert. Die Aktien haben zum Jahresende rund 44% verloren.
Dafür hat er eine neue Position in den Titeln des Biopharmaunternehmens Horizon Therapeutics aufgebaut und sie mit einem Portfoliogewicht von 4,5% zu seiner neuen grössten Position gemacht. Die Gesellschaft forscht und entwickelt Medikamente gegen seltene rheumatische Erkrankungen und ist im Dezember für fast 28 Mrd. $ von Konkurrent Amgen übernommen worden.
Neu hat Soros auch die Aktien der First Horizon Bank ins Portfolio genommen, die jüngst ein Übernahmeangebot der Toronto-Dominion Bank für 13,4 Mrd. $ erhalten hat. Zudem ist er in den Automobilzulieferer Altra Industrial Motion neu eingestiegen und hat bei den Titeln der Google-Mutter Alphabet substanziell aufgestockt.
Ebenfalls interessant: Soros hat eine kleine Verkaufsoption im Wert von 1,7 Mio. $ in den Aktien von Silvergate Capital aufgebaut. Der Investor spekuliert hier also auf einen sinkenden Aktienkurs des Kryptofinanzdienstleisters und damit wohl auf weitere Verwerfungen in dieser Branche.
Bereits ausgestiegen ist Soros aus seinen zuvor zweit- und drittgrössten Positionen, den Valoren des Pharmaunternehmens Biohaven und der Immobiliengesellschaft Duke Realty. Bei Biohaven hatte er zuvor zugeschlagen, nachdem das Unternehmen im dritten Quartal vereinbart hatte, sein Hauptgeschäft mit Migränemitteln an Pfizer zu verkaufen, woraufhin die Papiere über 90% verloren. Duke hatte im Sommer bereits ihren Verkauf an Konkurrent Prologis bekannt gegeben.
Griffin gewinnt 2022
Laut LCH Investments haben die grossen Wallstreet-Investoren mit ihren Hedge-Fund-Vehikeln im vergangenen Jahr einen Verlust von 208 Mrd. $ gemacht. Die grössten zwanzig stechen mit einem Gewinn von 22,4 Mrd. $ hervor. Das geht vor allem auf das Konto von Investor Ken Griffin mit seiner Gesellschaft Citadel, die 16 Mrd. $ verbucht hat.
Damit hat Griffin den Rekord von John Paulson von 15 Mrd. $ aus dem Jahr 2007 gebrochen. Paulson wettete damals gegen den Subprime-Hypothekenmarkt, was als «Greatest Trade Ever» bezeichnet wurde. Citadel setzt nicht nur auf Aktien, ihre mehr als hundert Händler verfolgen eine ganze Reihe von Anlagestrategien auf der ganzen Welt. Ohne ins Detail zu gehen, hat Citadel mitgeteilt, 2022 vor allem vom Anstieg der Rohstoffpreise profitiert zu haben.
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