
Ersteinschätzung von Christian Braun um 8.40 Uhr
Der Automobilzulieferer Autoneum wagt sich an eine Akquisition. Das ist etwas Neues, besonders in der fraglichen Grössenordnung. 610 Mio. € soll das Automotive-Geschäft der deutschen Borgers-Gruppe im Jahr 2021 umgesetzt haben – ein gutes Drittel des Verkaufserlöses von Autoneum selbst. Der ausgehandelte Unternehmenswert beträgt 117 Mio. €. Das ist fraglos günstig. Allerdings wird Borgers Automotive aus Insolvenz übernommen. Diese scheint jedoch die ganze Gruppe zu betreffen; die übernommenen Aktivitäten selbst scheinen profitabel zu sein – Autoneum spricht in der Mitteilung davon, dass die Akquisition von Beginn weg einen positiven Ergebnisbeitrag pro Aktie hervorbringen werde. Finanziert werden soll die Übernahme letztlich durch eine Kapitalerhöhung im Umfang von rund 100 Mio. Fr. Positiv daran: Die Grossaktionäre Michael Pieper und Peter Spuhler haben ihre Teilnahme im Umfang ihrer jeweiligen Beteiligung zugesagt. Angesichts der nach wie vor angespannten Finanzlage von Autoneum und der Erwartung von Integrationskosten sowie anderen vorübergehenden Belastungen wirkt das eher knapp bemessen. Andererseits ist wegen des niedrigen Aktienkurses von Autoneum auch verständlich, dass der Marktführer im Bereich von Lärm- und Hitzeschutzlösungen nicht allzu üppig Kapital aufnehmen und die Gewinnverwässerung eindämmen will. Das Produkt- und Kundenspektrum von Borgers Automotive sei «weitgehend komplementär» zu dem von Autoneum. Borgers stellt textile Schallisolierungen, Dämmungen und Verkleidungen für Automobile und Lastwagen her. Die Produktlinien Radlaufschalen, Kofferraumauskleidungen und das Lkw-Geschäft ergänzten das Angebot von Autoneum «in optimaler Weise», heisst es weiter. Das mag sein. Doch um Kofferraumauskleidungen und Lastwagengeschäft hat sich das Unternehmen bislang nicht gerade gerissen. Alles in allem fällt die erste Einschätzung deshalb neutral aus.
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(AWP) Autoneum übernimmt das «Automotive»-Geschäft der insolventen deutschen Borgers Gruppe. Zur Finanzierung der Akquisition ist eine Kapitalerhöhung geplant, an der sich die Ankeraktionäre beteiligen wollen.
Autoneum habe am vergangenen Freitag eine Vereinbarung zur Übernahme unterzeichnet, teilte die Schweizer Gesellschaft am Montag mit. «Der bezahlte Unternehmenswert» belaufe sich auf 117 Mio. €.
Mit dem Abschluss der Transaktion rechnet Autoneum im April 2023. Finanziert werden soll die Transaktion zunächst über eine neue Kreditfazilität. Diese stehe zusätzlich zu einem im Oktober 2022 erneuerten Syndikatskredit von 350 Mio. Fr. zur Verfügung.
Zur langfristigen Refinanzierung der Übernahme sei derweil eine Kapitalerhöhung im Umfang von rund 100 Mio. Fr. vorgesehen. Die beiden grössten Autoneum-Aktionäre, Artemis Beteiligungen I und PCS Holding, hätten zugesagt, sich entsprechend ihrer aktuellen Anteile zu beteiligen.
Preise stellen Profitabilität sicher
Selbst unter Berücksichtigung der Kapitalerhöhung werde die Transaktion von Beginn an einen positiven Ergebnisbeitrag pro Aktie generieren, hiess es weiter. Autoneum übernehme Borgers Automotive aus Insolvenz und habe mit dessen Kunden neue Preise und Lieferbedingungen vereinbart. Sowohl kurz- als auch langfristig sei daher eine nachhaltige Profitabilität sichergestellt.
2021 hat die Borgers Automotive Gruppe den Angaben zufolge mit rund 4700 Mitarbeitenden einen Umsatz von 610 Mio. € erwirtschaftet. Im Oktober 2022 stellte sie den Insolvenzantrag.
Borgers sei Spezialist für textile Schallisolierungen, Dämmungen und Verkleidungen für Fahrzeuge. Das Produkt- und Kundenspektrum sei weitgehend komplementär zu dem von Autoneum. Die Produktlinien Radlaufschalen, Kofferraumauskleidungen sowie das LKW-Geschäft von Borgers würden das Angebot von Autoneum optimal ergänzen, hiess es weiter.
Vor allem im Bereich der textilen Radlaufschalen sei Borgers Marktführer in Europa. Mittelfristig würden sich damit weitere Umsatzpotentiale für Autoneum auch ausserhalb von Europa ergeben.
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Ersteinschätzung der Akquisition – Autoneum expandiert in Deutschland
Der Automobilzulieferer übernimmt für 117 Mio. € das Automotive-Geschäft der Borgers-Gruppe aus Insolvenz.