Börsenbericht vom 9. Januar 2023Baunahe Werte treiben Schweizer Börse an
Der Schweizer Aktienmarkt hat den festen Trend von Jahresanfang in der neuen Handelswoche fortgesetzt.

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag den Aufwärtstrend der Vorwoche fortgesetzt und fester geschlossen. Dabei baute der Leitindex SMI die Gewinne sukzessive weiter aus und stiess erstmals seit rund einem Monat über die Marke von 11'200 Punkten vor. Gestützt wurden die Kurse von der Hoffnung, dass die Öffnung des chinesischen Marktes nach den Covid-Restriktionen der Weltwirtschaft Impulse verleihen und dass die US-Notenbank Fed die Zinsen langsamer erhöhen wird als zuletzt. Denn gemäss den jüngsten Arbeitsmarktdaten hat der Lohndruck in den USA nachgelassen und sich die Stimmung im Dienstleistungssektor deutlich eingetrübt. Eine sanfte Landung der Konjunktur sei möglich und bedeute nicht zwangsläufig eine tiefe Rezession, hiess es dazu in Marktkreisen.
Ob die positive Tendenz anhält, dürfte vor allem von den am Donnerstag erwarteten US-Inflationsdaten abhängen. Sollte die Teuerung weiter sinken, «wäre dies ein weiterer Katalysator für den Aktienmarkt», sagte ein Händler. Auch in Europa hat die Teuerung nachgelassen und viele Börsianer sind der Ansicht, dass der Höhepunkt der Inflation überschritten sei. Doch sei sie weiterhin inakzeptabel hoch und daher müssten sowohl die US-Notenbank als auch die EZB die Zinsen weiter anheben. Impulse für den Markt werden zudem am Wochenschluss erwartet, wenn die Grossbanken in den USA die Berichtssaison zum vierten Quartal einläuten.
Der FuW Swiss 50 Index klettert zum Wochenstart um 1,33% auf 2163,00 Punkten. Der SMI schloss um 0,61% höher bei 11'212,57 Punkten, etwas unter dem Tageshoch von 11'234,13 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte 1,19% zu auf 1734,52 Punkte und der breite SPI 0,72% auf 14'378,47 Zähler. Im SLI standen 27 Gewinnern drei Verlierer gegenüber.
An der Spitze der Gewinner unter den Bluechips standen die Aktien von AMS Osram (+5,6%). Deckungskäufe und die Hoffnung, dass, wenn der Grosskunde Apple demnächst eine VR-Brille auf den Markt bringe, der österreichische Sensorenhersteller als Lieferant zum Zug kommen könnte, hoben den AMS-Kurs erstmals seit Anfang Dezember über die Marke von 8 Fr. Auslöser der Spekulationen war der Internet-Blog MacRumors. Dieser berichtete, Apple könnte im Juni eine eigene Virtual-Reality-Brille vorstellen und ab dem Herbst dann sogar in die Läden bringen.
Gesucht waren zudem die Aktien des Sanitärtechnikkonzerns Geberit (+4,3%). Goldman Sachs hat nach vier Jahren die Verkaufsempfehlung auf eine neutrale Einstufung heraufgesetzt. Gekauft wurden auch andere baunahe Werte wie Sika (+5,1%) und Holcim (+2,0%).
Technologie- und Wachstumswerte erfreuten sich dank der Zins- und «Chinaöffnungs»-Hoffnungen an Käufen zu Kursen auf Schnäppchenniveau, wie ein Händler sagte. So legten der Technologietitel VAT (+4,1%) und die Medizintechniker Straumann (+4,0%) und Sonova (+1,6%), der Riechstoffhersteller Givaudan (+3,1%), die Luxusgüterproduzenten Swatch (+2,1%) und Richemont (+1,2%) kräftig zu.
Bei den Finanztiteln griffen die Anleger nach Credit Suisse (+3,2%), die gar über 3 Franken auf 3,05 Franken schlossen, sowie UBS, Julius Bär und oder Zurich mit Kursgewinnen von mehr als einem Prozent. Negativer Ausreisser waren Swiss Re (-0,9%).
Dagegen blieben defensive Werte wie die Marktschwergewichte Roche (-0,8%) und Novartis (-0,5%) ungefragt. Nestlé (+0,5%) schüttelten die anfänglichen Verluste ab und schlossen höher.
Auf den hinteren Reihen legten Zur Rose (+9,6%) nach Deckungskäufen markant zu.
Bei Medmix (+4,5%) und dem Autozulieferer Autoneum (+6,5%) wurden jeweils eine Übernahme positiv gewürdigt. Zudem zeigte sich der europäische Automobilsektor insgesamt in guter Verfassung.
Molecular Partners gewannen 8,8%. Das Unternehmen will möglicherweise die Kooperation mit Novartis vertiefen. Dagegen gaben die Aktien der SNB nach einem dreistelligen Verlust in Milliarden-Höhe um 1,6% nach.
New York: Kurse legen noch etwas zu
Die US-Aktienmärkte haben am Montag die hohen Kursgewinne vom Freitag noch ausgebaut. Gestützt werden die Börsen weiterhin von der Öffnung des chinesischen Marktes nach den Covid-Restriktionen und auch von der Erwartung langsamerer Zinserhöhungen in den USA.
Der Dow Jones Industrial stieg im frühen Handel um 0,50% auf 33’798,14 Punkte. Der marktbreite S&P 500 legte um 0,74% auf 3’923,86 Zähler zu. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es mit 1,27% auf 11’181,06 Punkte stärker nach oben.
Aus Branchensicht waren Ölwerte gefragt, nachdem die Ölpreise weiter angezogen hatten. Beflügelt wurden diese von der Erwartung, dass die US-Notenbank Fed ihr geldpolitisches Straffungstempo bald verringern wird. Dies würde für eine geringere Konjunkturbelastung und eine potenziell höhere Energienachfrage sprechen. Die Aktien von ExxonMobil , Chevron und ConocoPhillips stiegen jeweils um knapp ein Prozent.
Unter den Einzelwerten stehen die in den USA gehandelten Anteilscheine der chinesischen Handelsplattform Alibaba im Anlegerfokus. Sie gewannen 4,3%, nachdem bekanntgeworden war, dass Alibaba-Gründer Jack Ma die Kontrolle über den Finanzriesen Ant Group abgibt. Dieser reagiert damit offenbar auf das harte Durchgreifen der chinesischen Aufsichtsbehörden, die vor zwei Jahren den geplanten Börsengang des Fintech-Riesen verhindert hatten. Der Rückzug Mas könnte die Pläne für einen 35-Milliarden-Dollar-Börsengang der Ant Group nun wiederbeleben.
Die Papiere von Lululemon Athletic reagierten mit einem Kurseinbruch von mehr als zehn Prozent auf eine Profitabilitätswarnung des Sportmodeherstellers. Lululemon teilte mit, dass die Einnahmen im vierten Quartal voraussichtlich um 25 bis 27 Prozent zum Vorjahr gestiegen, die Bruttomargen aber gefallen sind. Bislang hatte das Unternehmen steigende Bruttomargen angekündigt.
Bei den Papieren des Impfstoffunternehmens Curevac setzte sich die Kursrally vom Freitag fort. Die Aktien sprangen um fast 30% nach oben, nachdem sie bereits am Freitag um rund 30% gestiegen waren. Jefferies-Analystin Eun Yang sieht durch die Studiendaten vom Freitag bestätigt, dass die mRNA-Plattform der Tübinger funktioniert. Sie hob ihr Kursziel von 9 auf 21 $ und empfahl die Aktien zum Kauf.
Bonds Schweiz: Uneinheitlich - Emissionskarussell dreht sich weiter
Die Schweizer Obligationenbörse präsentiert sich zum Wochenstart ohne klare Richtung. Nach den kräftigen Gewinnen zum Vorwochenschluss sei der Markt auf Richtungssuche, heisst es von Händlern. Der Zins-Future Conf notiert trotz höherer Swapsätze fester. Der Gesamtmarkt zeigt sich gemessen am Swiss Bond Index dagegen leichter.
Am Freitag hatten US-Konjunkturdaten den Anleihemärkten Auftrieb verliehen. Und dies trotz eines weiterhin robusten Arbeitsmarktes. Aber der Druck der Lohnkostenseite hatte abgenommen. Zudem hatte sich die Stimmung im US-Dienstleistungssektor im Dezember unerwartet deutlich eingetrübt. Dies milderte die Inflationssorgen und die Anleger kamen zur Auffassung, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen demnächst wohl nicht mehr so stark anziehen dürfte wie zuletzt. Zudem müsse eine Konjunktureintrübung noch keine tiefe Rezession bedeuten, so der Tenor im Handel.
Auch in Europa sind die Inflationssorgen geringer geworden. Dies liege daran, dass sich die Energiepreise wegen des ausgesprochen milden Starts in den Winter stark verbilligt hätten, schreibt die Zürcher Kantonalbank. Dadurch habe die Inflation in Europa stärker als erwartet abgenommen.
Mit Spannung blickten die Marktteilnehmer nun auf den Donnerstag, wenn die US-Inflationsdaten veröffentlicht werden. Der Asset Manager Bantleon erwartet eine Kerninflation von 5,7 nach 6,0%. Die Gesamtteuerung dürfte 6,6% betragen.
Händler berichten von einem weiterhin aktiven Geschäft am Sekundär- und auch im Primärmarkt. Die Banque Fédérative du Crédit Mutuel hat eine Anleihe von 235 Mio. Fr. über 4 Jahre aufgenommen. Zudem will die Rabobank den Markt anzapfen mit einer eigenkapitalbezogenen Anleihe mit einer Laufzeit von sechs Jahren, die aber nach 5 Jahren getilgt werden kann. Die Mindeststückelung dieses für professionelle Anleger bestimmten Bonds beträgt 200'000 Fr.
Und Swiss Life plant eine mehrteilige Emission. Dies wird auch von der Pfandbriefbank schweizerischer Hypothekarinstitute erwartet, die am Dienstag emittiert werden soll. Zudem wird die Eidgenossenschaft am Dienstag Details zur monatlichen Tenderauktion bekanntgeben.
In der vergangenen ersten Woche im neuen Jahr nahmen acht Emittenten den Kapitalmarkt mit neun Anleihen über insgesamt 1,94 Mrd. Fr. in Anspruch. «Ein viel versprechender Start», meint ein Händler.
Der für den Schweizer Bondmarkt richtungsweisende März-Conf-Future notiert gegen 13.15 Uhr um 66 BP höher bei 141,32%. Der Umsatz beträgt 13 Kontrakte. Am letzten Handelstag war der Conf um 112 BP gestiegen. Der Swiss Bond Index fällt 19 BP auf 124,65%.
Vier der bislang gehandelten Eidgenossen ziehen an und zwei geben nach. Die Rendite der zweijährigen Referenzanleihe wird mit 1,141% berechnet und die der Zehnjährigen mit 1,286%.
Der Kassazinssatz sinkt auf 1,343 von 1,422% am Freitag.
Euro steigt über 1.07 $ - USD/CHF unter 0.92
Der Euro ist am Montag über 1.07 $ gestiegen. Die europäische Gemeinschaftswährung erreichte am Nachmittag mit 1.0748 $ den höchsten Stand seit Juni. Dies ist gut ein Cent mehr als im frühen Handel.
Auch gegenüber dem Schweizer Franken neigt der Dollar zur Schwäche und sinkt unter die Marke von 0.92 auf 0.9172 Fr. Noch am Morgen wurde der Greenback zu 0.9251 Fr. gehandelt. Auch der Euro hat sich zum Franken abgeschwächt und wird aktuell zu 0.9855 Fr. nach 0.9883 am Morgen gehandelt.
Gestützt wird der Franken laut Händlern von Spekulationen auf eine weitere Zinserhöhung durch die Schweizerische Nationalbank im März. Bis dahin bleibe der SNB, um gegen die Inflation anzukämpfen, nur die Möglichkeit, die Importpreise mittels Devisenverkäufen zu drücken, kommentiert die Valiant Bank. «Zumindest beim Euro scheint sie das ab einem Niveau von 0.99 Fr. auch zu tun.»
Gestützt wurde der Euro am Montag durch solide Konjunkturdaten für Deutschland und die Eurozone. So konnte die deutsche Industrie ihren schwachen Auftakt ins Schlussquartal etwas ausgleichen. Auf einen Rückgang um 0,4% im Oktober folgte im November ein Produktionsanstieg um 0,2%, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. «Die Zahlen unterstützen die Erwartung, dass die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal nicht geschrumpft ist», kommentierte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. «Für die erste Hälfte dieses Jahres rechnen wir aber weiter mit einem leichten Minus.»
Zudem hat sich die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone den dritten Monat in Folge aufgehellt. Der vom Beratungsunternehmen Sentix erhobene Konjunkturindikator stieg im Januar etwas stärker als erwartet und erreichte den höchsten Stand seit Juni 2022. «Die Anleger hoffen auf eine mild verlaufende Rezession», kommentierte Sentix die Daten. Der Wirtschaftsindikator wird besonders früh im jeweiligen Berichtsmonat veröffentlicht und gibt damit Hinweise auf die ZEW-Konjunkturerwartungen und das Ifo-Geschäftsklima.
Nach dem Sturm radikaler Anhänger des brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro auf das Regierungsviertel in Brasilia ist der brasilianische Real nur leicht zum US-Dollar gefallen. Nach Einschätzung des Commerzbank-Experten Ulrich Leuchtmann stützt die entschlossene Geldpolitik der brasilianischen Notenbank tendenziell den Real. Mit einer Inflation von unter 6% und einem Leitzins von 13,25% sei sie weitaus restriktiver als die anderer wichtiger Zentralbanken. Der Real war im vergangenen Jahr eine der Währungen mit der stärksten Kursentwicklung.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.88048 (0.88475) britische Pfund und 141.35 (141.30) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1878 $ gehandelt. Das waren etwa 12 $ mehr als am Freitag.
Ölpreise legen zum Wochenstart deutlich zu
Die Ölpreise haben zu Wochenbeginn deutlich zugelegt. Am Montagmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 81.08 $. Das waren 2.51 $ mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 2.53 $ auf 76.30 $.
Der Rohölmarkt kann damit an seine Erholung vom Freitag anknüpfen. Preisauftrieb kam zuletzt von einem etwas grösseren Konjunkturoptimismus und dem schwächeren US-Dollar. Letzterer vergünstigt Rohöl für Investoren ausserhalb des Dollarraums, da der Rohstoff zumeist in der US-Währung gehandelt wird.
Beflügelt werden die Erdölpreise auch von der Erwartung geringerer Zinsanhebungen. Insbesondere die US-Notenbank Fed dürfte ihr Straffungstempo bald weiter verringern, was für weniger Konjunkturbelastung und eine potenziell höhere Energienachfrage spricht. Hintergrund sind die von hohem Niveau aus rückläufigen Inflationsraten und Lohnzuwächse, was der Fed etwas Luft verschafft.
Unter dem Strich sind die Erdölpreise seit Jahresbeginn aber deutlich gefallen. «Auslöser waren Nachfragesorgen aufgrund der aktuellen Infektionswelle in China nach der abrupten Aufhebung der Corona-Restriktionen», heisst es von Fachleuten der Commerzbank. Das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik dürfte dadurch belastet werden. China ist einer der grössten Energieverbraucher der Welt.
REUTERS/AWP
Fehler gefunden?Jetzt melden.