Börsenbericht vom 31. Oktober 2022SMI schliesst im Plus
Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag nach einem verhaltenen Start zugelegt und fester geschlossen.

Insgesamt hat der SMI eine starke Monatsbilanz Oktober erzielt. Das Geschäft verlief zum Wochenbeginn laut Händlern in ruhigen Bahnen. Vor der am Mittwoch anstehenden Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed und dem am Freitag erwarteten US-Arbeitsmarktbericht für den Monat Oktober hätten sich die Anleger zurückgehalten. Dagegen beeinflusste die rekordhohe Inflationsrate der Eurozone das Geschehen kaum. «Getreu dem Motto, die Börse schaut nicht zurück, sondern nach vorn, sind derzeit nicht die Wasserstandsmeldungen aus Wirtschaft und Statistik relevant», fasste es ein Experte zusammen.
Die Marktteilnehmer rechnen mehrheitlich mit einer erneuten Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte durch das Fed. Die Investoren richteten aber bereits den Blick nach vorn und wollten eine Antwort auf die Frage, ob und wann die US-Notenbank das Tempo aus dem dynamischsten Zinserhöhungskurs der Geschichte nehmen wolle, hiess es am Markt. Und dafür sei der Arbeitsmarktbericht sehr wichtig. Denn erst wenn dieser Schwächen zeige, dürfte das Fed den Fuss von der Zinsbremse nehmen. Diese Hoffnung auf ein Ende der restriktiven Geldpolitik und damit einhergehend die gesunkenen Anleiherenditen waren im Oktober der Treibsatz der Erholung.
Der SMI schloss unter dem Tageshoch von 10'850 Punkten, aber 0,52% höher bei 10'827,93 Punkten. Damit steht der SMI wieder nahe dem Schlussstand von Ende August bei 10'855 Punkten und hat damit auch die Verluste vom September (-5,4%) nahezu wieder aufgeholt.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 0,38% auf 1631,68 und der breite SPI 0,50% auf 13'803,08 Zähler. Im SLI schlossen 20 Aktien höher und zehn tiefer.
An der Spitze der Blue Chips standen Credit Suisse (+5,2% auf 4.13 Fr.). Die Aktie machte damit einen weiteren Teil des Kurseinbruch vom vergangenen Donnerstag wieder wett. Die CS hatte am Berichtstag erste Bedingungen zur angekündigten Kapitalerhöhung von 4 Mrd. Fr. genannt. Der Referenzpreis wurde dabei auf 4.07 Fr. festgelegt.
Die Neuigkeiten wurden im Markt als insgesamt wenig überraschend bzw. neutral für den Aktienkurs beurteilt. Ob zu den tieferen Aktienkursen nun vermehrt Käufer auftreten, müsse sich erst noch zeigen. Immerhin habe schon mal eine nicht-exekutive Person aus dem Verwaltungsrat der CS mit dem Kauf eines grösseren Aktienposten ein Zeichen gesetzt, meinte ein Händler.
Der Titel von Rivale UBS (-0,4%) gingen moderat tiefer aus dem Handel, und Julius Bär (+0,2%) schlossen etwas höher. Während bei den Versicherungen die Aktien von Swiss Re (-1,4%) nachgaben, schlossen Swiss Life (+1,4%) und Zurich (+0,9%) klar im Plus.
Ebenfalls auf Gewinnerseite standen, wenn auch mit einem gewissen Abstand zur CS, Swisscom, Adecco, Temenos, Nestlé, Holcim und Novartis mit einem Anstieg zwischen 1,0 und 1,8%. Damit erwiesen sich die Schwergewichte Nestlé und Novartis, und mit etwas Abstand auch Roche (+0,3%), als stützende Säulen des Marktes.
Straumann (+1,2%) waren ebenfalls gesucht. Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken zu hören war, gab eine Wiederabdeckung der Valoren durch Stifel dem Titel Aufwind. Das Institut empfiehlt den Titel zum Kauf.
Auf der anderen Seite waren mit Givaudan (-1,6%), Logitech (-1,6%), VAT (-1,3%), Geberit (-0,8%), Sika (-0,4%) und Partners Group (-0,3%) einmal mehr Aktien bei den Verlierern zu finden, die in den vergangenen Jahren sehr gut gelaufen waren. Und AMS Osram (-0,4%) standen laut Händlern vor dem am Mittwoch anstehenden Quartalsbericht und den negativen News rund um Apple etwas unter Druck.
Im breiten Markt gaben Ems-Chemie (-3,8%) klar nach. Berenberg hatte die Aktien des Spezialchemiekonzerns auf «Hold» zurückgestuft und damit die Kaufempfehlung aufgehoben. Zur Rose (+3,2%) profitierten von guten Zahlen und der Bestätigung der Ziele bei der Shop Apotheke.
New York: Verluste zum Ende eines sehr starken Oktobers
Zu Beginn der Woche mit der US-Zinsentscheidung haben die US-Börsen ihrer jüngsten Rally Tribut gezollt. Der Dow Jones Industrial gab im frühen Montagshandel um 0,34% auf 32 751,17 Punkte nach. Mit einem Zuwachs von derzeit 14% steht der US-Leitindex aber vor einer aussergewöhnlich starken Bilanz für den Monat Oktober.
Der marktbreite S&P 500 sank um 0,69% auf 3874,31 Punkte. Der Nasdaq 100 verlor 1,48% auf 11 375,70 Zähler. Das Monatsplus beläuft sich damit für den Technologiewerte-Index aktuell auf 3,7%.
Im Fokus steht in dieser Woche die US-Notenbank Fed mit ihrem Zinsentscheid am Mittwoch. Am Freitag sollte dann der Arbeitsmarktbericht für Oktober für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen. Marktteilnehmer rechnen fest mit einer erneut kräftigen Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte. Die Investoren richteten aber bereits den Blick nach vorn und verlangten eine Antwort auf die Frage, ob und wann die Fed das Tempo aus dem dynamischsten Zinserhöhungskurs der Historie nehmen wolle, sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets.
Diese Hoffnung und damit einhergehend die jüngst etwas sinkenden Renditen am Anleihemarkt waren im Oktober ein zentraler Treiber für die Kursgewinne am New Yorker Aktienmarkt.
Die Apple-Aktien rutschten am Montag nach ihrem starken Freitag wieder unter die 200-Tage-Linie für den längerfristigen Trend mit zuletzt minus 2,4%. Meldungen über einen Corona-Lockdown beim Zulieferer Foxconn in China sorgten für Unsicherheit.
Amgen verloren nach ihrer Oktober-Kursrally 1,6%. Die britische Investmentbank Barclays stufte die Titel des Biotech-Unternehmens von «Equal Weight» auf «Underweight» ab.
Amazon standen nach der enttäuschenden Prognose aus der Vorwoche weiter unter Druck. Das Minus für die Anteile des Online-Händlers belief sich zuletzt auf rund zwei Prozent.
Dollar-Stärke belastet Euro – EUR/CHF ebenfalls schwächer
Der Eurokurs hat am Montag unter der Stärke des US-Dollar gelitten. Am späten Nachmittag wird die Gemeinschaftswährung bei 0.9889 $ gehandelt und damit rund einen halben Cent niedriger als am Freitagabend.
Auch der Franken hat sich gegenüber dem US-Dollar etwas abgeschwächt. Zeitweise kostet die US-Valuta wieder mehr als einen Franken. Der Greenback hat sich dann aber nicht halten können und ist am Nachmittag wieder unter die Parität gerutscht. Derzeit wird der Dollar zu 0.9997 Fr. gehandelt, nach 0.9975 im frühen Geschäft. Der Euro hat sich zum Franken gleichzeitig auf 0.9886 von 0.9915 Fr. im Frühhandel abgeschwächt.
Eine hohe Inflationsrate in der Eurozone hatte den Euro am Vormittag nicht bewegt. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise im Oktober um 10,7% und erreichten damit einen Rekordwert. «Die Inflationsrate hat wahrscheinlich noch immer nicht den Hochpunkt erreicht», schreibt Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil. Das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die Inflationsrate wieder nachhaltig auf knapp zwei Prozent zu drücken, rücke in weite Ferne. «Sie wird ihre Inflationsprojektionen im Dezember einmal mehr deutlich nach oben revidieren müssen.»
Damit nehme auch der Druck auf den EZB-Rat zu, die Leitzinsen weiter kräftig zu erhöhen. Aussagen von EZB-Chefin Christine Lagarde vom Wochenende gehen in diese Richtung. Weiter deutlich steigende Leitzinsen würden den Euro tendenziell stützen.
Dieser Effekt war am Montag beim Dollar zu beobachten, der zu den wichtigsten Währungen aufwertete. «Die Aussicht auf eine kräftige Zinserhöhung in den USA stärkt dem US-Dollar angesichts des soliden Wachstums den Rücken», schrieb Ökonom Ralf Umlauf von der Helaba. Die US-Notenbank Fed gibt am Mittwoch ihren nächsten Zinsschritt bekannt. Ökonomen gehen fest von einem weiteren Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten aus.
Die Dollar-Stärke bekam indes auch das Pfund Sterling zu spüren. Die britische Währung wertete ab und regierte damit auch auf die Warnung, dass Grossbritannien ein ungewöhnlich kalter Winter bevorstehe. Zudem wird am Markt spekuliert, ob die Bank of England den Leitzins am Donnerstag lediglich um 0,5 Prozentpunkte anheben könnte und damit weniger als die Währungshüter in den USA.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.86115 (0.86120) britische Pfund und 147.40 (146.79) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London zum Preis von 1’638 $ gehandelt. Das waren knapp sieben Dollar weniger als am Freitag.
Ölpreise geben deutlich nach
Die Ölpreise sind am Montag nach schwachen Konjunkturdaten aus China deutlich gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 94.76 $. Das waren 1.01 $ weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1.29 $ auf 86.60 $.
Marktbeobachter verwiesen auf unerwartet schwache Konjunkturdaten aus China. Am Morgen war bekannt geworden, dass sich die Stimmung der Einkaufsmanager in der chinesischen Industrie und im Bereich Dienstleistungen im Oktober eingetrübt hat. Die Stimmungsdaten sind schwächer ausgefallen, als am Markt erwartet worden war.
Die offiziellen Stimmungsindizes der chinesischen Regierung sind zudem unter die sogenannte Expansionsschwelle von 50 Punkten gefallen. Damit deuten die Daten auf einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten hin und somit auf eine geringere Nachfrage nach Rohöl in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt. Chinas Wirtschaft wird durch das harte Vorgehen der Führung in Peking im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus, trübe Immobilienmärkte und schwächere Exporte gebremst.
Auf Monatssicht ging es mit den Ölpreisen im Oktober nach oben. Sei Beginn des Monats legte der Preis für Rohöl aus der Nordsee um mehr als fünf Dollar zu. Unter anderem hat die beschlossene Förderkürzung des Ölverbunds Opec+, an dem neben Saudi-Arabien auch Russland beteiligt ist, den Ölpreisen im Verlauf des Monats Auftrieb verliehen.
AWP/REUTERS
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