Börsenbericht vom 7. November 2022Schwergewichte drücken SMI ins Minus
Der Schweizer Aktienmarkt wurde beim Start in die neuen Woche vor allem durch Nestlé, Novartis und Roche ausgebremst.

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag belastet von den defensiven Schwergewichten schwächer geschlossen. Da die gefragten zyklischen Werte am hiesigen Markt weniger stark gewichtet sind, hinkte die Schweiz anderen, mehr zyklisch zusammengesetzten Märkten hinterher. Im festeren deutschen DAX etwa führten Automobil- und Technologiewerte die Rangliste an.
Zudem hätten die Anleger nach sechs Wochen steigender Kurse einen Gang hinuntergeschaltet. Die seit Wochen anhaltende Erholungsbewegung sei aber nicht gefährdet, äusserten sich Marktteilnehmer positiv. Aber vor den Zwischenwahlen zum US-Kongress und angesichts der Zinsängste hätten sich viele Anleger etwas vorsichtiger verhalten. Denn der weitere Verlauf dürfte stark vom Wahlausgang und den am Donnerstag anstehenden US-Inflationszahlen mitbeeinflusst werden. Beide Events hätten das Potential, die Richtung der Aktienmärkte zu beeinflussen, hiess es im Handel. Derzeit wette der Markt auf einen Erfolg der Republikaner in beiden Kammern.
Der SMI schloss um 0,35% tiefer auf 10'750,39 Punkten und damit klar über dem Tagestief von 10'713 Punkten. Der breite Markt gemessen am SPI büsste 0,16% auf 13'735,72 Zähler ein. Derweil war der SLI, in dem die grössten Aktien nicht mit ihrem ganzen Gewicht enthalten sind, mit 1627,37 Zählern um 0,09% fester. Im SLI schlossen 19 Titel höher und 11 tiefer.
Stark unter Druck standen die Aktien der Credit Suisse (-2,8%), die die Gewinne vom Freitag mehr als einbüssten. Die Aktien der Grossbank wurden von Baader Helvea gleich auf «Sell» von «Buy» herabgestuft mit der Begründung, die CS habe erneut katastrophale Zahlen für das dritte Quartal 2022 veröffentlicht. UBS (+0,5%) schlossen dagegen fester.
Punktemässig ging der Druck auf den SMI vor allem von den drei Schwergewichten Nestlé (-1,0%), Roche (-0,7%) und Novartis (-0,7%) aus. Momentan sei der «sichere Hafen» eben nicht gefragt, sagten Händler dazu.
Zu den Verlierern zählten ausserdem die ebenfalls defensiven Givaudan (-0,6%) sowie Swiss Re (-1,1). Bei den Verlierern im SLI waren noch Richemont (-0,7%) zu finden. Der Luxusgüterhersteller wird am Freitag seinen Halbjahresabschluss präsentieren. Swatch gewannen dagegen 0,9%.
Die stärksten Gewinne verzeichneten die Aktien des Technologieunternehmens AMS Osram (+4,9%), die den Erholungspfad fortsetzten, auf den sie in der Vorwoche nach der Bilanzvorlage eingeschwenkt waren. Dahinter folgen mit Logitech (+4,3%), VAT (+3,2%), Temenos (+1,8%) und ABB (+1,2%) weitere Technologiewerte. Bei Logitech dürfte ein positiver Kommentar der UBS mitgeholfen haben, hiess es am Markt.
Bei den als Wachstumswerten eingestuften Medizintechnikern stachen Straumann (+2,8%) positiv hervor. Dagegen waren Sonova (-0,3%) und Alcon (-0,5%) im Minus.
Zu den Gewinnern zählten ausserdem die zyklischen Adecco, die weitere 2,3% gewannen. Sie waren nach der Veröffentlichung ihrer Quartalszahlen am Donnerstag gefallen, hatten den Verlust aber am Freitag bereits wieder aufgeholt. Kühne +Nagel gewannen 2,3%.
Gesucht waren zudem Swisscom (+1,0%). Hier hoben die Analysten der Credit Suisse ihr Rating und das Kursziel an. Im aktuell schwierigen globalen Marktumfeld profitiere Swisscom von stabilen Erträgen und einer niedrigen Verschuldung, hiess es.
Im breiten Markt legten Zur Rose (+9,4%) zu. Händler sprachen von auffälligen Deckungskäufen.
Relief Therapeutics (+12%) profitierten von neuen Daten für seinen Kandidaten RLF-100 (Aviptadil). Der Reinheitsgrad einer neuen Formulierung sei nach sechs Monaten bei allen getesteten Temperaturen hoch gewesen, hiess es.
Rieter (+5,1%) profitieren von Aktienkäufen aus dem Management und Autoneum (+8,2%) von guten Autowerten.
Wall Street eröffnet freundlich
Die US-Aktienmarkt hat die neue Börsenwoche mit moderaten Gewinnen eingeläutet. Der Dow Jones Industrial stieg am Montag zuletzt um 0,65% auf 32’612,65 Zähler. Damit überwand der US-Leitindex die 200-Tage-Linie, die als Gradmesser für den längerfristigen Trend gilt. Der marktbreite S&P 500 gewann 0,33% auf 3783,15 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 legte um 0,26% auf 10’885,44 Punkte zu.
Vor den US-Zwischenwahlen am Dienstag und der Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise am Donnerstag zögerten viele Anleger, sich stärker zu engagieren, hiess es aus dem Handel. Die Zwischenwahlen werden darüber entscheiden, ob die Demokraten die Kontrolle über den Kongress behalten, während die Inflationsdaten die Aussichten für die weitere US-Geldpolitik beeinflussen könnten. Wirtschaftswissenschaftler erwarten eine leichte Verlangsamung des jährlichen Verbraucherpreiswachstums, was den Optimismus über eine Verlangsamung des Zinserhöhungstempos verstärken könnte.
Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Meta mit einem Kursgewinn von 6,5% als Nasdaq-100-Spitzenreiter im Anlegerfokus. Beim Facebook-Konzern steht laut Medienberichten ein deutlicher Stellenabbau bevor. Es gehe um mehrere Tausend Arbeitsplätze, schrieb das «Wall Street Journal» in der Nacht zum Montag. Die «New York Times» nannte keine Zahlen, aber berichtete, es könnten die bisher bedeutendsten Stellenstreichungen seit Gründung des Unternehmens im Jahr 2004 werden. Facebook hatte zuletzt gut 87’000 Mitarbeiter.
Um 1,0% abwärts ging es für die Apple-Papiere . Ein Grund dafür dürften Spekulationen sein, wonach der iPhone-Hersteller seine diesjährigen Produktionsschätzungen für das Smartphone angesichts einer abkühlenden Nachfrage kürzt. Hinzu kommen Lieferengpässe beim neuen iPhone 14 Pro und Pro max mitten im wichtigen Weihnachtsgeschäft. Aufgrund von Produktionshindernissen durch Corona-Lockdowns in China müssen Kunden wohl länger auf diese Modelle warten als gedacht. JPMorgan-Analyst Samik Chatterjee meinte jedoch, dass dies den Gesamterfolg aufgrund der Kundentreue nicht zwingend schmälern müsse.
Nach Geschäftszahlen von Biontech legten die Papiere des Corona-Impfstoffherstellers um 2,8% zu. Gewinn und Umsatz der Mainzer wuchsen im dritten Quartal nicht mehr so schnell wie zuvor. Dennoch hob Biontech das Jahresumsatzziel für seinen Corona-Impfstoff an und grenzte die Prognosespanne am oberen Ende ein.
EUR/CHF wenig verändert
Der Euro ist zu Wochenbeginn leicht gestiegen. Am späten Montagnachmittag kostet die Gemeinschaftswährung 0.9988 $ und damit etwa einen halben Cent mehr als im frühen Handel. Kurzzeitig war ein Euro gar leicht mehr als einen Dollar wert gewesen.
Zum Franken hat sich der Euro mit zuletzt 0.9892 Fr. nach 0.9901 am Morgen leicht abgeschwächt. Der US-Dollar notiert derweil bei 0.9904 Fr. nach 0.9958 am Morgen.
Der Handel zwischen Euro und Dollar verlief zum Wochenstart ohne besonders deutliche Impulse. Leichten Auftrieb erhielt die Gemeinschaftswährung durch Äusserungen von Frankreichs Notenbankchef. Francois Villeroy de Galhau sprach sich in einem Zeitungsinterview für weitere Zinsanhebungen zur Bekämpfung der hohen Inflation aus. Ab einem bestimmten Punkt allerdings soll die Straffung mit geringerem Tempo vonstatten gehen. Steigende Zinsen stützen eine Währung.
Etwas Auftrieb erhielt der Euro auch von Wirtschaftsdaten. Während sich die deutsche Industrieproduktion besser entwickelte als erwartet, hellte sich die Wirtschaftsstimmung laut Indikator des Analyseunternehmens Sentix auf. Dieses führte die Entwicklung auf das milde Wetter zurück, das für volle Erdgasspeicher und damit etwas Entlastung in der Energiekrise gesorgt habe. Die hohen Energiepreise stellen laut Ökonomen aber eine grosse Bürde für die künftige Industrieproduktion dar.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.87135 (0.87478) britische Pfund und 146.18 (145.19) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1676 $ gehandelt. Das waren etwa 4 $ weniger als am Freitag
Ölpreise starten fest in die Woche
Die Ölpreise haben zu Beginn der neuen Woche zugelegt. Anfängliche Abschläge wurden mehr als egalisiert. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 99.04 $. Das waren 47 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg am Montag um 67 Cent auf 93.28 $.
Nachdem sich Spekulationen auf eine Lockerung der harten Corona-Politik in China zuletzt nicht bewahrheitet haben, waren die Ölpreise im frühen Handel zunächst unter Druck geraten. Die harte Corona-Politik belastet die konjunkturelle Entwicklung in China und dämpft die Nachfrage nach Erdöl, Benzin und Diesel. Zahlen vom chinesischen Aussenhandel enttäuschten am Morgen.
Unterstützung erhielten die Rohölpreise dagegen von dem etwas schwächeren US-Dollar. Sinkt der Dollarkurs, sorgt das am Ölmarkt zumeist für eine regere Nachfrage. Hintergrund sind Wechselkurseffekte, da Erdöl überwiegend in der US-Währung gehandelt wird. Auch die überwiegend gute Stimmung an den Aktienmärkten unterstützte die Ölpreise.
AWP/REUTERS
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