Der Chart des TagesBritische Gilts ohne Netz
Langfristige Staatsanleihen des Königreichs haben sich im Kurs halbiert. Die Notenbank führt seit dieser Woche keine Stützungskäufe mehr durch.

Für britische Anleihen steht eine entscheidende Woche an. Die Bank of England (BoE) hat am Freitag ihr Notkaufprogramm für Regierungsanleihen beendet. Damit hatten die Währungshüter den Markt in den vorangegangenen Wochen gestützt, als das Land wegen des Haushaltsentwurfs der konservativen Premierministerin Liz Truss in eine Vertrauenskrise gestürzt war.
Der Kurseinbruch am britischen Anleihenmarkt ist einzigartig. Nicht nur der weltweite Zinsanstieg, sondern auch die politischen Turbulenzen in London haben ihn schwer getroffen. Der Chart zeigt den Kursverlauf der dreissigjährigen Regierungsanleihe (Gilt), die am 28. April 2021 ausgegeben wurde. Sie hat seither über die Hälfte ihres Werts eingebüsst.
Enorm sind zudem die Kursschwankungen im laufenden Monat. Am Freitag schwankte die Rendite innerhalb eines Tages um 0,66 Prozentpunkte. Der Marktzins beträgt inzwischen 4,85%. Anleihenrenditen und -kurse bewegen sich stets spiegelbildlich zueinander.
Dass die Turbulenzen nicht zu Ende sind, fürchtet auch die BoE. Sie hat vorsorglich eine Repo-Fazilität lanciert, die vorerst bis 10. November läuft. Damit versorgt sie den Markt mit Liquidität und versucht, allfällige Zinsschwankungen zu glätten. Auch die Regierung betreibt Schadensbegrenzung. Nachdem die Senkung der Einkommenssteuer aufgegeben wurde und der Schatzminister seinen Hut nehmen musste, hat sein Nachfolger die Steuerpläne umgekehrt: In einem Interview hat er die Öffentlichkeit auf steigende Steuern vorbereitet.
Trotz der kurzfristigen Unwägbarkeiten bietet der halbierte Gilt-Kurs langfristig auch eine Chance. Die Regierung wird die Papiere in 29 Jahren zum Kurs von 100% zurückzahlen. Der einzige Haken für ausländische Investoren: Das Pfund sollte sich auf lange Sicht nicht noch mehr abwerten.
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