ObjektivChalet fédéral
Im Sitzungszimmer des Bundesrats werden zwei Fauteuils frei. Die Herzkammer eidgenössischer Macht spiegelt die Solidität und die Stabilität des Landes.

Nach Ämtern drängt, an Ämtern hängt doch alles: Nächsten Mittwoch wird die Vereinigte Bundesversammlung die zwei Lücken füllen, die sich hier aufgetan haben – im Sitzungszimmer des Bundesrats. Es gibt vier offizielle Kandidaturen. Überraschungen sind unwahrscheinlich, die Favoriten stehen fest. Ob manche Medien dennoch, aus liebgewordener Gewohnheit, am Vorabend von der «Nacht der langen Messer» munkeln werden, routiniert aus der Bellevue-Bar? Derlei Presserituale sind mindestens so sedierend wie die Täfer-Gemütlichkeit und das putzig-altväterische Mobiliar im eidgenössischen Machtzentrum im Westflügel des Bundeshauses. Vor der Büchervitrine, am verhalten schmuckeren Tischchen, «thront» das Präsidium (noch bis zum Jahresende Ignazio Cassis, danach Alain Berset). Links und rechts davon, auf den drei Stühlen mit niedrigerer Lehne, ministrieren und protokollieren der Bundeskanzler und die zwei Vizekanzler. Davor sind im Halbrund die sechs anderen Mitglieder der Landesregierung aufgereiht, nach Anciennitätsschema. Der Genius loci, der zu Innenarchitektur geronnene Geist der Institution Bundesrat, steht für die landestypische Stabilität und Solidität. Die Kammer wird innig Chalet fédéral genannt.
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