Trotz unsicherer Konjunkturaussichten tastet Chinas Notenbank den Leitzins nicht an. Der Schlüsselsatz für einjährige Kredite (LPR) blieb am Montag bei 3,65%, der Schlüsselsatz für fünfjährige Kredite bei 4,30%. Diese Zinssätze sind somit bereits neun Monate in Folge unverändert geblieben. Die meisten Kredite in China basieren auf dem einjährigen Zins, der Schlüsselzins für fünfjährige Darlehen beeinflusst die Hypotheken. Der Preisauftrieb in China ist trotz der wirtschaftlichen Erholung fast zum Erliegen gekommen und hat Spekulationen auf geldpolitische Lockerungsmassnahmen aufkommen lassen.

Die Wirtschaft der Volksrepublik hat sich zwar im ersten Quartal von der Konjunkturdelle während der strikten Corona-Lockdowns erholt. Doch in der Industrie lief es zuletzt nicht rund. Zudem kriselt der Immobiliensektor weiter, womit die Wirtschaft insgesamt anfällig bleibt.

Notenbank könnte an anderer Schraube drehen

Im März hatte die Notenbank den Geldhäusern bereits mehr Spielraum zur Kreditvergabe eingeräumt, indem der Reservesatz für Geschäftsbanken (RRR) um einen Viertelprozentpunkt gesenkt wurde. Je geringer dieser Satz ist, desto mehr Kredite können die Geldinstitute vergeben. Die Ökonomen von Goldman Sachs erwarten, dass die Zentralbank dieses Jahr eher den RRR weiter senken wird, als an der Leitzinsschraube zu drehen. Denn das von der Führung in Peking ausgegebene Wachstumsziel von etwa 5% beim Bruttoinlandsprodukt sei 2023 durchaus in Reichweite. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Januar bis März um 4,5% zu. 2022 war die nach den USA zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt mit 3% so langsam gewachsen wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

REUTERS

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