Analyse zu den JahreszahlenCicor wird von Investoren unterschätzt
Der Elektronikhersteller soll zu einem europäischen Champion werden. Der Abschluss 2022 zeigt, dass der Kurs von CEO Alexander Hagemann bislang aufgeht.

Alexander Hagemann hat grosse Ziele für Cicor. Der CEO des Elektronikherstellers will das Unternehmen zu einem der führenden in Europa machen. «2022 war das erste Jahr, in dem wir gesehen haben, wohin unsere Wachstumsziele führen», erklärt er im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft».
Umsatz- und Ergebniskennziffern können sich sehen lassen. Auch wenn Gewinn und Free Cashflow hätten besser ausfallen können, befindet sich das Unternehmen auf einem Wachstumspfad. An der Börse findet die Story von Cicor noch nicht genug Beachtung. Investoren beobachten die Papiere.
Die Mitarbeiter des Unternehmens aus Bronschhofen (SG) haben sich auf Leiterplatten, Hybridschaltungen sowie Electronic Manufacturing Services (EMS) spezialisiert. Die Produkte und Dienste von Cicor bilden die Basis für eine Vielzahl von elektronischen Geräten, sei es in Hörgeräten, High-Performance-Chips oder Kampfjets. Entstanden ist die Gruppe durch Zukäufe, die Hagemann geformt hat.
Erste Meilensteine erreicht
Im Mediencommuniqué spricht die Gesellschaft davon, dass erste Meilensteine der Wachstumsstrategie erreicht seien. So habe die britische Axis Electronics, gekauft im November 2021, die Ziele im ersten vollen Jahr in der Gruppe erreicht. Durch den Kauf von SMT Elektronik, Phoenix Mecano Digital Elektronik sowie Phoenix Mecano Digital Tunisie gehöre Cicor mit der zuvor schon bestehenden Rhe Microsystems nun zu den führenden EMS-Dienstleistern in Deutschland.
Der jüngste Neuzugang ist AFT Microwave. «Wir haben uns in Deutschland und Grossbritannien eine stärkere Position erarbeitet», sagte Hagemann. «In beiden Ländern können wir noch signifikantes Potenzial heben, sehen aber auch noch weitere Märkte innerhalb von Europa, die uns interessieren.»

Den Umsatz hat die Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr 31% auf einen Rekordwert von 313 Mio. Fr. ausgebaut. Bereinigt um Akquisitionen belief sich das Wachstum auf 12%. Der Auftragseingang habe sich Ende Jahr ebenso auf einem Höchststand von 359 Mio. Fr. befunden, ein Plus von 25%. Das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz, die Book to Bill Ratio, lag mit 1,15 leicht unter dem Vorjahreswert von 1,2.
Preiserhöhungen, um gestiegene Kosten an Kunden weiterzugeben, hätten sich positiv auf die Marge ausgewirkt, hiess es. Die Betriebsgewinnspanne auf Stufe Ebitda (Earnings before Interest, Taxes and Depreciation) ist von 9,7 auf 10,3% gestiegen – und sei erstmals seit Start der EMS-Aktivitäten von Cicor prozentual zweistellig ausgefallen. «Wir sind mit der Marge von EMS äusserst zufrieden, mit der von Alternative Advanced Substrates noch nicht ganz», erklärte der CEO.
Wachstumskurs geht weiter
Der Betriebsgewinn auf Stufe Ebitda erreichte 32,3 Mio. Fr., ein Plus von 40%. Der Ebit legte 65% auf 21,4 Mio. Fr. zu. Die Ebit-Marge erhöhte sich von 5,4 auf 6,8%. Das Nettoergebnis vor Amortisationen sei 50% gestiegen auf 12,3 Mio. Fr. Der Gewinn indes sackte wegen Zinskosten und Wechselkurseffekten 61% auf 1,2 Mio. Fr. ab. Der Cashflow lag wegen der Zahlungen für die Zukäufe bei –41,1 Mio. Fr., nach einem Minus von 43,8 Mio. im Jahr zuvor.
Die Ausschüttung soll erneut ausfallen. «Die Aktionäre dürfen wieder mit einer Dividende rechnen, sobald sich das stürmische Wachstum normalisiert», sagt Hagemann. Den Wachstumskurs will er aber vorerst beibehalten. Im Kurs spiegelt sich dieser noch nicht. In den vergangenen zwölf Monaten haben die Papiere mehr als 10% verloren. Das lässt sich auch auf den geringen Streubesitz zurückführen. Sobald sich die Pflichtwandelanleihe ab Anfang 2024 wandeln lässt, dürfte sich der Free Float bessern. Die Aktien von Cicor haben mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 für das laufende Jahr noch Potenzial.
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