
Ersteinschätzung von Christian Braun um 8.15 Uhr
Clariant übertrifft sich selbst – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit den Zahlen zum Umsatz und zum Ebitda (Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisation) im dritten Quartal schlägt das Spezialchemieunternehmen nicht nur seine eigene Quartalsprognose, sondern ebenso die AWP-Konsensschätzung. Angekündigt war eine leichte Margensteigerung zum Vorjahreswert, herausgekommen ist eine stattliche, und der Umsatz hat sich entgegen der Vorhersage im Vorquartalsvergleich nicht abgeschwächt, sondern minim erhöht – bei anhaltend gutem Volumenwachstum notabene. In Zeiten kräftig steigender Rohmaterialkosten und schwindender Wirtschaftskraft ist solcherlei rar. Dank der über Erwarten guten Geschäftsdynamik, unterstützt auch von der (angekündigten) Erholung des Segments Catalysis, sieht sich das Spezialchemieunternehmen in der Lage, die Umsatzprognose für 2022 zu erhöhen. Das beeindruckt. Anerkennung verdient auch die Konsequenz, mit der Clariant die Fokussierung auf Spezialitäten vorantreibt: Der Verkauf des Land-Oil-Geschäfts in Nordamerika mit rund 113 Mio. $ Umsatz (2021) ist ein weiteres Beispiel. Angesichts des lausigen Verkaufspreises und der hohen erforderlichen Wertberichtigung scheint es sich dabei allerdings ohnehin um schwache Aktivitäten zu handeln. Was in den sonst erfreulichen Zwischeninformationen unangenehm überrascht, sind die zusätzlichen Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit der neuen Führungs- und Organisationsstruktur. Quantifiziert werden sie nicht, doch heisst es, die Ebitda-Marge des vierten Quartals werde deshalb «deutlich niedriger» sein als im Vorjahr. Immerhin soll die neue, schlankere Führungs- und Organisationsstruktur mit dazu beitragen, dass Clariant auch in Zukunft Freude bereitet. Eine Analyse der Zwischeninformationen folgt am Nachmittag.
Ersteinschätzung zu den Quartalszahlen – Clariant übertrifft sich selbst
Der Spezialchemiekonzern beweist Widerstandskraft und übertrifft die Erwartungen zum dritten Quartal. Doch Restrukturierungskosten werden die Marge im Schlussquartal belasten.