
Einschätzung von Stefan Krähenbühl um 12 Uhr
Die Ereignisse bei Credit Suisse überschlagen sich. Die bisherige Woche markiert einen weiteren Tiefpunkt in der Historie der Bank. Die Credit Default Swaps, die gegen Verluste aus einem Kreditausfall versichern, sind steil nach oben geschnellt, was nichts weniger bedeutet, als dass der Markt das Risiko eines Konkurses als immer grösser erachtet. Gleichzeitig sind die Aktien brutal abgestürzt, deutlich unter 2 Fr. Beides, CDS und Aktienkurs, spiegelt das Hauptproblem der Bank: den hohen Geldabfluss auf allen Ebenen. Wie viele Abflüsse Credit Suisse auf kurze Frist verkraften kann, bevor sie ein Liquiditätsproblem bekommt, ist unklar. Und falls sie sich Liquidität beschaffen muss – wozu der grösste Aktionär, die Saudi National Bank, sich heute öffentlich für nicht bereit erklärt hat –, ist ebenso unklar, zu welchem Preis das möglich wäre. Klar ist hingegen: Ein Szenario mit hohen Mittelabflüssen und Anleihen, die zur Liquiditätsbeschaffung unter Wert verkauft werden mussten, hat vergangene Woche die kleine Silicon Valley Bank in den Ruin getrieben. Dass es bei Credit Suisse so weit kommt, erscheint zwar auch jetzt unrealistisch. Aber die Bank steckt in einer beispiellosen Krise, aus der sie ohne fremde Hilfe nicht herausfinden kann. Und noch ist völlig offen, wer zu Hilfe eilen wird. Eigentlich mutet es grotesk an. Seit Jahren erinnert uns die Finanzwelt schon beinahe floskelhaft daran, dass im Banking Vertrauen der Schlüssel zum Erfolg ist. Wie recht sie damit die ganze Zeit hatte, zeigt uns Credit Suisse gerade auf die denkbar schlimmste Weise. Ihre bislang grösste Krise kommt nicht etwa von toxischen Finanzinstrumenten, sondern vom Vertrauensverlust. Ob sie sich je davon erholen kann, ist so unsicher wie nie.
Einschätzung zur CS-Misere – Credit Suisse: Vertrauen weg, Aktie stürzt
Nach Aussagen von Grossaktionär Saudi National Bank befinden sich die Wertpapiere der Grossbank im Sinkflug. Auch andere europäische Banktitel leiden.