Grossbank im UmbruchCS räumt erhebliche Schwächen ein
Mit etwas Verzögerung hat Credit Suisse nun den Geschäftsbericht 2022 veröffentlicht. Darin kommen auch Mängel bei den internen Kontrollen zur Sprache.

Die Credit Suisse hat die verschobene Veröffentlichung ihres Geschäftsberichts am Dienstag nachgeholt. Dieser zeigt Lohnrückgänge für die Top-Manager der angeschlagenen Grossbank nach dem miserablen Geschäftsjahr 2022. Sie erhalten aber finanzielle Anreize für eine erfolgreiche Restrukturierung der Bank.
Die Publikation des CS-Geschäftsberichts erfolgte mit fünf Tagen Verspätung, weil die US-Aufsichtsbehörde SEC noch kurz vor der Publikation Fragen an die Grossbank gestellt hatte. Zu Änderungen an den publizierten Zahlen führte die SEC-Intervention nicht. Allerdings räumte die Grossbank Schwächen in ihren internen Kontrollen zur Finanzberichterstattung ein: Man arbeite daran, diese zu beseitigen.
Tiefere Entschädigungen
Insgesamt bezahlt die CS ihrer Geschäftsleitung laut dem Vergütungsbericht für das stark verlustreiche Geschäftsjahr 2022 Entschädigungen in der Höhe von 32,2 Mio. Fr. nach 38,1 Mio. Fr. für das Vorjahr. Dabei verzichten die Manager, wie angekündigt, auf eine variable Vergütung.
CS-CEO Ulrich Körner, der den Chefposten per Anfang August übernommen hat, wird für das vergangene Jahr mit 2,5 Mio. Fr. entschädigt, wie dem Vergütungsbericht zu entnehmen ist. Vor seiner Ernennung zum CEO leitete er die Asset Management-Division. Sein Vorgänger Thomas Gottstein hatte 2021 noch 3,8 Mio. Fr. verdient.
Lehmann verdient 3,2 Mio.
Die Gesamtvergütung des Verwaltungsrats zwischen den Generalversammlungen 2022 und 2023 beläuft sich auf 10,4 Mio. Fr. gegenüber 11,7 Mio. Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann verdient total 3,2 Mio. Fr. Er verzichtet auf seine Vorsitzentschädigung von 1,5 Mio. Fr., wie dem Vergütungsbericht zu entnehmen ist.
Auch die weiteren CS-Angestellten müssen kürzer treten. Wie bereits früher bekannt gegeben, wurde der gesamte gruppenweite Bonustopf für 2022 um 50% gekürzt. Insgesamt erhalten die CS-Angestellten damit noch 1 Mrd. Fr. an variablen Entschädigungen nach 2 Mrd. im Jahr davor.
Lohnende Transformation
Während es für die Top-Manager 2022 keine variablen Entschädigungen gibt, soll sich eine erfolgreiche Restrukturierung der Grossbank finanziell lohnen. Wie bereits bekannt, richtet die CS «Transformations-Belohnungen» in Höhe von bis zu 350 Mio. Fr. an wichtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Ausgeschüttet werden diese nur bei der Erreichung bestimmter finanzieller Kennzahlen.
Davon soll auch die Geschäftsleitung profitieren: Die Generalversammlung soll nun einen «Transformation Award» zugunsten der Top-Manager von 30,1 Mio. genehmigen. Dieser habe einen «maximalen Zuteilungswert» von 70 Mio. Fr. zum Zeitpunkt der Zuteilung, wenn alle Leistungsbedingungen erfüllt sind. Da der Beitrag in Aktien ausbezahlt wird, könnte er bei einer starken Entwicklung der CS-Aktie allerdings sogar bis zu einem Maximum von 210 Mio. steigen.
Entlastung beantragt
Für die Generalversammlung vom 4. April stellen sich sämtliche Mitglieder des Verwaltungsrats zur Wiederwahl. Die Aktionäre sollen dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung für das Geschäftsjahr 2022 zudem Entlastung erteilen - ausgeklammert werden dabei allerdings die Themen mit Bezug zu den «Greensill-Fonds».
Die Credit Suisse hatte das Jahr 2022 mit einem Jahresverlust von 7,3 Mrd. abgeschlossen. Zudem musste sie Abflüsse von Kundenvermögen von insgesamt rund 123 Mrd. Fr. hinnehmen, einen grossen Teil davon im Schlussquartal. Die Geldabflüsse haben sich laut Geschäftsbericht zwar auf viel tieferem Niveau stabilisiert, sind aber weiterhin nicht gestoppt.
CS-Chef Ulrich Körner gab sich am Dienstag an einer Investorenkonferenz zuversichtlich über den Erfolg der Umstrukturierung. Die Bank liege teilweise vor ihrem eigenen Fahrplan, erklärte er. An der Börse zeigte der CS-Kurs am Nachmittag zwar eine klare Erholung von den Tiefkursen es Vortags. Diese war allerdings wohl vor allem auf eine allgemein verbesserte Stimmung am Markt nach den jüngsten US-Inflationszahlen zurückzuführen.
CS räumt erhebliche Schwächen in den Kontrollen des Finanz-Reportings ein
Credit Suisse hat in den internen Kontrollen zu ihren Finanzabschlüssen erhebliche Schwächen. Dies gelte sowohl per Ende Dezember 2021 wie auch per Ende Dezember 2022 für den Jahresabschluss 2022. Das Management habe festgestellt, dass die interne Kontrolle über das Finanz-Reporting nicht wirksam sein, schreibt die Grossbank in ihrem Geschäftsbericht 2022.
Trotz der festgestellten Schwächen bekräftigt die Gruppe die Finanzergebnisse für das Geschäftsjahr 2022, wie sie am 9. Februar 2023 bereits veröffentlicht wurden, sowie die zuvor veröffentlichten Finanzergebnisse für die Geschäftsjahre 2021 und 2020.
Das CS-Management arbeite daran, die festgestellten Schwächen zu beseitigen. Das beinhalte eine Stärkung des Risiko- und Kontrollrahmens. Die Anpassungen benötigten signifikante Ressourcen, schreibt die CS weiter. Es sei zudem nicht sicher, ob die ergriffenen Massnahmen die Schwächen tatsächlich beseitigen würden.
Die CS musste vergangene Woche die Publikation ihres Geschäftsberichtes kurzfristig verschieben. Als Grund dafür nannte die Grossbank eine Kontaktnahme durch die US-Börsenaufsicht SEC im Zusammenhang mit einer technischen Bewertung von früher veröffentlichten Revisionen der Cash Flow-Statements in den Geschäftsjahren 2019 und 2021 sowie den Kontrollprozessen.
AWP
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