Gelesen«Das Licht in uns – Halt finden in unsicheren Zeiten»
Michelle Obama gewährt in ihrem zweiten Buch einen tiefen Einblick in ihr Leben und das der ehemaligen Präsidentenfamilie. Das Resultat ist lesenswert.

Michelle Obama, née Robinson, schreibt zum zweiten Mal über ihr Leben und das der ersten schwarzen Präsidentschaftsfamilie der USA.
Die Erzählungen sind so persönlich, dass man am Ende der Lektüre mehr über die Robinson-Obamas weiss als über die Müllers von nebenan. Das mag in der Schweiz wenig heissen, aber trotzdem: So einen tiefen Einblick ins Privatleben kennt man aus der Politik kaum. Dazu braucht es eine gehörige Portion Selbstbewusstsein – und genau diese gibt Obama zu, nicht immer zu haben.
Das Buch ist voller Erkenntnisse, die Obama in schwierigen Zeiten geholfen haben. Veranschaulicht werden die generellen Ideen durch private Anekdoten. Zum Beispiel, als sie bei ihren Töchtern einmal aus Erziehungsfrust ihre Kündigung als Mutter einreichte. Oder dass sie sich beim ersten Besuch bei Baracks Familie auf Hawaii mehr tropischen Glamour und weniger Thunfischsandwiches auf Plastiktellern erwartet hatte. Die Mischung aus Autobiografie und Selbsthilfe funktioniert. Denn Obama gibt nicht vor – wie viele «Gurus» und Promis –, besser zu sein als ihre Leser.
Sie gibt zu, auf gewisse Moment nicht stolz zu sein. Genau das macht ihre Erzählung aus: selbstkritisch statt selbstgerecht. Wenn sie Vorbilder, wie die US-Autorin Toni Morrison oder die erste schwarze höchste Richterin der USA, Ketanji Brown Jackson, erwähnt, dann in Momenten, wo die Personen selbstreflektiert waren, durch Erfahrung etwas gelernt hatten.
Ausserdem wird zum ersten Mal näher über die Töchter Sasha und Malia geschrieben, die nun gemeinsam in Los Angeles wohnen und daten, Auto fahren, Instagram-Selfies posten und Fleischmesser kaufen, obwohl sie nie Steak kochen.
Die Schwachstelle ist der Schluss, in dem Obama ihr berühmtes Zitat «When they go low, we go high» zu erklären versucht. Die Ausführung ist eher verwirrend als erleuchtend, obwohl sie sich Mühe gibt, die Kritik am Spruch differenziert anzusprechen. Dabei müsste sie sich gar nicht rechtfertigen. Vielleicht kommt dieser Tipp dann im dritten Buch.
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