NonvaleurDas Volk und «seine» Banken
Vor dreissig Jahren übernahm die Schweizerische Kreditanstalt die Schweizerische Volksbank. Nun verschwindet CS in UBS – und was wird in weiteren dreissig Jahren sein?

Die Schweiz hat wieder eine Volksbank, denn: Der Bürger bürgt – als Steuerzahler und mittelbarer Eigentümer der Nationalbank – contre coeur für das Gelingen der Bankenfusion UBS-CS. Der Volkszorn auf die CS-Chefs der jüngeren Vergangenheit, die zu wenig getaugt und zu viel verdient haben, ist entsprechend gross. Nun steht die Schweiz da mit nur noch einer Grossbank, und es fragt sich, ob die in extremis mit CS beladene UBS für das Land nicht gar zu gewichtig wird. 1990 gab es noch fünf hiesige Grossbanken: Bankgesellschaft, Bankverein, Kreditanstalt, Volksbank, Leu. 1990 übernahm die Kreditanstalt die Leuenbank, 1993 dann die Schweizerische Volksbank. Diese Genossenschaft (biederes Logo in besänftigendem Grün) war 1869 aus dem Berner Arbeiter-, Beamten- und Gewerbemilieu heraus gegründet worden und wuchs stetig. 1930, zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise, war die SVB die zweitgrösste Bank der Schweiz. 1933 jedoch stand sie vor dem Kollaps – die Eidgenossenschaft beteiligte sich mit 100 Mio. Fr. am Genossenschaftskapital, das in der Folge zwei Mal halbiert werden musste: Es geschieht nichts Neues unter der Sonne. 1936 liquidierte die Bank mit Verlust ihr Auslandgeschäft. In den frühen Achtzigerjahren machte sie mit roten Zahlen in Silbertermingeschäften von sich reden. Zu Beginn der Neunzigerjahre handelte sich die Volksbank in der Immobilienkrise grossen Wertberichtigungsbedarf ein. Ihr blieb nur noch die Anlehnung, eben an die SKA bzw. Credit Suisse. Diesen Schritt kommentierte der seinerzeitige Nationalbankpräsident Markus Lusser so: «Weitere Zusammenschlüsse unter den Grossbanken sind wenig wahrscheinlich.» Lusser (1931–1998) realisierte seinen Irrtum noch, als Bankverein und -geselle 1997 zusammenfanden. Die CS-Blamage ist ihm erspart geblieben.
«Nonvaleur» basiert auf der Sammlung Schweizer Finanzmuseum der SIX Group. Nummer 177.
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