Das sieht schon sehr verlockend aus: eine Dividendenrendite von mehr als 4%, mitunter mehr als 5%, die zahlreiche Schweizer Aktien derzeit bieten. Gerade angesichts der hohen Kursverluste im zu Ende gehenden Jahr wirken solche Zahlen wie ein Hoffnungsschimmer am dunklen Horizont.
Da ist es Zeit, Vernunft walten zu lassen, Dividendenrenditen nüchtern zu betrachten und die klassischen Prüfkriterien in Erinnerung zu rufen.
Zukunft zählt, nicht Vergangenheit
Faktoren wie stetig steigende Ausschüttung oder zumindest Kontinuität ohne Dividendenausfall sowie Ausschüttungsquote helfen zwar, aber nur eingeschränkt, beziehen sie sich doch auf die Vergangenheit. Was war, muss nicht so bleiben.
Und da tun sich gerade zwei Risiken auf: eine schwierige konjunkturelle Lage mit der Gefahr einer womöglich länger anhaltenden Rezession sowie das inflationäre Umfeld, das die Zinsen kräftig in die Höhe treibt.
Die Substanz ist zentral
Ersteres zwingt dazu, Gewinnschätzungen eventuell weiter nach unten anzupassen und in der Folge auch die Dividendenerwartungen zu korrigieren. Zweitens lässt mit steigenden Zinsen der Reiz der Dividendenrenditen ohnehin nach.
Wichtig sind zudem die Effekte beider Entwicklungen auf die finanzielle Situation eines Unternehmens. Wird es hier eng, und die Ausschüttung wird nicht angepasst, geht es an die Substanz und damit an die langfristigen Aussichten.
Dividendenrenditen sind im derzeitigen schwierigen Börsenumfeld also noch genauer zu analysieren als ohnehin schon in guten Zeiten. Im Zweifel ist es mir lieber, wenn Unternehmen ihre Mittel bunkern oder produktiv einsetzen, statt sie an die Eigentümer zu verteilen.
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Meinung – Dividenden: harte Prüfung nötig
Nach den Kursverlusten dieses Jahres locken hohe Dividendenrenditen von 4% und mehr. Doch Vorsicht ist angebracht. Ein Kommentar des stv. Chefredaktors Adrian Blum.