
Einschätzung von Sylviane Chassot um 15.15 Uhr
260 Mio. Fr. zu 14 Mio. Fr. – so lautet das Verhältnis von Edisuns Nettoschulden zum Betriebsgewinn auf Stufe Ebitda. Landläufig gilt es als Alarmzeichen, wenn der Nettoverschuldungsgrad über 3 liegt. Der Schuldenberg stammt von Ende 2021, als Edisun dem Hauptaktionär Smartenergy eine Pipeline an Fotovoltaikprojekten abkaufte. Auch operativ übernahm Smartenergy-CEO Horst Mahmoudi damals die Kontrolle. Der vormalige CEO Rainer Isenrich und CFO Reto Simmen mussten das Unternehmen verlassen, seither füllt Smartenergy diese Funktionen aus. Eine personelle Entflechtung ist nicht absehbar. Das erklärt, warum die Valoren auf die grosszügige Dividendenerhöhung nur wenig reagierten. Edisun betreibt mittlerweile Anlagen mit 107 Megawatt Leistung, 2023 soll mit dem Bau von weiteren 185 Megawatt begonnen werden. Für die Finanzierung will Edisun «unter anderem», wie es in der Mitteilung vom Freitag heisst, von Smartenergy erworbene Projektrechte weiterverkaufen. Vor einem Jahr war noch eine Kapitalerhöhung bei Edisun im Raum gestanden, um die Projekte von Smartenergy bauen zu können. Im Juli zog Edisun resp. Smartenergy diese Pläne zurück. Ein Grund könnte gewesen sein, dass Smartenergys Anteil nur knapp unter der Schwelle von 33,3% liegt, ab der ein Pflichtangebot fällig würde. Per Ende 2022 besass Smartenergy 33,1% der Aktien von Edisun. Für die Publikumsaktionäre ist die Konstellation stossend. Smartenergy verkauft Edisun Fotovoltaikprojekte im Anfangsstadium, für deren Ausbau Edisun das Geld fehlt. Der Hauptaktionär betont stets die für Edisun vorteilhaften Konditionen, unter anderem ein zinsfreies Darlehen. Doch Interessenkonflikte sind inhärent, und es wäre nur konsequent, wenn Smartenergy Edisun nicht nur operativ, sondern auch finanziell komplett übernähme und den Publikumsaktionären ein Pflichtangebot unterbreiten würde.
Einschätzung zu den Jahreszahlen – Edisun schiebt Schuldenberg vor sich her
Der Solarstromproduzent profitiert 2022 von dem guten Wetter und den höheren Strompreisen in Europa. Die stossende Verflechtung mit dem Hauptaktionär bleibt allerdings unverändert.