Porträt: Christophe BiollazEin unternehmerischer CFO für Crealogix
Der neue Finanzchef von Crealogix soll die Zürcher Softwareschmiede wieder in die Gewinnzone führen. Er punktet mit jahrzehntelanger Erfahrung.

Wer den Börsenkurs des Bankensoftwareherstellers Crealogix im vergangenen Jahr genau verfolgt hat, der konnte Mitte Dezember einen plötzlichen Kurssprung beobachten. Tage später sollte die offizielle Ankündigung eines neuen Finanzchefs publik werden: Christophe Biollaz, langjähriger CFO des Messekonzerns MCH, wechselt zu Crealogix.
Mit dem Halbjahresergebnis am Dienstag hat der 55-jährige Biollaz die Nachfolge von CFO Daniel Bader offiziell angetreten. Biollaz bringt nicht nur internationale Erfahrung, sondern auch jahrzehntelange Expertise als Finanzchef mit.
Crealogix kann die durchaus brauchen. Das Fintech kämpft seit Jahren mit der Profitabilität. Mit der Investition in massgeschneiderte Software für Förderbanken will sich das Unternehmen nun neu aufstellen und konnte erste kleine Erfolge feiern. Im vergangenen Halbjahr bewegte man sich operativ in den schwarzen Zahlen, die letzte richtige Gewinnstrecke liegt jedoch zehn Jahre zurück. Eine Herausforderung?
«Der erste Schritt ist getan, es werden aber noch weitere folgen müssen», sagt Biollaz im Gespräch.
Wurzeln in Agrochemie
Biollaz begann in der Agro-Chemie, sammelte Erfahrung bei Novartis in Wien und ging für die Basler Syngenta nach Japan, deren operatives Geschäft damals mit der chinesischen ChemChina fusioniert wurde. Es folgten rund zehn Jahre Konsumgütererfahrung: nach Station beim Schweizer Nahrungsmittelkonzern Hero verschlug es Biollaz als Finanzchef zu Lindt in Australien. Er überwachte den Aufbau der lokalen Lindt-Cafés und konnte zusehen, wie die Schweizer schnell zu mehr Marktanteilen kamen. «Als Lindt-Mann hat man aber automatisch Goodwill», sagt Biollaz lachend, als er sich zurückerinnert.
Biollaz entspricht nicht dem Bild des zurückhaltenden Finanzchefs. Er wirkt voller Energie, ungezwungen, umgänglich. «Ich bin ein unternehmerischer Finanzchef», sagt Biollaz. Er führte lange Zeit das Weingut seiner Familie im Wallis, bis man sich schliesslich zum Verkauf entschloss – keine leichte Entscheidung, wie der Weinkenner zugibt, dem nicht nur die Impulse von aussen wichtig sind, sondern auch die Chemie im Team. Mit den Gründern von Crealogix sowie CEO Oliver Weber hätte er sich sofort verstanden.
Bis 2018 blieb Biollaz als Finanzchef beim Art-Basel-Mutterkonzern MCH. Die jüngste Station hiess Saint Gobain. Für die Schweizer Tochter des französischen Materialspezialisten hatte er als Finanzchef die Verantwortung für Marken wie etwa Weber und Rigips sowie für rund 1 Mrd. Fr. Umsatz.
Drei Prioritäten
Drei Prioritäten hat sich der Vater von zwei Kindern für Crealogix gesetzt. Neben der Verbesserung des operativen Ergebnisses und dem freien Cashflow steht die Identifizierung von Wachstumsmöglichkeiten auf der Agenda. Ausserdem wolle er Klarheit in der Struktur schaffen. «Wir wollen Vereinfachung und klare Verantwortlichkeiten», so Biollaz. Wird Crealogix’ Konsumentengeschäft mit den QR-Code-Lesegeräten weiter bestehen? Das werde geprüft, sagt Biollaz.
Der Pfad zu mehr Wachstum wird über das auf die Förderinstitutionen zugeschnittene Produkt Funding Portal führen müssen. Es verschlang in den letzten Quartalen Mittel und personelle Ressourcen, soll sich aber nun für Crealogix bezahlt machen.
«Es ist eine Plattformlösung, um Antragsprozesse für die Fördermittelvergabe zu digitalisieren, und die es ermöglicht, den Wirkungsgrad von Förderungen zu verstehen. Ob Förderbank, Behörde, Trust oder NGO spielt da keine Rolle», sagt Biollaz. Acht deutschen Förderbanken nutzen bereits die Software-as-a-Service-Lösung der Zürcher.
Was gibt den Ausschlag, um als Softwarehersteller das Vertrauen von öffentlichen Förderinstitutionen zu gewinnen? «Stabilität, langjährige Präsenz am Markt und eine Lösung, die funktioniert – all das haben wir», so Biollaz.
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