Der Chart des TagesEntwarnung bei der Lohn-Preis-Spirale
In den USA geht das Wachstum der Saläre zurück. Damit wird eine sich normalisierende Inflation wahrscheinlicher.

Diese Woche ist in den USA der Index der Arbeitskosten (Employment Cost Index, ECI) für das vierte Quartal 2022 veröffentlicht worden. Demnach ist das Wachstum der Saläre im Privatsektor deutlich geringer ausgefallen als noch in den Vorquartalen. Annualisiert liegt das Wachstum von Quartal zu Quartal bei 4,1%.
Das ist zwar noch höher als in der Vergangenheit, aber die Gefahr einer Spirale aus sich gegenseitig verstärkendem Lohn- und Preiswachstum scheint gebannt. Das war wohl einer der Gründe, warum die US-Notenbank nun weniger Gas bei den Zinserhöhungen gibt.
Noch deutlicher geht das Lohnwachstum zurück, wenn man die volatileren Gehälter von Berufsgruppen ausklammert, die Kommissionen erhalten. Schliesst man sie aus, betrug das Lohnwachstum im vergangenen Quartal annualisiert nur noch 3,1%.
Der Ökonom Joseph Politano bemerkt dazu, dass eine weiche Landung der US-Konjunktur nach Bekanntgabe der ECI-Daten nun wahrscheinlicher geworden sei. Eine solche weiche Landung definiert er als eine Normalisierung von Inflation, Löhnen, Konsum und Wirtschaftsleistung auf das Niveau von vor der Pandemie – ohne dass eine Rezession die Arbeitslosigkeit erhöht.
Solch eine Normalisierung sei auch bei einem aktuellen Wachstum der Lohnkosten möglich: «Nimmt man an, dass die USA das Produktivitätsniveau von vor der grossen Rezession erreichen können (etwa 2,2 % reales Wachstum des BIP pro Kopf), dann ist ein jährliches Lohnwachstum von 4,1% durchaus mit einem Inflationsziel von 2% vereinbar.» Als grosse Rezession wird unter Ökonomen der Wirtschaftseinbruch infolge der Finanzkrise 2008/2009 bezeichnet.
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