ObjektivEs werde Licht
Die Kerze als Lichtquelle – einst Alltag, heute Dekor.

Die Kerzenmacherei war einst ein blühender Erwerbszweig. Bis zum 19. Jahrhundert waren Bienenwachskerzen bei Hoch- und Geldadel die bevorzugte Lichtquelle, Ärmere leuchteten ihre Katen mit Öllampen aus, was oft stank. Schöne, wohlduftende Kerzen sind nach vor geschätzt. Oder zeitgemässer unverwüstliche aus Kunststoff, brandsicher dank Batterie statt brennendem Docht. Die Elektrizität hat dem traditionsreichen Wachswarengewerbe ohnehin quasi den Stecker gezogen – daran ändert hierzulande auch Berns Tipp nichts, gegen Stromlücken ein paar Kerzen vorrätig zu halten. Der liberale französische Ökonom Frédéric Bastiat legte 1845 eine zeitlose Parodie auf protektionistisches Lobbying vor: eine Petition der Kerzenmacher und anderer nicht eben heller Erleuchter ans Parlament, es möge ein Gesetz erlassen, wonach alle Fenster aller Gebäude zu verdunkeln seien, auf dass die Sonne ihr Gratislicht – unlautere Konkurrenz, Marktverzerrung! – nicht hineinstrahlen könne. Diese Intervention fördere die Beschäftigung in Kerzenmacherei, Viehzucht (Talg), Ackerbau (Ölsaaten), Seefahrt (Walfang) usf., somit das Volkswohl tout court. Das halte man sich vor Augen, wenn heute jemand «gleich lange Spiesse» heischt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.