
Ersteinschätzung von Christian Braun um 8.35 Uhr
Die Feintool-Gruppe hat im vergangenen Jahr den Umständen entsprechend ordentlich gearbeitet. 2022 war ein schwieriges Jahr, besonders für Metallverarbeiter, die wie Feintool stark auf den Automobilsektor ausgerichtet sind. Die zum Halbjahr erhöhte Umsatzprognose wurde gut erfüllt, die Margenprognose just. Die Zahlen sind durch die auf Anfang März vollzogene Übernahme von Kienle + Spiess geprägt, positiv wie negativ, der Umsatz darüber hinaus aber auch durch einen beträchtlichen Preiseffekt sowie durch negative Währungseinflüsse. Das operative Ergebnis liegt für sich gesehen auf der mageren Seite, was angesichts der Umstände aber nicht überrascht. Feintool verweist auf eine niedrigere Auslastung der Werke, auf die Verteuerung der Rohstoffe, die nur teilweise und mit Verzögerung überwälzt werden konnte, sowie auf ungünstige Stahlpreiseffekte in den USA. Das Segment System Parts USA fällt denn auch durch eine enttäuschende Ergebnisentwicklung auf. Die Zahlen lassen aber auch den Verdacht einer schwachen Ertragskraft der wachstumsstarken Kienle + Spiess aufkommen. Das Maschinengeschäft (Fineblanking Technology) steckt weiter in der Krise – im Markt herrscht Überkapazität. So erreicht denn auch der Gewinn nur dank einer Steuergutschrift die Erwartung von Analysten. Die Bilanz ist dank der Kapitalerhöhung zur Finanzierung der K+S-Übernahme noch stärker als zuvor. Der Ausblick auf das laufende Jahr verspricht zwar mehr Umsatz, im Wesentlichen spiegelt das Plus aber nur die zwei zusätzlichen Konsolidierungsmonate von Kienle + Spiess. Eine nennenswerte Margenverbesserung ist ebenfalls nicht in Sicht, weshalb die FuW-Gewinnschätzung für 2023 womöglich gesenkt werden muss.
Ersteinschätzung zu den Jahreszahlen – Feintool verzeichnet Gewinnrückgang
Der Metallverarbeiter setzt 2022 zwar signifikant mehr um, jedoch verdient er weniger. Die Dividende soll gekürzt werden.