Der Chart des TagesFreihandelsabkommen erleben Renaissance
Die EU versucht, mit der südamerikanischen Wirtschaftsorganisation Mercosur engere Handelsbeziehungen aufzubauen.

Auf seiner viertägigen Reise durch Südamerika warb der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz im Namen seiner europäischen Amtskollegen für den zügigen Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay (das einstige Mercosur-Mitglied Venezuela ist infolge seiner wirtschaftspolitischen Ausrichtung seit 2016 dauerhaft suspendiert). Die EU-Regierungen erhoffen sich vom Abkommen einen besseren Zugang zu kritischen Mineralien wie Lithium, die für den Wandel zu einer grünen Wirtschaft entscheidend sind.
Mit dem kupferreichen Chile hatte Deutschland gerade wenige Wochen zuvor ein Freihandelsabkommen ungewohnt zügig unter Dach und Fach gebracht. Und Eile ist angebracht, denn auch China bemüht sich rege um entsprechende Handelsabkommen mit lateinamerikanischen Ländern. In Aussicht stellt die EU – und allen voran Deutschland –, den rohstoffreichen südamerikanischen Ländern beim Auf- und Ausbau eines nachhaltigen Bergbausektors behilflich zu sein.
Neben der EU bemühen sich auch die USA verstärkt, engere Handelsbeziehungen aufzubauen, sowohl mit asiatischen Ländern, etwa auf dem jüngsten Asean-Gipfel, als auch mit den lateinamerikanischen Staaten. Zudem soll der Waren- und Dienstleistungsfluss innerhalb der nordamerikanischen Freihandelszone USMCA (früher Nafta genannt) intensiviert werden. Gemeinsam gelte es, die Warenproduktion aus dem Ausland in die nordamerikanische Region zurückzuholen und Wertschöpfungsketten zu vertiefen, insbesondere bei Zukunftstechnologien wie der Halbleiterindustrie.
Der Grund für die Wiederbelebung der Anstrengungen um Freihandelsabkommen ist politischer Natur. So haben westliche Staaten spätestens mit den Lieferkettenproblemen während der Coronapandemie und dem Beginn des Ukrainekrieges realisiert, dass ihr Handel – etwa bei kritischen Rohstoffen – wesentlich diversifizierter ausgerichtet werden muss.
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