Nach Shortseller-BerichtIndische Adani Group kommt nicht zur Ruhe
Nach dem kritischen Bericht eines US-Leerverkäufers setzt sich der Ausverkauf bei der Unternehmensgruppe fort.

Die Firmengruppe eines der weltweit reichsten Menschen, Adani Enterprises, kommt nach einem kritischen Bericht eines US-Leerverkäufers nicht zur Ruhe: Die Aktien des indischen Konglomerats des Milliardärs Gautam Adani rutschten am Freitag um 20% ab. Auch andere börsennotierte Unternehmen der Gruppe gerieten unter die Räder: Adani Transmission, Adani Total Gas, Adani Green Energy und Adani Ports brachen ebenfalls um bis zu 20% ein. Zusammen haben sieben Firmen des Konglomerates seit Mittwoch insgesamt 48 Mrd. $ an Marktkapitalisierung vernichtet. Auch der indische Bankenindex kam unter die Räder, weil Investoren Auswirkungen fürchten auf Banken, die Kredite an das Konglomerat vergeben haben.
Im Zuge des Aktieneinbruchs rutschte auch Gautam Adani in der Rangliste der reichsten Menschen der Welt ab: Dem Wirtschaftsmagazin Forbes zufolge liegt er nun mit einem geschätzten Nettovermögen von 96,6 Mrd. $ auf Platz Sieben. Vor dem Absturz der Aktien aus seiner Gruppe rangierte er noch auf Platz Drei.
Bericht eines Leerverkäufer löste Talfahrt aus
Der US-Leerverkäufer Hindenburg Research hatte in einem Bericht am Dienstag Zweifel an Zahlen zur Verschuldung und zu Vermögenswerten des Konglomerats geäussert und gesagt, auf fallende Kurse bei Firmen der Adani Group zu wetten. Zudem warf er Adani vor, Firmen aus Offshore-Steueroasen wie Mauritius und karibischen Inseln missbräuchlich genutzt zu haben. Der Zeitpunkt ist heikel, denn die Adani Group bietet im Rahmen einer Zweitplatzierung bis zum 31. Januar 45,5 Mio. Aktien Anlegern zum Kauf an.
Die Adani Group hatte den Hindenburg-Bericht als unbegründet zurückgewiesen und erwägt rechtliche Schritte gegen die Firma aus New York. Die indische Aufsichtsbehörde nimmt die Studie ebenfalls unter die Lupe und könnte diese Insidern zufolge für eigene Untersuchungen nutzen, um etwa die Offshore-Fonds-Holdings der Gruppe zu durchleuchten. Am Donnerstag hatte der US-Investor und Milliardär Bill Ackman gesagt, er finde den Bericht des Leerverkäufer sehr glaubwürdig und extrem gut recherchiert.
Der Milliardär Adani stammt aus dem westindischen Bundesstaat Gujarat, dort kommt auch der indische Ministerpräsident Narendra Modi her. Die indische Opposition, die Kongresspartei, hatte in der Vergangenheit Adani und anderen Superreichen vorgeworfen, von Modis Regierung bevorzugt behandelt zu werden. Adani hatte dies bestritten.
REUTERS
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