
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Mittwochabend eine mächtige Bazooka geladen. «Im Bedarfsfall» werde sie «CS Liquidität zur Verfügung stellen», hat sie mitgeteilt. Zur Limite schweigt sie und impliziert damit: unbegrenzt. In der Donnerstagnacht dann hat Credit Suisse die Waffe abgefeuert. 50 Mrd. Fr. will sich die Grossbank von der SNB leihen, fast 10% ihrer Bilanzsumme, mehr als ihr Eigenkapital. Konditionen übrigens: unklar.
Die nie dagewesene Massnahme erachteten CS und SNB als notwendig, weil am Mittwoch nie Dagewesenes passiert war. Die CS-Aktie stürzte im Nachgang des Regionalbankensterbens in den USA um zeitweise 30% auf ein Allzeittief ab. Zugleich schnellten die Risikoprämien auf ihre Kreditausfallversicherungen auf einen Rekordwert hoch.
Behörden prüfen Ansteckungsgefahr
Andere Grossbanken setzen sich von CS ab, kappen ihr Exposure. Ausländische Behörden prüfen ihr Bankensystem auf Ansteckungsgefahren durch die zweitgrösste Schweizer Bank. Vor diesem Hintergrund würde es nicht überraschen, wenn die hohen Abflüsse an Kundengeldern, die CS seit Ende 2022 verzeichnet, sich beschleunigt fortsetzen würden.
Der Markt schien jegliches Vertrauen und Hoffnung in die Bank verloren zu haben. Ein Versuch ihrerseits, eine Kapitalaufnahme via Markt zu bewerkstelligen, wäre wohl zum Scheitern verurteilt gewesen: Wer will schon eine Aktie kaufen, die kurz davor ist, ein Penny Stock zu werden? Wer will Fremdkapitalanleihen erwerben bei einem Zins, der wohl schreien würde «hoch spekulativ»? Selbst der Grossaktionär hat am Mittwoch eine Cashzufuhr brüsk und kategorisch ausgeschlossen.
Aufspaltung nicht vom Tisch
Credit Suisse drohte zur Aussätzigen des globalen Banking zu werden und gottverlassen auszubluten. In so einer Situation konnte nur der Staat einspringen und die SNB als sprichwörtlicher Kreditgeber der letzten Instanz auftreten. Da es sich bei CS um eine global systemrelevante Grossbank handelt, konnte der Staat nicht tatenlos zusehen, wie nach Jahren des Missmanagements die zweitgrösste Bank des Landes – wenn auch langsam – zu stürzen drohte.
Ob es damit nun getan ist, bleibt abzuwarten. Auf die Reaktion des Marktes und der Kunden. Stabilisiert sich der Aktienkurs, und gehen die Risikoaufschläge zurück, ist kurzfristig etwas gewonnen. Wird der Abfluss von Kundengeldern gestoppt, kann es langfristig wieder bergaufgehen. Ansonsten bleibt natürlich noch die Option der Aufspaltung – in einen Vermögensverwalter auf der einen und eine Schweizer Retail- und Firmenkundenbank auf der anderen Seite. Vorerst hat jedenfalls auch CS – wenn auch anders als UBS in der Finanzkrise – nun ihren Moment, in dem der Staat zur Rettung eilen musste.
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Meinung – Jetzt hat auch CS ihre Staatsrettung
Die Nationalbank muss als Kreditgeber der letzten Instanz einspringen, denn die Grossbank drohte zur Aussätzigen des globalen Banking zu werden. Über den Berg ist sie damit längst nicht.