NonvaleurKim-Bonds – Kapitalmarkt unter Koreas Kommunisten
Das nordkoreanische Regime hat, Überraschung, tatsächlich schon Anleihen begeben.

Kim Il-sung hatte eben doch ein Plätzchen für den Kapitalismus in seinem gegenüber jedweder Marktwirtschaft doch so harten Herzen. Wie sonst hätte der «Grosse Führer», der über seinen Tod (1994) hinaus als «Ewiger Präsident» gottgleich entrückt über die Geschicke Nordkoreas wacht, anno 1950 diese Anleihe begeben können? Wie viel auch immer das Regime damit eingenommen haben mag: Die Mittel flossen nicht in die Elektrifizierung und die Schwerindustrie, wie es das Sujet im Stalin-Stil suggeriert, sondern in den Kriegseffort. Im Juni 1950 überfielen Kims Truppen Südkorea, mit dem Ziel der Vereinigung unter kommunistischen Vorzeichen. Die Amerikaner verhinderten dies unter grossen Opfern; 1953 war der blutige Spuk vorüber, die Grenzen ungefähr wieder dort wo zuvor, am 38. Breitengrad. Ob die Papiere mit zehn Jahren Laufzeit je verzinst oder gar zurückgezahlt wurden, gibt die geheimniskrämerische Demokratische Volksrepublik Korea (alles Lüge, ausser Korea) nicht preis.
Bekannt ist, dass Dynastiefolger Kim Jong-il 2003 eine Obligation auflegte, zwecks Entwicklung der schwachen Volkswirtschaft. Das Modell der chinesischen Schutzmacht haben die Kims bisher verschmäht: Privateigentum, Konkurrenz, Öffnung unter Beibehaltung der Parteiherrschaft sind Pjöngjang nur in homöopathischer Dosierung geheuer. Wer den Systemwettbewerb gewonnen hat, ist ohnehin klar. Südkoreas Wirtschaft ist um Potenzen mächtiger (und übrigens mittlerweile grösser als die russische…).
Im April 2022 wiederum wurde berichtet, das Politbüro unter dem zweiten Thronerben, Kim Jong-un, habe alles vorbereitet für die Emission einer Anleihe. Damals soll es darum gegangen sein, Mittel zu beschaffen, um die aussenwirtschaftlichen Schäden des Pandemieausbruchs zu mildern. Die Betriebe wurden angewiesen – so stand zu lesen –, ihren Nachschub vorzugsweise im Inland zu beschaffen und allenfalls mit den Titeln statt in bar zu bezahlen. 60% der Anleihe sollen den Betrieben, 40% den «Donju» zugeteilt worden sein, den «Herren des Geldes». Das ist in der klassenlosen Gesellschaft die schmale Klasse derer, die in den vom Regime geduldeten Nischen und Grauzonen reich geworden sind.
Kim Jong-un, «the Rocket Man», wie ihn Amerikas ehemaliger und wohl kaum künftiger Präsident Donald Trump einst verhöhnte, könnte ja gelegentlich einen Ballistic Bomb Bond (quasi Triple B) auflegen. Schliesslich will er sein Land zur stärksten Atommacht der Welt aufrüsten, wie er unlängst bramarbasiert hat. Sofern Kim III. wirklich jemals die Schule Liebefeld-Steinhölzli in Köniz besucht haben sollte: Humanisiert und pazifiziert hat ihn die bernische Pädagogik nicht.
Kim Jong-un ist erst 38 Jahre jung, da steht seinem geschundenen und hirngewaschenen Volk, ja der ganzen Welt noch einiges bevor. Unlängst posierte er mit seiner minderjährigen Tochter – deren Name nicht mit Sicherheit bekannt ist, Kim na-und vielleicht? – vor einer Interkontinentalrakete. Früh übt sich, wer ein Monster werden will.
«Nonvaleur» basiert auf der Sammlung Schweizer Finanzmuseum der SIX Group. Nummer 172.
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