Analyse zu den QuartalszahlenLastminute wandelt das Wachstum nicht in bare Münze
Die Profitabilität kann mit dem starken Plus im Reisegeschäft nicht Schritt halten. Das wäre wichtig, um der Aktie Impulse zu geben.

Der Online-Reiseanbieter Lastminute.com hat den Umsatz im ersten Quartal ausgeweitet. Besonders die lukrativen Urlaubspakete, die das Unternehmen für Kunden schnürt, waren gefragt. Die Profitabilität konnte mit dem besseren Geschäft nicht Schritt halten. Die Aktien zogen sich nach Vorlage der Zahlen etwas zurück – sind allerdings seit Anfang Jahr auch überdurchschnittlich gut gelaufen.
Lastminute – ehedem LM Group, davor schon einmal Lastminute und zum Börsenstart 2014 Bravofly – vertreibt von Chiasso aus Urlaubsträume. Zur Gruppe gehören auch Marken wie Rumbo, weg.de, Jetcost oder Hotelscan.
Vergangenen Sommer rückte das Unternehmen wegen Verfehlungen der Unternehmensspitze in den Fokus: Während der Pandemie hat es unrechtmässig Staatshilfen bezogen. Die Unternehmensspitze um Gründer, Ex-CEO und Ankeraktionär Fabio Cannavale sass über Monate in Haft. Seit Ende Dezember versucht das Unternehmen mit komplett neuer Führung den Neustart unter CEO Luca Concone.
Mehr Reisen als vor Corona
«Wir sind im ersten Quartal deutlich gewachsen, mit einem Rekordquartal in Bezug auf Bruttoreisewert und Umsatz», erklärte Concone laut Mediencommuniqué. Das Bruttoreisevolumen, das der Summe aller Buchungen entspricht, habe im ersten Quartal 1,1 Mrd. € betragen, 57% mehr als im Vorjahr «und höher als im ersten Quartal 2019».
Der Umsatz stieg 39% auf 92,2 Mio. €. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2019 – dem Jahr vor Corona – verzeichnete die Gesellschaft einen Umsatz von 166 Mio. €. Sie weist erst seit vergangenem November Quartalszahlen aus.
Die Profitabilität konnte nicht Schritt halten: Der Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Amortisation (Ebitda) gemäss Rechnungslegungsstandard IFRS sackte 18% ab auf 8,4 Mio. €. Der Ebitda im ersten Halbjahr 2019 lag bei 35,1 Mio. Unter dem Strich wies Lastminute für das erste Quartal einen Gewinn von 2,2 Mio. € aus, ein Minus von sogar 48%.
Das schlechtere Abschneiden begründete das Management mit höheren Stornierungskosten, einem geringeren Erlös aus nicht in Anspruch genommenen Gutscheinen sowie staatlichen Zuschüssen für Kurzarbeit, die im Vorjahr noch in Höhe von 1,1 Mio. € geflossen waren.
Busse an Schweizer Staat beglichen
Das Unternehmen teilte zudem mit, dass Anfang Mai alle mutmasslich zu Unrecht bezogenen Coronahilfszahlungen an das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zurückgezahlt wurden. Ein weiterer Schritt, um den Skandal zu bewältigen. Das Administrativverfahren sei damit abgeschlossen. Vergangenes Jahr wurde dafür eine Rückstellung von 34 Mio. € gebildet. Die Nettofinanzposition von Lastminute habe sich Ende März auf 80,3 Mio. € belaufen.
Die Einbussen bei der Profitabilität enttäuschen. Vergangenes Jahr schien Lastminute noch auf bestem Weg, stärker aus der Coronakrise zu kommen. Die Valoren der Gesellschaft zogen sich am Mittwochvormittag zurück. Seit Anfang Jahr steht auf dem Kurszettel jedoch noch immer ein Plus von fast 30%, deutlich besser als der Markt. Die Gesellschaft hat den Staatshilfenskandal bislang gut bewältigt. Ins Blickfeld rückt wieder das Geschäft – und hier steht das neue Führungsteam noch in der Beweispflicht.
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