ObjektivLord Protector
Oliver Cromwell liess einst König Charles I. enthaupten. Am Samstag wird Charles III. die Krone aufs unversehrte Haupt gesetzt erhalten.

Hier ragt er, in Stein gemeisselt, gesenkten Hauptes im Dämmerlichte: der Puritaner, Politiker und Parlamentskrieger Oliver Cromwell. Er ist als eine der Nebenstatuen am Genfer Reformationsdenkmal verewigt. Gottesfürchtig war der englische Landadlige und Unterhausabgeordnete, zudem alttestamentarisch gnadenlos: 1649 liess er König Charles I. köpfen. Im Bürgerkrieg des Parlaments (Roundheads) gegen die Königstreuen (Cavaliers) war Cromwell zum führenden Feldherrn und Staatsmann aufgestiegen; als Sieger herrschte er über das Commonwealth of England, das später auch Irland und Schottland umfasste. Ab 1653 bis zu seinem Tod 1658 nannte sich Cromwell Lord Protector – ein Militärdiktator, ein früher Napoleon. Das Inselreich unterstand in seiner Geschichte ironischerweise nur einem einzigen absoluten «König», eben Cromwell. Doch der sah sich «not as a king, but as a constable», und so schutzmanngestreng waltete er auch. Sohn und Erbe Richard ging nach kurzer Zeit ins Exil. Am 29. Mai 1660, an seinem dreissigsten Geburtstag, bestieg Charles II., Sohn des kopflosen I., den Thron. Am Samstag wird dem verwitterten, kauzigen Charles III. die Krone aufs Haupt gesetzt. Das Henkerbeil droht ihm nicht. Immerhin.
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