Kaffee mit Sophie Lacoste «Mit Fusalp wollen wir französischen Chic verkörpern»
Die Erbin der Mode-Dynastie hat nach dem Verlust des Familienunternehmens umgehend ein neues aufgebaut.

Die Shirts und Shorts der berühmten Bekleidungsmarke mit dem Krokodil hat Sophie Lacoste vor gut zehn Jahren zurückgelassen. Seither kümmert sie sich um die Kleider von Fusalp, deren Logo ein kleiner stilisierter gallischer Hahn mit einem «f» in den Nationalfarben Frankreichs ziert.
«Mit Fusalp wollen wir französischen Chic verkörpern, mit klaren, schlichten Linien und hohem technischen Anspruch an die Verarbeitung», erklärt Lacoste im neuen Flagship Store in der Bärengasse in Zürich, einen Steinwurf von der Bahnhofstrasse. Dort erhält der Journalist einen Espresso, Lacoste trinkt lieber Tee, natürlich einen von ihrer Schwester. Als Spross der Mode-Dynastie hat diese den Tee «Chic des Plantes!» getauft. Auch Fusalp ist ein Familienunternehmen, gegründet von einer Schneiderfamilie in Annecy unweit von Genf, Ende 2013 übernommen von Sophie Lacoste und ihrem Bruder Philippe. Dessen Frau ist Artistic Director, zwei Cousinen und eine Tante sind auch im Aktionariat. Sophie Lacoste und ihr Bruder teilen sich das Verwaltungsratspräsidium.
Als die Lacostes bei Fusalp eingestiegen sind, war das 1952 gegründete Unternehmen ein bisschen verstaubt. In den 1960er-Jahren hatte Fusalp das französische Skiteam eingekleidet, «heute haben wir es bereits wieder zum offiziellen Ausrüster des britischen alpinen Rennteams geschafft», sagt Lacoste mit einem Lachen. Sie selbst trägt eine der eng anliegenden Keilhosen (französisch Fuseau), für die die Marke steht. Sie sieht ein bisschen wie eine Skihose aus, gehört aber zur City-Kollektion, die Fusalp seit einigen Jahren ebenfalls vertreibt.
Die Sommerkollektion trägt inzwischen ein Viertel zum Umsatz bei. Viele der Shops befinden sich allerdings in den Bergen und sind nur während der Wintersaison geöffnet, in der Schweiz etwa in St. Moritz, Zermatt, Gstaad oder Crans Montana. Auch deshalb will Lacoste neben der Eröffnung weiterer Shops auch den Onlinevertrieb forcieren, über den zurzeit 20% des gesamten Verkaufs läuft. Fusalp vertreibt ihre Kollektionen, zu denen neben den Hosen, Jacken, Pullovern, Polo-Shirts, T-Shirts und Unterwäsche auch Skis, Schuhe und Accessoires wie Mützen oder Schals gehören, zusätzlich auch in Partnerläden. Dort sind die Produkte neben anderen Luxusmarken zu finden. Die Preise sind entsprechend. Ein Paar Socken kosten beispielsweise 40 Fr., eine Kappe 80 bis 120 Fr. Jacken gibt es ab 350 Fr., wobei sich die Preise für die raffinierteren Wintermodelle und Skidresses eher zwischen 1500 und 2000 Fr. bewegen.
Fusalp will international wachsen. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen die Hälfte des Umsatzes von etwas mehr als 50 Mio. € noch in Frankreich erwirtschaftet. Bis 2025 soll sich der Absatz verdoppeln. Zu den nächsten Zielen gehört der Aufbau des US-Marktes. Die ersten zwei Shops hat Sophie Lacoste Ende vergangenen Jahres in New York eröffnet. «Wir hatten festgestellt, dass die Amerikaner die zweitgrösste Kundengruppe in unserem Online-Shop sind», sagt sie.
Am Unternehmertum liebt sie die Dynamik. «Es ist wunderbar, etwas zu erschaffen, gemeinsam mit anderen Menschen», sagt Lacoste. Ihr Interesse wurde schon als Kind bei Besuchen im Unternehmen geweckt, das ihr Grossvater René, der Tennisspieler, 1933 gegründet hatte. Auch Grossmutter Simone, die Golf-Champion war, habe sie geprägt. «Es waren aussergewöhnliche Leute», sagt Lacoste. «Mein Grossvater war nicht nur Sportler, sondern auch Erfinder. Er hatte am Überschallflugzeug Concorde mitgearbeitet.»
Die 46-jährige Sophie Lacoste hat zunächst eine Schauspielkarriere eingeschlagen. Nach Abschluss einer entsprechenden Ausbildung 2003 hat sie als Theaterschauspielerin gearbeitet und sass gleichzeitig während fast zehn Jahren im Verwaltungsrat der Lacoste SA. 2006 hatte sie dort die René Lacoste Stiftung gegründet, die Kinder aus schwierigen Verhältnissen sportlich fördert. Seit Ende 2012 unterstützt sie über den Porosus Fonds Nachwuchstalente in der Schauspielerei und im Sport. In zehn Jahren hätten rund 300 Talente davon profitiert.
Die Familie Lacoste ist heute nicht mehr am Unternehmen gleichen Namens beteiligt. Nach einem Zwist, den Sophie Lacoste mit einem Teil der Familie gegen eine andere Gruppe unter Führung ihres Vaters ausgetragen hatte, hat Sophie 2012 zunächst Vater Michel auf dem Verwaltungsratspräsidium abgelöst. Die Gruppe um den Vater hat daraufhin ihre Anteile an Maus Frères verkauft. Die Schweizer Unternehmerfamilie Maus, die für die Warenhauskette Manor bekannt ist und die zuvor bereits eine Minderheitsbeteiligung an Lacoste hielt, wurde so zur Mehrheitsaktionärin. Wenig später haben Maus Frères das renommierte Bekleidungsunternehmen ganz übernommen.
Sophie Lacoste sagt heute, der Verlust des Familienunternehmens sei «prägend» gewesen. Wenn sie an ihre eigenen zwei Kinder denke, bedaure sie das schon ein bisschen. Aus der Bahn geworfen habe sie das aber nicht, auch «dank wunderbarer Menschen um mich herum». Und die Kinder, die heute elf und vierzehn Jahre alt sind, hätten ihrerseits die Chance, im neuen Familienunternehmen Fusalp einzusteigen, wenn sie das wollen. «Sie kommen manchmal mit und stellen Fragen.»
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