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FuW Forum – Nachhaltig investieren und die Rüstungsindustrie
Am sechsten FuW Forum «Nachhaltig investieren» debattierten die Teilnehmer über Waffenhersteller, gute Unternehmensführung und den Einfluss der Aktionäre.
Keith Schoener von der Digital Finance Boutique PTGR in Zug referiert über den Nutzen der Blockchain für den Handel mit dezentraler Solar- und Windenergie.
Bild: Iris C. Ritter
Nachhaltigkeit und Rüstungskonzerne – das Thema wird wegen des Krieges in der Ukraine völlig anders debattiert als früher. «Leider haben uns die geopolitischen Ereignisse gezeigt, dass es nicht mehr so einfach ist zu sagen: Rüstungskonzerne sind alle böse, und wir wollen nichts damit zu tun haben.» Das sagte Dorothea Baur von Baur Consulting am FuW Forum «Nachhaltig investieren» am Donnerstag in Rüschlikon.
«Viele von uns sind zum Schluss gekommen, dass Waffenlieferungen an die Ukraine unterstützenswert sind», sagte Baur. Damit stelle sich die Frage: Wenn diese Waffen von Unternehmen produziert werden, die kotiert sind, «was ist dann die Rolle des verantwortungsvollen Aktionärs»?
Aktive Aktionäre sind gefragt
Die Nest Sammelstiftung als Pensionskasse habe fixe Ausschlusskriterien, sagte ihre Leiterin Investments Ulla Enne. Das betreffe auch Rüstung sowie jegliche Art von Waffen, inklusive Zulieferbetriebe und Verkäufer. «Die Ausschlusskriterien gelten für alle.» Zudem sei es operativ und technisch unmöglich zu beurteilen, welche Waffen für einen guten Zweck seien.
Neben dem Ausschluss von Unternehmen aus dem Portfolio ist auch das Engagement ein wichtiges Instrument für Anleger: Aktionäre nehmen Einfluss im Austausch mit der Geschäftsleitung und durch Abstimmen an der Generalversammlung. «Der Grundsatz, dass wir als Asset Owners unsere Stimme erheben und engagiert sind, ist fundamental für ein System, das ohne restriktive Regulierung auskommen will», sagte Peter Zollinger von Globalance Bank.
In der Politik antizipierten Bundesrat und Parlament stets, dass es ein Referendum geben könnte, führte Zollinger aus. Ähnlich habe die Unternehmensführung «ein feines Gespür für das, was im Aktionariat gedacht, gesagt und gefragt wird». Es sei heilsam zu wissen, dass die Führung kontrolliert werde. Zollinger: «Good Governance braucht aktive Eigentümer.»
Jeden Einzelfall betrachten
Mit Blick auf die Führung hat Marc Possa von der VV Vermögensverwaltung «eine Präferenz für unternehmerische Ansätze». Ems-Chemie oder Bachem und viele andere Unternehmen seien hervorragend geführt, weil Familien über Generationen den nötigen langfristigen Horizont hätten.
Dies entspreche aber nicht immer den Erfordernissen von ESG-Spezialisten, so Possa, die per se gegen ein Doppelmandat als Verwaltungsratspräsident und CEO seien. Es gehe jedoch im Einzelfall um die Konstellation und die Person, darum könne man «keine Regel definieren, die für alle gilt».
Es sei wichtig, dass der Verwaltungsrat der Geschäftsleitung auf die Finger schaue, entgegnete Jolanda Stadelmann von zCapital. Starre Regeln betrachtet sie allerdings ebenfalls skeptisch. In der sechshundertseitigen europäischen Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten sei etwa ein Geschäft von Georg Fischer – die Rohrleitungssysteme – gar nicht aufgeführt. Der Versuch der EU, sämtliche Wirtschaftsaktivitäten in einem Katalog zu erfassen, bringe die Welt nicht weiter.
Die Schweiz hat gemäss Stadelmann einen Vorteil: «Der Markt ist so, dass wir die einzelnen Unternehmen gut unter die Lupe nehmen können. Diese Verantwortung haben wir als Asset-Manager.»
Philippe Béguelin ist Co-Leiter des Märkteressorts und schreibt über Geldpolitik und über Anlageinstrumente wie ETF und strukturierte Produkte. Zinsen und Derivate verfolgt er seit 2004, damals startete er bei FuW mit dem Marktbericht über Zins-Futures.Mehr Infos