Banken im StressPanik macht sich im Bankensektor breit
Die Notkapitalerhöhung des kalifornischen Finanzinstituts SVB drückt die Aktien der Branche weltweit massiv ins Minus.

Die Angst vor Problemen im Bankensystem hat die Aktien von Finanzdienstleistern in den USA am Donnerstag auf Talfahrt geschickt. Titel wie JPMorgan Chase & Co (–5,4%), Bank of America (–6,2%) und Citigroup (–4,1%) sind unter Druck geraten, nachdem die vergleichsweise kleine Silicon Valley Bank (SVB) am Mittwochabend eine Notkapitalerhöhung angekündigt hatte. Der Marktwert der vier grössten Banken in den USA ist an einem einzigen Tag um gut 50 Mrd. $ geschrumpft.
Die Verkaufswelle setzt sich am Freitag in Asien und in Europa fort. In der Schweiz sind die Aktien von Credit Suisse und UBS nach Eröffnung bis zu knapp 5% abgesackt. Auch für die Valoren von Vontobel, EFG, Julius Bär und Swissquote geht es deutlich nach unten.
Die Anteilsscheine der kalifornischen SVB, die Tech-Unternehmen und Start-ups fördert, sind am Donnerstag um 37% auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 gestürzt. Nach Börsenschluss ist der Kurs weiter abgesackt, innerhalb von 24 Stunden haben die Papiere 70% eingebüsst. Die angekündigte Kapitalerhöhung von SVB umfasst einen Aktienverkauf im Wert von 1,75 Mrd. $. Das Ziel: die Aufbesserung der Bilanz.
Durch die kräftigen Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und die hohe Inflation sind viele Start-ups in schweres Fahrwasser geraten, Investoren halten sich bei Finanzierungsrunden zurück. «Der Cash Burn unserer Kunden stieg im Februar weiter, was zu niedrigeren Einlagen als prognostiziert geführt hat», schrieb SVB-Konzernchef Greg Becker in einem Brief an die Investoren. Grund sei ein Mangel an Finanzierung für junge Unternehmen infolge der steigenden Zinsen. Die Bank erwarte daher 2023 einen Rückgang des Zinsüberschusses um mehr als 30%.
Anleihen hingegen erholen sich. Die Probleme im Bankensektor haben die Erwartungen an eine US-Zinserhöhung zurückgehen lassen. «Ich denke, es gibt Spekulationen, dass es grössere Probleme innerhalb des US-Bankensystems gibt oder dass es dieses Potenzial gibt, und das hat ein Überdenken der Fed-Politik verursacht», sagt ING-Ökonom Rob Carnell in Singapur. «Aber es sind ziemlich schwammige Spekulationen.»
Am Freitag habe SVB-Chef Gregory Becker die Kunden der Silicon Valley Bank angerufen und versichert, dass ihr Geld bei dem Institut geschützt sei, sagten zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Einige Start-ups empfehlen ihren Geldgebern bereits, Kapital vorsichtshalber von dem Institut abzuziehen. Dazu gehört auch der Founders Fund von US-Tech-Investor Peter Thiel, sagt eine mit den Vorgängen vertraute Person. SVB war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.
REUTERS
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