Börsenbericht vom 21. Februar 2023Pharmawerte stützen Schweizer Börse
Die Schweizer Börse hat sich am Dienstag praktisch unverändert gezeigt.

Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Dienstag nach einem Einbruch am Vormittag erholt und im späten Handel sogar noch ins Plus gedreht. Dieses war jedoch vor allem den beiden Pharma-Schwergewichten zu verdanken, in die sich die Anleger laut Händlern aus Angst vor wachsenden Risiken flüchteten. Vor der morgigen Veröffentlichung des Fed-Sitzungsprotokolls hielten die Anleger noch den Atem an, was die Kurse in der Zwischenzeit nach unten drücke, hiess es in einem Kommentar.
Am Vormittag war der SMI für kurze Zeit gar unter die Marke von 11'200 Punkten gerutscht, bewegte sich dann lange leicht im Minus und drehte gegen Ende des Tages ins Plus. Anleger deuten die grosse Volatilität als Zeichen der Nervosität, die an den Märkten herrsche. Das zeigen auch die US-Märkte, wo die Anleger sich aufgrund des Stimmungswechsels in Sachen Geldpolitik zurückzögen. Zur eher pessimistischen Grundstimmung trug bei, dass die Daten für den europäischen Dienstleistungssektor - obwohl besser als erwartet - laut Experten «dunkle Wolken» in der europäischen Industrie anzeigen.
Der FuW Swiss 50 Index schloss 0,43% tiefer auf 2230,91 Punkte. Der SMI schloss am Dienstag um 0,14% höher bei 11'282,16 Punkten nur wenig unter dem Tageshoch von 11'292. Das Tagestief lag bei 11'164 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten und die Gewichtungen stärker gekappt sind, verlor 0,22% auf 1780,79 und der breite SPI legte leichte 0,03% auf 14'504,65 Punkte zu. Neun der 30 SLI-Werte schlossen höher, 21 tiefer - davon verloren zehn mehr als 1%.
Die grössten Verluste verzeichneten die Titel von Credit Suisse mit einem Minus von 4,1%. Laut Händlern belasteten nicht bestätigte Medienberichte, wonach die Finma eine Untersuchung gegen Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann wegen irreführender Aussagen in Interviews eröffnet habe. Die Papiere fielen kurz vor Mittag gar auf ein neues Allzeittief von 2.522 Fr. Im Verlauf holten sie allerdings wieder etwas auf.
Straumann verloren 1,8%. Die Titel hatten nach der Zahlenvorlage am Morgen zunächst zugelegt, fielen dann aber klar in den roten Bereich. Beobachter monierten unter anderem, dass die diesjährigen Margenvorgaben auf eine rückläufige Entwicklung schliessen liessen.
Ebenfalls tief im roten Bereich schlossen Titel aus dem Technologiebereich wie AMS Osram (-2,0%), Logitech (-1,8%) oder VAT (-0,8%), konjunktursensitive Papiere wie Adecco (-2,0%), Kühne + Nagel (-1,9%) oder Sika (-1,1%), zudem noch Partners Group (-1,2%), Swiss Re und SGS (beide -1,0%).
Vom Siegertreppchen winkten auf der anderen Seite mit grossem Abstand Temenos, die 5,5% zulegten und damit auf dem Tageshoch von 71.90 Fr. schlossen. Der Bankensoftware-Hersteller verkündete anlässlich seines Investorentags neue Mittelfristziele, die aus Sicht der Analysten ambitioniert sind.
Dass der SMI aber an Ende in den Plusbereich drehte, war in erster Linie den Pharma-Schwergewichten zu verdanken. So gehörten Novartis (+1,1%) und Roche (+0,7%) zu den stärksten Titeln und hoben den SMI mit ihrem Gewicht um fast 30 Punkte in die Höhe. Beide Papiere profitierten laut Händlern von der neuerlichen Risikoaversion der Anleger und legten gegen Ende des Handelstages nochmals deutlicher zu. Nicht im gleichen Umfang profitieren können Nestlé (-0,1%), die laut Händlern von einem kritischen Analystenkommentar gedrückt wurden.
Zu den Gewinnern gehörten nach einer Rally kurz vor Handelsschluss zudem Richemont. Die Titel wurden von einem Medienbericht angetrieben, wonach sich der französischen Luxusgüterkonzern LVMH für eine Übernahme interessiert. Die Titel sprangen in der Folge auf bis zu 147.60 Fr. hoch, ein Teil der Gewinne verpuffte jedoch schnell wieder.
Im breiten Markt schlossen Oerlikon (-3,9%) und PSP Swiss Property (-4,1%) nach Zahlen deutlich tiefer. Also verloren ebenfalls nach Zahlen 3,0%. CPH legten hingegen um 4,0% zu.
New York: Schwach - Unternehmensausblicke und Russland belasten
Die US-Börsen sind am Dienstag nach einem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende mit Kursverlusten gestartet. Enttäuschende Ausblicke vom Einzelhändler Walmart und der Baumarktkette Home Depot belasteten die Stimmung. Eine skeptische Studie der US-Bank Morgan Stanley über «teure US-Aktien» tat ihr Übriges. Zudem wird am Markt verdaut, dass Russlands Präsident Wladimir Putin den letzten grossen atomaren Abrüstungsvertrag mit den USA aussetzen will. Die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland befinden sich wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf einem Tiefpunkt.
Der Dow Jones Industrial gab im frühen Handel um 1,30% auf 33 385,95 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 fiel um 1,31% auf 4025,56 Zähler. Der Nasdaq 100 verlor 1,57% auf 12 164,50 Zähler.
Die bislang gute Kursentwicklung in diesem Jahr stimmt Morgan-Stanley-Stratege Michael Wilson inzwischen vorsichtig. Er sieht Warnzeichen, dass der marktbreite S&P 500, der im noch jungen Jahr 2023 bislang um gut 6% zugelegt hat, in der ersten Jahreshälfte um bis zu 26% absacken könnte. Die jüngsten Daten deuteten zwar darauf hin, dass die US-Wirtschaft eine Rezession vermeiden könne, doch sei damit dann auch eine schnelle Wende in der Zinspolitik der US-Notenbank Fed vom Tisch. Weitere Zinsanhebungen aber verhiessen nichts Gutes für US-Aktien, die mittlerweile auf teurem Niveau gehandelt würden. Das Verhältnis von Chancen und Risiken ist Wilson zufolge «extrem schlecht» geworden.
Schwächste Aktie im Dow war die von Home Depot mit minus 5,5%. Walmart drehten nach einem schwachen Start dagegen ins Plus und legten an der Spitze des bekanntesten Wall-Street-Index um 0,6% zu. Dennoch blieben beide Konzerne mit ihren Ausblicken auf das neue Jahr hinter den Erwartungen zurück. Allerdings überzeugte der Shopping-Riese Walmart mit seinem Schlussquartal 2022/23. Er geht zudem davon aus, dass es im operativen Geschäft des neuen Jahres (bis Ende Januar 2024) - nach dem beigelegten Verfahren um eine mögliche Mitschuld an der US-Opioid-Krise - nun wieder aufwärts gehen wird.
Die Papiere von Medtronic zeigten sich im S&P 100 nach einem Auf und Ab fast unverändert. Angesichts überraschend guter Quartalszahlen hatte der Medizintechnik-Hersteller die Spanne für den diesjährigen Gewinnausblick nach oben hin eingegrenzt.
Autonation , Mosaic und Docusign litten unter negativen Analystenkommentaren. Die Aktien des Autohändlers Autonation wurden von der US-Bank JPMorgan auf «Underweight» abgestuft. Die britische Bank HSBC senkte den Düngemittelhersteller Mosaic auf «Reduce» und die schweizerische Bank UBS rät nun zum Verkauf der Papiere des Softwareanbieters Docusign.
Bonds Schweiz: Uneinheitlicher Handel
An der Schweizer Obligationenbörse fehlt es am Dienstag nach dem US-Feiertag vom Vortag an Impulsen. Der Handel mäandere vor sich hin, kommentiert ein Händler.
Dabei hatten Investoren eine Vielzahl an Konjunkturdaten zu bewerten, die aber allesamt keinen entscheidenden Einfluss hatten. So hat etwa die Schweizer Wirtschaft im Januar etwas mehr Waren ins Ausland verkauft als im Vormonat. Auch die Importe stiegen leicht an.
Stärker standen die Daten aus der benachbarten EU im Fokus. So haben sich die Einkaufsmanagerindizes weiter verbessert und sind stärker gestiegen als erwartet. Die Aufhellung geht auf den Dienstleistungssektor zurück, wohingegen sich die Stimmung in der Industrie leicht eintrübte. Und auch in Deutschland haben sich die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten stärker als erwartet verbessert.
Gleichzeitig heben Marktteilnehmer die eher zurückhaltende Stimmung an den Aktienmärkten hervor. Zuletzt habe die Meinung, dass die Zinsen weiter erhöht werden und dann auch länger auf dem erhöhten Niveau bleiben, wieder Oberhand gewonnen. Eine anhaltende Straffung der Geldpolitik lasse sich nicht nur aus den Inflationszahlen, sondern auch aus den mehrheitlich weiterhin robusten Konjunkturdaten ableiten.
Spätestens mit der Veröffentlichung des Fed-Protokolls am morgigen Mittwochabend dürften Marktteilnehmer einen besseren Eindruck über die aktuelle Gemütslage der US-Notenbanker erhalten.
Am Primärmarkt hat die Pfandbriefzentrale der schweizerischen Kantonalbanken für Bewegung gesorgt und in einem Triopack 860 Mio. Fr. aufgenommen. «Das Geschäft ist super gelaufen», kommentiert ein Händler. Speziell die mittlere und die lange Tranche über knapp 10 und gut 15 Jahren seien stark gelaufen.
«Ansonsten fehlen nach dem US-Feiertag zum Wochenstart aber ein wenig die Impulse», so der Händler weiter. Aktuell seien auch kaum spruchreife Projekte in Arbeit. Erst ab der kommenden Woche rechne er wieder mit einer Belebung.
Der März-Conf-Future notiert um 14.10 Uhr um 24 BP höher auf 140,57%. Gehandelt sind bisher 29 Kontrakte. Am letzten Handelstag hatte der Conf bereits 33 BP gewonnen. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index gibt dagegen um 23 BP nach auf 124,02% nach +14 BP am Montag.
Unter den bislang gehandelten Eidgenossen überwiegen die Kursverlierer. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 1,1535 und die der zehnjährigen mit 1,4339% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz sinkt auf 1,376 von 1,394% am Vortag.
Eurokurs legt etwas zu – Franken schwächer
Der Euro hat am Dienstag etwas zugelegt. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1.0676 $. Am Morgen hatte sie noch etwas niedriger notiert.
Auch gegenüber dem Franken legte der Euro zu und wurde am späten Nachmittag zu 0.9888 Fr. gehandelt. Der Franken büsste derweil auch gegenüber dem US-Dollar etwas an Wert ein, das Währungspaar notierte zuletzt bei 0.9263 nach 0.9247 am Mittag.
Zwischenzeitliche leichte Verluste machte der Euro am Nachmittag wieder wett. Daten vom US-Immobilienmarkt fielen schwächer als erwartet aus. So sind die Verkäufe bestehender Häuser im Januar den zwölften Monat in Folge gesunken. Volkswirte hatten hingegen mit einem Anstieg gerechnet. Allerdings fiel der Rückgang weniger deutlich als zuletzt aus. Der US-Immobilienmarkt wurde durch steigende Hypothekenzinsen belastet.
Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus Deutschland und der Eurozone stützten den Euro am Vormittag zunächst nicht. So ist der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex im Februar stärker gestiegen als erwartet. Die Aufhellung geht auf den Dienstleistungssektor zurück, wohingegen sich die Stimmung in der Industrie leicht eintrübte. In Deutschland verbesserten sich im Februar die Konjunkturerwartungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung den fünften Monat in Folge. Der Anstieg fiel zudem stärker als von Ökonomen erwartet aus.
Bankvolkswirte kommentierten die Entwicklung überwiegend positiv, wiesen aber auch auf den anhaltend hohen Preisauftrieb hin. Zusammen mit dem engen Arbeitsmarkt deute dies darauf hin, dass die EZB ihre Geldpolitik weiter straffen werde, hiesse es beim Analysehaus Capital Economics. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte unterdessen im finnischen Fernsehen ihre Absicht, den Leitzins im März erneut um 0,50 Prozentpunkte anzuheben. Steigende Zinsen stützten gewöhnlich eine Währung.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.87925 (0.88738) britische Pfund und 143.76 (143.09) japanische Yen fest.
Ölpreise geben etwas nach
Die Ölpreise haben am Dienstag etwas nachgegeben. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 83.14 $. Das waren 96 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel 28 Cent auf 76.28 $.
Die Ölpreise haben sich seit Jahresbeginn in einer engen Bandbreite bewegt. Hauptthemen am Markt sind die Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung Chinas, die Frage nach dem geldpolitischen Kurs der grossen Notenbanken und die Angebotspolitik des Opec-Kartells. Unlängst hatte Russland, das dem erweiterten Verbund Opec+ angehört, selbständig eine geringere Förderung angekündigt. Hintergrund sind westliche Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs.
AWP/REUTERS
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