
Ersteinschätzung von Andreas Meier um 7.30 Uhr
Der Spinnmaschinenhersteller Rieter wurde 2021 von einer riesigen Welle an Bestellungen getroffen, was für die Marktfähigkeit der Maschinen und der Dienstleistungen ein gutes Zeichen war, finanziell und operativ aber eine Überforderung des Unternehmens bewirkte. Dies zeigte sich in den Zahlen 2022, die einen absoluten Rekordumsatz von 1511 Mio. Fr. (+56%) ausweisen, der aber nur einen kleinen Betriebsgewinn von 32 Mio. Fr. (2,1% des Umsatzes) ermöglichte. Da es sich bei Rieter um den Bau relativ grosser Anlagen handelt, deren Produktion Zeit braucht, und der massive Bestellungsschub zusätzliche Verzögerungen in der Abarbeitung bewirkte, konnten die ursprünglich kalkulierten Preise für die Anlagen nicht mit der Kostenentwicklung mithalten. Der zwischenzeitliche Inflationsschub sowie Zusatzkosten etwa wegen Zulieferengpässen, Rohmaterialknappheit und Frachtkosten belasteten die Profitabilität empfindlich, weil die einmal abgemachten Preise kaum mehr geändert werden konnten. Die guten Zeiten konnte Rieter finanziell nicht nutzen, und jetzt zeichnet sich bereits ein Geschäftsrückgang ab; im zweiten Halbjahr 2022 ist der Auftragseingang deutlich zurückgegangen. Für Rieter bleiben die Herausforderungen gross. Zwar wird für 2023 dank des noch immer hohen Bestellbestands mit einem Umsatz etwa in der Höhe des Vorjahres gerechnet, zur Profitabilitätsentwicklung will sich das Unternehmen aber noch nicht äussern. Doch auch wenn für 2023 von einem deutlich höheren Gewinn ausgegangen wird, weil der aktuelle Bestellbestand besser kalkulierte Preise aufweist, bleiben die darüber hinausgehenden Perspektiven wenig einladend. Der Bestellrückgang wird 2024 wohl zu klar niedrigeren Ergebnissen führen. Für den neuen CEO Thomas Oetterli bleiben die Herausforderungen gross. Um 10 Uhr findet eine Medien- und Analystenkonferenz statt.
Ersteinschätzung zu den Jahreszahlen – Rieter bleibt für 2023 vage
Der Spinnereimaschinenhersteller hat im vergangenen Jahr einen deutlich kleineren Gewinn erzielt als noch im Vorjahr. Grund dafür waren vor allem Materialengpässe.