ObjektivRuine
Sudan hat kulturgeschichtlich interessierten Reisenden schier so viel zu bieten wie Ägypten. Doch das unablässige Blutvergiessen im Land wirkt abschreckend.

Pyramiden = Ägypten? Von wegen. Im Norden Sudans, wo sich vor Zeiten die nubischen Reiche erstreckten, stehen je nach Zählung 200 bis 250 dieser Gebilde, etwa doppelt so viele wie in Ägypten. Freilich sind die sudanesischen Grabstätten kleiner als die Giganten von Gizeh; diese Steilpyramiden weisen oft einen quadratischen Grundriss von bloss zwölf auf zwölf Meter auf und sind vierzehn Meter hoch (sofern nicht, wie hier, die Spitze über all die Jahre zerfallen ist). Den Baustil hatten sich die Nubier von den pharaonischen Nachbarn im Norden abgeguckt. Überhaupt war die Interaktion im Niltal in der Antike und später stets eng, doch selten friedlich. Das galt bis in die jüngste Vergangenheit. «Anglo-Ägyptischer Sudan» war von 1899 bis 1956 die Bezeichnung für das Land; es war in dieser Zeit ein Kondominium des Vereinigten Königreichs und Ägyptens, das wiederum von London aus ferngesteuert wurde. Seit der Unabhängigkeit ist nicht vieles besser geworden. Der Südsudan hat sich 2011 abgetrennt. Der Rest-Sudan fand auch danach nie zu Stabilität, die etwa Touristen ermutigt hätte, die Kulturdenkmäler zu besichtigen. Heute kämpfen Uniformierte darum, das ganze Land zur Ruine zu machen.
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