ObjektivRungis
Der Wanst von Paris.

«Comment voulez-vous gouverner un pays où il existe 258 variétés de fromage?» – so soll Charles de Gaulle in seiner Verzweiflung über den Eigensinn seines Volkes gezetert haben. Dabei gibt es in Frankreich mehr als 258 Sorten Käse, und die meisten davon wird man hier finden: im Grossmarkt Rungis, unweit des Flughafens Paris-Orly. Er gilt als der grösste Frischwaren-Umschlagplatz weltweit. Rungis ist aufgeteilt in gigantische Sektoren für Früchte und Gemüse, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, Milchprodukte und Blumen. Das Areal erstreckt sich über 234 Hektar, elfmal die durchschnittliche Fläche eine Schweizer Bauernhofs. 1200 Unternehmen sind hier tätig, die Hälfte davon Grosshändler. Selbstredend finden sich überall Brasserien. Einst befand sich «Le ventre de Paris», wie Émile Zola schrieb, mitten in der Stadt, die legendären «Halles». De Gaulle selbst hatte 1960 die Verlegung an die Peripherie verfügt. Der Markt in Rungis ist viel grösser, effizienter, wohl auch hygienischer als die alten Hallen. Doch ist er nichts für Romantiker, Nachtschwärmer oder müde Flics: Georges Simenons Kommissar Maigret pflegte zu später Stunde in einem «petit bistrot des Halles» zu speisen, «des saucisses chaudes et des pommes frites».
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