
Einschätzung von Rupen Boyadjian um 9.10 Uhr
Schon wieder trommelt Santhera die Aktionäre zu einer ausserordentlichen Generalversammlung zusammen, um eine Erhöhung des Aktienkapitals abzusegnen. Dass sie mit Verweis auf die Coronapandemie erneut ohne physische Präsenz stattfindet, dürfte dem Biotech-Unternehmen gelegen kommen. Denn einige Aktionäre hätten wohl Grund, kritische Fragen zu stellen und ihrem Ärger Luft zu machen. Santhera beantragt, das reguläre Aktienkapital mit einer Erhöhung um mehr als 50% zu verwässern. Zusammen mit einer ebenfalls beantragten Aufstockung des genehmigten und des bedingten Aktienkapitals würde die Verwässerung mehr als 80% betragen, wenn diese Valoren auf den Markt kämen. Notabene umfasst das bestehende genehmigte und bedingte Kapital schon jetzt fast so viele Anteile, wie im Umlauf sind. Santhera hat seit Anfang vergangenen Jahres bereits mehrere Kapitalmassnahmen und Vereinbarungen mit Finanzgesellschaften abgeschlossen. Die Aktieninflation hat neben Rückschlägen in der Entwicklung den Kurs stark gedrückt. Seit der Jahreswende beträgt der Verlust knapp 56%, seit Anfang 2021 sind es 78% (in fünf Jahren 98%). Die dem Management zugeteilten Aktien und Optionen sind davon natürlich auch betroffen. Die Geschäftsleitung will sich im Rahmen der geplanten Aktienkapitalerhöhung nun ein Zückerchen in Höhe von 2,5 Mio. Fr. zuschanzen. Die Auszahlung sei an Vorgaben des Verwaltungsrats gebunden. Die Aktionäre warten aber schon lange auf Erfolge. Sollten sie erreicht werden, müssten die bisherigen Vergütungen reichen. Die beantragte Erhöhung sollte abgelehnt werden. Seit Monaten prüft Santhera nicht verwässernde Optionen, um frische Mittel zu beschaffen. Vor allem der Verkauf von Lizenzrechten könnte Geld bringen. Ausser einem Deal in China kann das Management aber keine Erfolge vorweisen. Stattdessen will es trotz chronisch leerer Kassen den Vertrieb des Entzündungshemmers Vamorolone nach seiner erwarteten Zulassung allein stemmen. Die operativen Kosten sind im ersten Halbjahr denn auch gestiegen, statt zu sinken, wie es bei einem Unternehmen in finanzieller Schieflage zu erwarten wäre. Zu Beginn des Jahres wurde sogar noch der Start von Phase-II-Studien für einen weiteren Wirkstoff in Aussicht gestellt. Das war wohl damals schon von reinem Wunschdenken getrieben und wurde folgerichtig auf Eis gelegt. Die Santhera-Führung um CEO Dario Eklund muss nun Erfolge vorweisen. Dann würde auch der Aktienkurs steigen. Das Management könnte davon profitieren, indem es Santhera-Anteile kauft. Per Ende 2021 hielt aber nur ein Mitglied des Managements Santhera-Titel. Anlegern ist empfohlen, die Papiere ebenfalls zu meiden.
Frische Geldmittel – Santhera bereitet weitere Kapitalerhöhung vor
Das Biotech-Unternehmen will die Aktionäre Ende November an einer ausserordentlichen GV unter anderem über die Ausgabe von bis zu 40 Mio. neuen Anteilen abstimmen lassen.