NonvaleurSchneidiger Schütze mit Schnauz
Eine Gestalt wie aus Gottfried Kellers «Fähnlein der sieben Aufrechten».

Ein wackerer, wehrhafter Eidgenosse mit Schnauz, ein trefflicher Schützenkönig von altem Schrot und Korn: im Hutband das offenbar glänzende Standblatt, in der erhobenen Linken der Pokal, die Rechte am Büchsenriemen. So darf man sich die Mannen vorstellen aus Gottfried Kellers liebenswerter Novelle «Das Fähnlein der sieben Aufrechten». Diese sieben bzw. acht reisten seinerzeit ans erste Schützenfest des jungen Bundesstaats, anno 1849 in Aarau: «Schon näherten sie sich dem Festplatze; das knatternde Schützenfeuer tönte schon nah in die Ohren und hoch in der Luft wehte die eidgenössische Schützenfahne...»; bald trafen sie auf «drei glückliche Schützen, welche Becher gewonnen hatten». Als 1896 die Aktien der Schützengesellschaft Gelterkinden emittiert wurden – der Verein brauchte Geld, um ein neues Schützenhaus zu bauen –, bestand die moderne Eidgenossenschaft freilich bereits seit knapp einem halben Jahrhundert und war nunmehr gefestigt, die Kampfzeiten – mit den Freischarenzügen und dem Sonderbundskrieg – waren noch Grossvaters Erzählstoff. Zudem spielen Kellers «Züricher Novellen» naturgemäss nicht im Oberbaselbiet. Daselbst, in Gelterkinden, hatte der letzte bürgerkriegsähnliche «Ernstfall» im April 1832 stattgefunden, während der Trennungswirren zwischen Stadt und Land. In der als «Gelterkindensturm» in die Geschichte eingegangenen Gewaltorgie überfielen enragierte Baselbieter das aus wirtschaftlichen Gründen zur Stadt haltende Dorf und verwüsteten es; ein halbes Dutzend Menschen kam um, es gab viele Verwundete. Die Heldentat machte die Haudrauf-Landschäftler durstig und mündete in ein kollektives Besäufnis. Zur saturierten bürgerlichen Wohlanständigkeit, die der Schütze hier ausstrahlt, bedurfte es in der Gegend noch einer gewissen Reifung.
«Nonvaleur» basiert auf der Sammlung Schweizer Finanzmuseum der SIX Group. Nummer 176.
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