Interview mit Kunst-Experte Fausto De Lorenzo«Schönheit trägt ihren Wert in sich»
Der Kunstmarkt hat gerade im Tiefzinsumfeld grosses Interesse von Investoren auf sich gezogen. Allerdings sollte man nur mit klaren Leitlinien einsteigen.

Fausto de Lorenzo gehört zu den bekanntesten Schweizer Kunstexperten. Er war elf Jahre Geschäftsführer der Fondation Beyeler in Riehen und danach zwei Jahre Managing Director für das Kunstmuseum Basel. Seit 2011 ist er als selbstständiger Kunstberater für Institutionen und Privatpersonen tätig.
Herr De Lorenzo, warum zieht der Kunstmarkt so viel Geld an?
In den vergangenen Jahren haben vermögende Personen nach einer Diversifikation gesucht, weil die tiefen Zinsen andere Anlageformen unattraktiv gemacht haben.
Gibt es viele spekulative Käufe im Markt?
Schon länger gelten rund zwei Drittel aller Käufe als spekulativer Natur. Die Werke werden gekauft, einige Jahre gelagert, und dann hofft man auf einen höheren Erlös. Das machen sowohl Investoren wie auch Banken mit Summen von wenigen Tausend Franken bis zu Millionenbeträgen.
Was halten Sie vom Kunsthandel via Internet?
Ich hätte nicht gedacht, dass sich dieser Verkaufskanal so lebhaft entwickelt. Bei Preisen unter rund 10’000 Franken hat sich der Internetverkauf aber etabliert. Ich glaube, das führt zu einer Marktverwässerung und allgemein tieferen Preisen. Ältere Sammler halten sich zudem fern.
Mit welcher Haltung soll man Kunst kaufen?
Am besten mit Bauchgefühl und Herzblut, wenn die Summe bis zu 10’000 Franken beträgt. Mit etwas Glück steigt das Werk im Wert, sonst ist der absolute Betrag nicht allzu hoch. Oberhalb dieser Summe ist eine begleitende Beratung durch eine Fachperson sinnvoll, weil das Enttäuschungspotenzial zu gross ist.
Ich finde es wichtig, dass man am erworbenen Werk Freude hat. Man stumpft innerlich ab, wenn man die Dinge nur noch über ihren Geldwert beurteilt. Schönheit trägt ihren Wert in sich, egal ob in der Natur, bei einem Fahrzeug oder bei Kunst.
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