Börsenbericht vom 15. März 2023Schweizer Börse auf Verlustkurs
Am Schweizer Aktienmarkt herrschte am Dienstag Nervosität. Bankaktien waren erneut unter Druck – vor allem CS.

Die Stimmung an den Finanzmärkten hat sich nach einer kurzen Erholungsphase am Mittwoch bereits wieder stark eingetrübt. Im Zentrum des heutigen Börsengeschehens standen die Aktien der CS, die bei teils panikartigen Verkäufen phasenweise um über 30 Prozent einbrachen. Ausgehend von dieser Verkaufswelle bei der zweitgrössten Schweizer Bank kam es weltweit zu einer regelrechten Flucht aus Bankaktien. Auslöser für den CS-Kurssturz waren Aussagen eines Saudi-Grossaktionärs, der weitere Finanzhilfen ausschloss. Gemäss internationalen Medien hat die Führung der Bank gar die Aufsichtsbehörden um Unterstützungssignale angefragt.
Auch sonst sei die Stimmung an den Aktienmärkten ziemlich am Boden, hiess es aus dem Handel. Zum einen deuten die meisten der jüngst veröffentlichten US-Makrodaten auf eine baldige spürbare Konjunkturabkühlung hin. Zum anderen sind auch die Inflationssorgen trotz einiger besserer Werte nicht wirklich gebannt. Vielmehr werde den Marktteilnehmern immer klarer, dass die Notenbanken noch einen längeren Weg bei der Inflationsbekämpfung vor sich haben, hiess es. «Eine toxische Gemengelage, die nun auch den letzten positiv gestimmten Börsianer von der Börse verjagt hat», kommentierte ein Händler. Insgesamt hielten sich die Abgaben am Schweizer Aktienmarkt wegen seiner defensiven Ausrichtung aber in Grenzen. Einige grosskapitalisierte Werte schlossen gar im Plus.
Der FuW Swiss 50 Index schliesst um 2,84% auf 2091.00 Punkte. Der SMI verlor zum Schluss 1,87% auf 10'516,40 Punkte. Im Tagestief um die Mittagszeit war der wichtigste Schweizer Aktienindex allerdings um 2,4% auf 10'460 Zähler und damit auf ein neues Jahrestief gesunken. Auch im Jahresverlauf steht der SMI mittlerweile klar im Minus. Auch der breite SPI sank um 1,83% auf 13'695,98 Zähler.
Der 30 Titel umfassende SLI, in dem die grössten Aktien nicht mit dem ganzen Gewicht gerechnet werden, büsste gar 2,75% auf 1654,95 Zähler ein. Von seinen 30 Titel schlossen bis auf vier alle im Minus.
Ganz klar im Fokus - und das den ganzen Tag über - waren die Aktien der Credit Suisse, die nach einem extrem volatilen Handel zum Schluss um 24,2% auf 1,697 Fr. einbrachen. Händler sprachen von zum Teil panikartigen Verkäufen, welche die Titel richtiggehend in die Tiefe gerissen hätten. Nachdem der Kurs im Laufe des Morgens erstmals unter die Marke von 2 Fr. gefallen war, ging der Abwärtstrend erst richtig los - und fast im Minutentakt wurden neue Kursmarken nach unten durchbrochen.
Im Tiefpunkt kurz vor 12 Uhr hatten die Aktien dann knapp 31% eingebüsst und waren auf das neue Rekordtief von 1,56 Fr. gefallen. Danach kam es kurzfristig zwar wieder zu einer deutlichen Erholung, doch zum Schluss fielen die Kurse wieder Richtung Tagestief. Vor allem Aussagen des Saudi-Grossaktionärs sorgten im frühen Handel für Verkaufsdruck. Der Präsident der grössten CS-Aktionärin, der Saudi National Bank (SNB), schloss gegenüber Bloomberg-TV weitere Finanzhilfen an die angeschlagene Schweizer Grossbank aus.
«Danach ist eine Verkaufspanik ausgebrochen, die den gesamten Bankensektor erfasst hat», kommentierte ein Händler das Geschehen. Dass es so nicht weiter gehen kann, war offenbar auch den CS-Verantwortlichen dann klar geworden. Die britische "Financial Times" berichtete am Nachmittag jedenfalls, die CS habe die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Finanzmarktaufsicht Finma darum gebeten, Unterstützung zu signalisieren. Derweil soll die Europäische Zentralbank (EZB) laut dem «Wall Street Journal» die von ihr beaufsichtigten Banken kontaktiert haben. Sie wolle wissen, welche Engagements die Finanzhäuser gegenüber der Credit Suisse haben, so die US-Zeitung.
Da von der CS-Krise auch das ganze Finanzsystem betroffen sein könnte, führte der Absturz der CS auch zu Kurseinbrüchen bei den anderen Bank-Aktien oder bankähnlichen Titeln, so etwa bei UBS (-8,7%), Julius Bär (-7,0%), Partner Group (-4,1%) oder auch Temenos (-10,7%). Und auch die grossen Versicherer, die von einer schlechten Börsenentwicklung ebenfalls betroffen sind, waren unter Druck, so etwa Swiss Life (-5,8%), Swiss Re (-5,2%) oder auch Zurich (-4,1%).
Vom Ausverkauf in den Finanzaktien profitierten derweil die defensiven Aktien. Vier Blue Chips schafften es zum Schluss gar in den positiven Bereich, nämlich Givaudan (+1,2%), Novartis (+0,8%), Swisscom (+0,5%) und Nestlé (+0,1%).
Der FuW Swiss 50 Index sinkt gegen 09.15 Uhr um 0,32% auf 2145,28Punkte. Der SMI gibt um 0,10% nach auf 10'706,48 Punkte. Während sich das Chartbild für den Leitindex zwar leicht aufgehellt hab, könne aber noch keine Entwarnung gegeben werden, heisst es in einem charttechnischen Kommentar. Der SLI sinkt um 0,22% auf 1698,01 Zähler und der SPI 0,09% auf 13'938,69 Zähler. Im SLI stehen 23 Verlierern sieben Gewinner gegenüber.
Am Ende der Kurstafel verlieren Julius Bär 1,3%. Auch für die UBS (-1,0%) und Partners Group (-0,7%) geht es im frühen Handel zunächst einmal mehr abwärts. Dagegen ziehen die Aktien der gebeutelten CS als grösster Gewinner um 1,2% an.
Als Stütze erweisen sich die beiden Pharmaschwergewichte Roche und Novartis (beide +0,3%).
In den hinteren Reihen gewinnen APG SGA und Von Roll nach Zahlen bis zu 3% hinzu, während Stadler Rail und Kuros jeweils mehr als 7% verlieren und auch V-Zug (-3,1%) werden nach Zahlen gemieden.
Wallstreet: Verluste nach Kurseinbruch europäischer Banken
Nach der jüngsten Beruhigung in der US-Bankenkrise machen negative Branchennachrichten aus Europa den Anlegern das Leben schwer. Das galt am Mittwoch auch an den US-Börsen. Der Leitindex Dow Jones Industrial sackte in der ersten Handelsstunde um 1,62% auf 31’635,38 Punkte ab. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,51% auf 3860,21 Punkte nach unten. Der technologielastige Nasdaq 100 hielt sich mit einem Rückgang um 1,01% auf 12’076,94 Zähler etwas besser.
Auslöser der neuerlichen Turbulenzen waren Aussagen des Credit-Suisse- Grossaktionärs Saudi National Bank, wonach die Schweizer Grossbank nicht auf weitere Hilfen von ihr bauen kann. Dies liess die Aktien der Credit Suisse abstürzen und zog neben der Bankenbranche den gesamten europäischen Markt mit nach unten.
Marktstrategin Susannah Streeter von Hargreaves Landsdown sieht die kurze Beruhigung der Anleger durch die erhoffte Zinspause der US-Notenbank auf ihrer März-Sitzung zugunsten einer Stärkung der Stabilität der Finanzmärkte wieder komplett verschwunden. Stattdessen konzentriere man sich auf die Europäische Zentralbank (EZB) und befürchte, dass diese die Zinserhöhungen unbeirrt fortsetze. «Auch wenn die Einschläge durch steigende Zinsen näher kommen und die Börsen beben, dürfte sich die EZB auf der Sitzung am Donnerstag wohl nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen, den Leitzins in der Eurozone um 0,50 Prozentpunkte zu erhöhen», schrieb Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Handelshaus CMC Markets.
Die Aktien der grossen US-Banken hielten sich trotz klarer Verluste besser als die europäische Konkurrenz. Während JPMorgan und Goldman Sachs mit Kursabschlägen von 4,3 und 4,7% zu den grössten Verlierern im Dow zählten, gaben die im S&P 500 gelisteten Bank of America , Citigroup , Morgan Stanley und Wells Fargo um bis zu knapp 5% nach.
Uneinheitlich entwickelten sich indes einige Regionalbanken, deren Papiere im Zuge der US-Bankenkrise schon in den vergangene Tagen besonders stark unter Druck gestanden, sich zuletzt aber wieder deutlich erholt hatten. First Republic Bank büssten knapp 10% ein und Pacwest Bancorp 12,5%, wogegen es für Western Alliance Bancorp um 8% nach oben ging.
Zudem stachen die Aktien von Lennar mit einem Kursplus von 2,4% aus dem negativen Markt heraus. Der Baukonzern überzeugte die Anleger mit überraschend starken Zahlen für das vergangene Geschäftsquartal.
Euro bricht wegen Börsenturbulenzen zum US-Dollar ein
Der Euro ist am Mittwoch von neuen Börsenturbulenzen in Europa erheblich belastet worden. Im Tief fiel die Gemeinschaftswährung auf 1,0531 $. Sie kostete damit über zwei Cent weniger als im Tageshoch. Bis zum späten Nachmittag erholte sich der Kurs kaum.
Der Dollar legte auch gegenüber der Schweizer Währung etwas zu auf 0,9242 Fr. nach 0,9238 Fr. am frühen Nachmittag. Der Euro tauchte dagegen zum Franken auf 0,9734 Fr., nachdem er wenige Stunden zuvor noch 0,9773 Fr. gekostet hatte. Zeitweise war die Gemeinschaftswährung gar bis auf ein Tagestief von 0,9706 Fr. abgesackt.
Auslöser der Euro-Verluste waren neuerliche Turbulenzen im Bankensektor. In Europa sorgte ein Kurseinbruch der Schweizer Grossbank Credit Suisse für erhebliche Verwerfungen an den Börsen. Die Aktienwerte anderer Geldhäuser gaben ebenfalls deutlich nach, viele Börsenindizes sackten ab. Als sicher empfundene Anlagehäfen wie der Dollar wurden gesucht, was den Euro im Gegenzug taumeln liess. Gefragt war auch der japanische Yen, der als Rückzugswährung in unsicheren Zeiten gilt.
Ausgelöst wurde die Talfahrt der Credit-Suisse-Aktie durch Äusserungen aus den Reihen des Grossaktionärs Saudi National Bank. Chairman Ammar Abdul Wahed Al Khudairy schloss in einem Interview mit dem Fernsehsender Bloomberg TV zusätzliche finanzielle Unterstützung aus. Das Schweizer Geldhaus kommt seit einigen Monaten aufgrund zahlreicher Probleme nicht aus den Schlagzeilen. Die knappe Bemerkung von Al Khudairy reichte aus, um Sorgen über den europäischen Bankensektor aufkommen zu lassen.
Die Äusserungen aus Saudi-Arabien trafen auf eine ohnehin angespannte Stimmung an den Märkten. In den vergangenen Tagen hatten Turbulenzen im US-Bankensektor die Börsen bereits erheblich belastet. Hintergrund waren Probleme einzelner, auf die Technologiebranche spezialisierter Geldhäuser, die vor allem unter den Folgewirkungen der stark gestiegenen Zinsen leiden. Prominentestes Beispiel ist die Silicon Valley Bank (SVB), deren Kundeneinlagen am Wochenende von der US-Regierung garantiert werden mussten.
Als ungewiss gilt, wie die grossen Notenbanken auf die Turbulenzen reagieren. Die EZB entscheidet bereits am Donnerstag über ihren Kurs, die US-Notenbank Fed folgt knapp eine Woche später. Eigentlich haben beide Zentralbanken eine Fortsetzung ihres Kampfs gegen die hohe Inflation in Aussicht gestellt. An den Finanzmärkten sind die Zinserwartungen an die Währungshüter wegen der Turbulenzen aber deutlich gesunken.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87243 (0,88054) britische Pfund, 139,51 (144,09) japanische Yen und 0,9727 (0,9784) Schweizer Franken fest.
Bonds Schweiz: Festere Kurse - Anleger suchen Sicherheit
An der Schweizer Obligationenbörse bleibt es volatil. Nach dem Kursrückgang vom Vortag geht es am Mittwoch wieder aufwärts. Im Gegenzug geben die Renditen nach. Grund dafür ist einmal mehr die Entwicklung im US-Bankensektor und deren Auswirkungen auf die Finanzmärkte. War am Vortag noch von Entspannung die Rede, so ist heute schon nichts mehr davon zu spüren. Im Gegenteil, am Markt ist von einer neuerlichen Flucht in Qualität die Rede.
Die Angst vor einer Ausbreitung der Probleme bei US-Banken greife um sich und reisse auch in Europa die Bankaktien mit nach unten, heisst es am Markt. Dabei stechen hierzulande die Aktien der Grossbank Credit Suisse mit einem Kursabsturz um rund einen Fünftel besonders negativ hervor. Aber auch Anleihen der Bank geraten laut Händlern kursmässig unter Druck. Die rapportierten Umsätze hielten sich aber in Grenzen, heisst es weiter. Händler verwiesen dabei auf ein Interview, das der Chairman der saudischen National Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, dem Fernsehsender Bloomberg TV gegeben hatte. Demnach schliesst der CS-Grossaktionär zusätzliche Unterstützung für die Bank kategorisch aus.
Fraglich bleibt, wie die grossen Notenbanken auf die angespannte Lage reagieren. Am Donnerstag will die Europäische Zentralbank (EZB) nach bisheriger Planung ihren Inflationskampf mit einer weiteren deutlichen Zinsanhebung fortsetzen. Die Rede ist von 0,5 Prozentpunkten. Am kommenden Mittwoch folgt die US-Zentralbank Federal Reserve, die eigentlich auch Signale für eine weitere Straffung gesendet hat. Am Tag darauf wird die Schweizerische Nationalbank Einblick in ihre Geldpolitik gewähren.
Am Nachmittag richtet sich der Fokus dann aber noch auf US-Konjunkturdaten. Auf der Agenda stehen unter anderem ein Indikator zur Industriestimmung im US-Bundesstaat New York und die Einzelhandelsumsätze.
Der Juni-Kontrakt des Conf-Future steigt bis um 13.00 Uhr um 166 Basispunkte (BP) auf 142,00%. Der Umsatz beträgt geringe 19 Kontrakte. Am Vortag war der Conf um 96 BP gefallen. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index (SBI) gewinnt 94 BP auf 125,98% nach einem Rückgang um 35 BP am Vortag.
Von den elf gehandelten Eidgenossen legen acht zu und drei geben nach. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 1,062 und die der zehnjährigen mit 1,135% angegeben.
Am Primärmarkt hat die Ferring Holding laut Händlerangaben mit zwei Anleihen 410 Mio. Fr. aufgenommen. Die Laufzeiten betragen vier und acht Jahre. In der nächsten Zeit dürften unter anderem der Immobilienkonzern Allreal, die Areal Bank und der Kanton Tessin Anleihen auflegen, heisst es am Markt.
Der zehnjährige Kassazinssatz ist auf 1,130 von 1,140 am Vortag gesunken. Letzten Mittwoch hatte der Satz ein Jahreshoch bei 1,514 markiert.
Ölpreise geraten stark unter Druck - Marktturbulenzen belasten
Die Ölpreise sind am Mittwoch durch die erneuten Turbulenzen an den Finanzmärkten im Tagesverlauf immer stärker unter Druck geraten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai kostete 73,07 $. Das waren 4,36 $ weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung fiel um 4,14 $ auf 67,19 $. Damit sank der WTI-Preis erstmals seit Dezember 2021 unter die Marke von 70 $.
Belastet wurden die Ölpreise durch die erneuten Turbulenzen an den Finanzmärkten. Diese wurden durch die angeschlagene Grossbank Credit Suisse ausgelöst. Die Aktie der Bank brach an den Märkten ein, nachdem der Grossaktionär Saudi National Bank weitere Hilfe ausgeschlossen hatte. In Europa gerieten die Aktienmärkte unter Druck. Darunter litten auch die Ölpreise. Die Nachfrage nach Rohöl könnte bei einer Konjunkturabschwächung leiden.
Belastet wurden die Ölpreise auch durch den deutlich gestiegenen Wechselkurs des Dollar. Der Dollar wird als sicherer Hafen gesucht. Da Rohöl in Dollar gehandelt wird, macht ein höherer Kurs Rohöl für Käufer in anderen Währungsräumen teurer. Dies dämpft die Nachfrage.
Die Rohöllagerbestände in den USA sind in der vergangenen Woche gestiegen. Der Anstieg hielt sich im Rahmen der Erwartungen. Am Ölmarkt spielten sie daher kaum eine Rolle.
Zu Handelsbeginn hatten die Ölpreise noch zugelegt. Konjunkturdaten aus China hatten den Ölpreisen Rückenwind gegeben. Die Wirtschaftstätigkeit in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt zeigte in den ersten beiden Monaten des Jahres weitere Anzeichen einer Belebung, unter anderem in der Ölraffination, auch wenn die Erholung insgesamt weiterhin unausgewogen ist.
AWP/REUTERS
Fehler gefunden?Jetzt melden.