Börsenbericht vom 3. Januar 2023Schweizer Börse begrüsst das neue Jahr mit einem Kurssprung
Nach dem Ausverkauf Ende 2022 ist der Schweizer Aktienmarkt am Dienstag schwungvoll ins Jahr 2023 gestartet.

Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag mit viel Schwung ins neue Aktienjahr 2023 gestartet. Der Leitindex SMI hat dabei mehr als 2% zugelegt und vorübergehend gar die Marke von 11'000 Punkten wieder zurückerobert. In der ersten Handelssitzung des Jahres habe ein gewisser Optimismus vorgeherrscht, wie schon am Vortag an den geöffneten Märkten in Europa, hiess es in Händlerkreisen. Es scheine, dass die Investoren mit einem schwungvollen Start das alte Jahr vergessen machen wollten.
In Kommentaren zum Ausblick auf die Aktienmärkte dominierte aber nach wie vor eine vorsichtige Haltung. Während bei Anleihen ein Grossteil der Korrektur hinter uns liegen sollte, sei auf bei den Aktien das Risiko einer weiteren Korrektur unverändert hoch, hiess es etwa in einer Einschätzung der Bank Safra Sarasin. Auch mache die aggressive Zentralbankpolitik aktuell ein Szenario ohne Rezession unwahrscheinlich. Aus diesem Grund bleibt die Privatbank zu Jahresbeginn untergewichtet in Aktien mit einer Vorliebe für defensive Titel.
Der FuW Swiss 50 Index schliesst 2,48% im Plus auf 2085,07 Punkten. Der SMI beendete den Handel mit einem stolzen Plus von 2,32% bei 10'978,64 Punkten. Das Tageshoch wurde dabei am Mittag bei 11'001 Punkten markiert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, kletterte um 2,48% auf 1681,07 Punkte und der breite SPI um 2,25% auf 14'044,32 Punkte. Alle 30 SLI Titel zogen um mindestens 1% an.
Besonders herzhaft griffen die Investoren zum Jahresstart bei den Aktien von AMS Osram (+7,5%) zu. Börsenbeobachter verwiesen einerseits auf ermutigende Aussagen zur Produktionslage beim chinesischen Apple-Auftragsfertiger Foxconn und andererseits auf einen Kommentar des zuständigen Vontobel-Analysten zum Thema Micro-LED. Beides helfe auch dem Sensorenhersteller. Mit einem Minus von rund 60% zählten AMS Osram im vergangenen Jahr überdies zu den grössten Verlierern am Schweizer Aktienmarkt, genügend Aufholpotential sollte also gegeben sein.
Zu dieser Kategorie gehören auch CS, welche nach einem Jahresverlust von mehr als zwei Drittel nun mit einem Plus von 4,9% starteten. Klar gesucht waren aber auch UBS (+3,5%).
Nebst AMS Osram profitierten weitere Tech-affine Aktien wie Temenos (+4,8%), VAT (+3,3%) oder Logitech (+2,8%) von verschiedenen Aspekten. So sei es an der Zinsfront zu einer leichten Entspannung gekommen, meinte ein Marktteilnehmer. Zudem habe die Börse in Hongkong als Gradmesser eine gute Vorgabe geliefert. Vor allem aber habe die Branche 2022 zu den Kellerkindern gehört, so dass viele Titel nach Schnäppchen aussähen.
Konjunktursensitive Aktien wie Adecco (+4,8%), Richemont (+6,2%) und Swatch (+5,4%) erhielten von den jüngsten Daten aus China Rückenwind. So hat sich der Optimismus unter den dortigen Unternehmen zuletzt verbessert.
Über 2,5% verteuerten sich zudem die Schwergewichte Novartis, aber auch Julius Bär, Sika, Geberit oder Swiss Re.
Schwächer als der Gesamtmarkt, aber immer noch deutlich positiv entwickelten sich Nestlé (+1,7%) oder der beste Blue Chip des Vorjahres, Zurich (+1,6%).
Roche waren mit einem Plus von 1,1% gar Schlusslicht innerhalb des SLI. Für Roche hat JPMorgan in einer Branchenstudie Rating und Kursziel gesenkt. Es sei fraglich, ob die 2023 anstehenden Pipeline-Daten ausreichten, um die Stimmung dem Wert gegenüber zu verbessern.
Im breiten Markt fing das Jahr für die Aktien des Solarzellenherstellers Meyer Burger (+2,4%) gut an. Das Unternehmen hat die angepeilten Produktionsvolumina im vergangenen Jahr erreicht und sieht sich für die weiteren Ausbauschritte auf Kurs.
Noch besser erging es Meier Tobler mit einem Plus von 7,6%, dies nachdem sich der Wert des Titels im Vorjahr mit einem Plus von 127% mehr als verdoppelt hatte.
Aufgefallen sind auch einige der Schlusslichter aus dem Vorjahr wie Zur Rose (+15%), Addex (+15%) oder Obseva (+10%).
Tesla und Apple ziehen Wallstreet runter
Negative Nachrichten von Apple und Tesla haben den US-Börsen den ersten Handelstag des Jahres 2023 zunächst verhagelt. Der Dow Jones Industrial sank am Dienstag um 0,46% auf 32 993,76 Punkte. Das Jahr 2022 hatte der Leitindex mit einem Verlust von fast neun Prozent abgeschlossen, womit es das schwächste Börsenjahr seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 war.
Der marktbreite S&P 500 gab am Dienstag um 0,61% auf 3816,09 Punkte nach. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 1,01% auf 10 829,35 Punkte. Der Auswahlindex der Nasdaq-Börse hatte das vergangene Jahr noch deutlich schwächer abgeschlossen als die Standardwerte und knapp ein Drittel verloren.
Nach zuletzt drei Erholungstagen erhielten die Aktien von Tesla zu Beginn des neuen Jahres gleich wieder einen Dämpfer. Nach enttäuschenden Auslieferungszahlen des Elektroautobauers rutschten sie um mehr als elf Prozent auf 111.56 $ ab. Damit fiel der Kurs wieder in Richtung des Tiefs seit August 2020, das wenige Tage vor Silvester bei 108.24 $ erreicht worden war.
Ein deutlicher Kursrutsch der Apple-Aktien drückte den Börsenwert des iPhone-Konzerns unter die Marke von zwei Billionen Dollar auf ein weiteres Tief seit Juni 2021. Zuletzt verloren die Papiere 3,8%. Als Belastung erwies sich ein Bericht der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei, wonach Apple mehrere Zulieferer angewiesen habe, angesichts der nachlassenden Nachfrage weniger Komponenten für einige Produkte der Kalifornier zu produzieren, darunter AirPods, die Apple Watch und MacBooks.
Bonds: Steigende Kurse zum Jahresstart - Volatilität bleibt hoch
An der Schweizer Obligationenbörse ziehen die Kurse zum Start ins Finanzjahr 2023 merklich an, während die Renditen fallen. Insgesamt bleibe das Geschehen volatil, kommentiert ein Händler.
«Die Renditen fallen wie ein Stein», so der Händler weiter. Insgesamt entpuppe sich der Jahresauftakt als einer der schwankungsbreitesten Tage seit einer ganzen Weile.
Gleichzeitig herrsche am Primärmarkt bereits am ersten Handelstag in diesem Jahr ein reges Treiben, was so auch eher unüblich sei, erklärt der Händler. «Aber da es sich um allgemein bekannte Namen bei den Emittenten handelt, kommen die Angebote sehr gut an.»
Der für den Schweizer Bondmarkt richtungsweisende März-Conf-Future notiert gegen 13.30 Uhr um 136 Basispunkte (BP) höher bei 140,09%. Gehandelt sind bis dahin allerdings erst sieben Kontrakte. Am vergangenen Freitag, dem letzten Handelstag 2022, war der Conf um 70 BP gefallen. Der für den Gesamtmarkt ausschlaggebende Swiss Bond Index steigt um 107 BP auf 123,55%.
Alle bislang gehandelten Eidgenossen verzeichnen Kursgewinne. Dabei geht es vor allem für Anleihen am längeren Ende aufwärts. Die zweijährige Referenzanleihe (1,25%/2024) ist aktuell noch ungehandelt. Sie rentiert zu +1,16%. Die Zehnjährige (0,5%/2032) steigt um 115 BP und die Rendite wird mit +1,54% angegeben.
Der Kassazinssatz fällt auf 1,461 von 1,565% am Freitag, als er auf den höchsten Stand seit Juli 2011 angesprungen war. Vor genau einer Woche wiederum hatte der Kassazinssatz erstmals seit Juli 2011 wieder die Marke von 1,5% überstiegen.
Euro nach deutschen Inflationsdaten zum Dollar schwächer
Der Euro hat am Dienstag nach Inflationsdaten aus Deutschland zum Dollar nachgegeben. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1.0552 $ gehandelt. Im frühen Geschäft hatte sie noch zeitweise 1.0683 $ gekostet.
Gegenüber dem Franken legte der Euro indes deutlich zu und liegt derzeit bei 0.9900 Fr. Am Mittag lag er noch leicht darunter und am Morgen musste für einen Euro lediglich 0.9859 hingeblättert werden. Noch deutlicher äusserte sich die Franken-Schwäche im Verhältnis zum Dollar. Die US-Valuta wird aktuell zu 0,9382 gehandelt, in der Spitze wurden gar 0.9400 bezahlt. Am Morgen lag der Kurs noch bei 0.9249 und damit rund 1.5 Rappen weniger als beim Tageshoch.
Die Inflationsrate sank in Deutschland im Dezember von 10,0% im Vormonat auf 8,6%, wie am frühen Nachmittag bekannt wurde. Volkswirte hatten einen weniger deutlichen Rückgang auf 9,0% erwartet. Zuvor hatten bereits Daten zur Preisentwicklung aus sechs Bundesländern auf einen Rückgang der Inflationsrate in Deutschland im Dezember hingedeutet und so den Euro im frühen Handel belastet. Zuletzt hatte sich auch die Inflationsdynamik in Spanien abgeschwächt.
Eine in der Eurozone insgesamt nachlassende Inflation könnte den Druck auf die EZB verringern, die Leitzinsen weiter deutlich anzuheben. Die Daten für den gesamten Währungsraum werden an diesem Freitag veröffentlicht. Steigende Zinsen machen eine Währung für Anleger tendenziell attraktiver.
Ein rasches Ende der Zinserhöhungen erwartet Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment, jedoch noch nicht. «Für die Europäische Zentralbank gibt es trotzdem viel zu tun», heisst es in einem Kommentar. «Aufgrund des anhaltend hohen absoluten Inflationsniveaus und der hartnäckig hohen Kerninflation wird sie noch bis weit in den Frühling hinein an ihrem geldpolitischen Straffungskurs festhalten.» Bei der Kerninflation werden schwankungsanfällige Grössen wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet.
Zu den Gewinnern am Devisenmarkt zählte der japanische Yen, der zu anderen wichtigen Währungen zulegte. Im Handel mit dem US-Dollar erreichte der Yen den höchsten Stand seit vergangenen Juni. Hintergrund für die Yen-Stärke sind andauernde Marktspekulationen, dass die japanische Notenbank von ihrer extrem lockeren Geldpolitik abrücken könnte.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.88048 (0.88630) britische Pfund, 137.93 (139.62) japanische Yen und 0.9879 (0.9873) Schweizer Franken fest.
Ölpreise geben nach – Schwache China-Daten belasten
Die Ölpreise sind am Dienstag gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März kostete zuletzt 84.77 $. Das waren 1.14 $ weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Februar fiel um 1.04 $ auf 79.20 $.
Nach Einschätzung von Marktbeobachtern wurden die Ölpreise zum Jahresauftakt durch die Sorge über eine sinkende Nachfrage in China belastet. Die Rohstoffbörsen in New York, London und Singapur sind erst am Dienstag in das Handelsjahr gestartet, nachdem sie am Montag wegen der Neujahrsfeiern geschlossen waren.
Am Morgen war bekannt geworden, dass sich die Stimmung der Einkaufsmanager in der Industrie in China eingetrübt hat. Der am Dienstag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex (PMI) des chinesischen Wirtschaftsmagazins «Caixin» für die Industriebetriebe sank im Vergleich zum Vormonat von 49,4 auf 49,0 Punkte. Liegt der Index unter der Marke von 50 Punkten, wird von einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit ausgegangen.
Während in den vergangenen Monaten vor allem Lockdowns und die Unwägbarkeiten der strikten Null-Corona-Politik für die Wirtschaftsschwäche in China verantwortlich waren, wird die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt seit Dezember durch hohe Infektionszahlen belastet.
Goldpreis steigt auf Sechs-Monatshoch
Der Goldpreis hat am Dienstag von zuletzt deutlich gesunkenen Renditen für Staatsanleihen profitiert und den höchsten Stand seit einem halben Jahr erreicht. An der Börse in London stieg der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) zeitweise bis auf rund 1850 $. So teuer war das Edelmetall zuletzt im vergangenen Juni. In Euro gerechnet stieg der Goldpreis ebenfalls deutlich, um mehr als zwei Prozent auf 1740 € je Unze.
Marktbeobachter verwiesen auf die jüngste Entwicklung an den Märkten für Staatsanleihen in den USA und in Europa. Hier sind die Renditen zu Beginn des Jahres deutlich gesunken. Sinkende Renditen bei festverzinslichen Papieren machen Gold für Anleger attraktiver, was die Nachfrage erhöht.
Der Goldpreis konnte damit an die Aufwärtstendenz Ende des vergangenen Jahres anknüpfen. Seit November ist der Preis für das Edelmetall um etwa 200 $ je Unze gestiegen. Als wesentlicher Preistreiber der vergangenen Wochen gilt eine Kursschwäche des US-Dollars. Diese hat das in Dollar gehandelte Edelmetall an den Rohstoffmärkten günstiger gemacht, was die Nachfrage verstärkt.
AWP/REUTERS
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