Börsenbericht vom 27. März 2023Schweizer Börse erholt sich zum Wochenstart
Eine Verschnaufpause in der Bankenkrise und positive Studiendaten von Novartis sorgen am Schweizer Aktienmarkt für Aufwind.

Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Montag deutlich im Plus beendet. Händler sprachen in erster Linie von einer Gegenbewegung auf die Verluste von vor dem Wochenende. Am Freitag waren vor allem europäische Bankentitel wegen der Unsicherheiten im Finanzsystem phasenweise richtiggehend abgestürzt. Für etwas Aufwind habe aber auch der am Morgen veröffentlichte deutsche Ifo-Index gesorgt, der überraschend deutlich über den Erwartungen zu liegen kam. Ein Grossteil der SMI-Gewinne ging allerdings auf das Konto von Novartis nach guten Medikamentendaten.
Allzu optimistisch für die weitere Zukunft sind die meisten Marktteilnehmer nicht. «Für Entwarnung ist es jedenfalls ganz bestimmt zu früh», kommentierte ein Händler. «Der heutige Sprung nach oben könnte sich durchaus als kurzes Bärenmarktrally auf dem weiteren Weg nach unten erweisen.» Es sei jedenfalls weiterhin mit einem volatilen Geschäft zu rechnen, so der Händler. Und das Dilemma der Notenbanken zwischen Bekämpfung der Inflation (mittels höherer Zinsen) bzw. der Unterstützung des Finanzsystems (mittels tieferer Zinsen) werde wohl noch einige Zeit anhalten, ergänzte ein weiterer Händler. Dabei würden die Anzeichen für eine bevorstehende Rezession auch immer deutlicher.
Der FuW Swiss 50 Index rückte schliesslich um 0,94% auf 2'138,77 Punkte vor. Der SMI schloss den Handelstag 1,43% fester bei 10'786,22 Punkten, im Tageshoch notierte er gar noch gut 30 Punkte höher. Der 30 Titel umfassende SLI stieg um 1,17% auf 1699,96 und der breite SPI um 1,29% auf 14'117,94 Zähler. Unter den 30 Blue Chips waren 24 Gewinner und fünf Verlierer, ein Titel (Geberit) schloss unverändert.
Mit Abstand die beste Performance zeigten bei den Blue Chips Novartis, die mit einem für ein Index-Schwergewicht unüblich grossen Sprung von 7,7% für über 80% der SMI-Gewinne verantwortlich waren. Novartis hat mit seiner Krebstherapie Kisqali früher als erwartet gute Ergebnisse in der Behandlung von Brustkrebspatienten erzielt. Analysten sprachen von einem «wichtigen Meilenstein» bei der weiteren Entwicklung des Medikamentes. Damit seien jedenfalls die Chancen gestiegen, dass Novartis mit der Therapie den erwarteten Spitzenumsatz von 1,5 Mrd. $ in dieser Indikation erreichen werde, hiess es bei Vontobel.
Händler verwiesen in diesem Zusammenhang auch auf die schwache Kursentwicklung von Novartis bisher im Jahresverlauf und dass es wohl auch zu Umschichtungen aus Roche (-0,6%) gekommen sei. Am Nachmittag fielen die Roche-GS mit 256.05 Fr. auf ein weiteres Mehrjahrestief. Das dritte SMI-Schwergewicht Nestlé (-0,1%) hatte ebenfalls Mühe mitzuhalten.
Im Fokus standen weiterhin auch Banken, wobei sich die Aktien von UBS (+1,1%) und CS (+0,5%) insgesamt ziemlich volatil zeigten. Laut Händlern liegen die Einschätzungen, was die Übernahme der CS für die UBS bringen wird, noch relativ weit auseinander. Kurzfristig sei es zudem vor allem die Bankenkrise, welche die Entwicklung bestimme. Bei Julius Bär (-1,9%) kam es derweil zu Gewinnmitnahmen auf die deutlichen Gewinne im Anschluss an die Bekanntgabe der CS-Übernahme durch die UBS. Die Titel der Privatbank waren damit am Montag schwächste Blue Chips.
Unter den grössten Gewinnern neben Novartis waren noch Temenos (+2,6%) zu finden. Hier waren laut Händlern wieder einmal Übernahmespekulationen der Auslöser für einen stärkeren Kursanstieg am Nachmittag. Auch SAP werde als möglicher Interessent mit Temenos in Verbindung gebracht.
Ansonsten waren vor allem noch die Gesundheitswerte Alcon (+2,2%), Straumann (+1,9%), Lonza (+1,8%) und Sonova (+1,7%) überdurchschnittlich gesucht. Unter den wenigen Verlierern waren auch die beiden ex-Dividende gehandelten ABB (-1,2%) und Givaudan (-1,0%). Beide verloren aber deutlich weniger als der Dividendenabgang.
Im breiten Markt büssten Calida (-1,2%) nach anfänglich deutlichen Gewinnen Terrain ein. Der Ankeraktionär des Unterwäsche- und Lingerie-Herstellers hat sich umentschieden: Entgegen der Ankündigung vom letzten Sommer will die Familie Kellenberger ihren Anteil von gut einem Drittel am Unternehmen nun doch nicht verkaufen.
Epic Suisse (+2,2%) legten derweil nach Zahlen zu, während Comet (-1,9%) von einer «Underperform»-Einstufung aus dem Hause Bank of America litten. Grosse Bewegungen gab es bei einigen Minititel wie etwa Achiko (+17%) oder Talenthouse (-22%) und Kinarus (-12%).
New York: US-Bankensektor treibt moderate Erholung an
Die Sorgen der Anleger wegen der jüngsten Turbulenzen im US-Bankensektor haben am Montag weiter nachgelassen. An der New Yorker Wallstreet wurden zum Start in die neue Woche Gewinne verzeichnet, die allerdings im Handelsverlauf etwas abbröckelten. Die technologielastige Nasdaq-Börse drehte nach einem freundlichen Auftakt zuletzt in die Verlustzone.
Die Anleger schienen insgesamt erleichtert zu sein, dass das Wochenende keine neuen Unruhen im Bankensektor gebracht habe, «denn das war eindeutig die Befürchtung gewesen, die am Freitag vorgeherrscht hatte», sagte Craig Erlam, Marktanalyst beim Broker Oanda UK & EMEA. Stattdessen fand sich ein Käufer für Teile der Silicon Valley Bank (SVB), deren Kollaps neben den gravierenden Problemen von Credit Suisse die jüngsten Verwerfungen an den Börsen ausgelöst hatte. Mut und Risikobereitschaft, in die Bankenbranche zu investieren, stiegen damit wieder. Zudem berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die US-Regierung weitere Unterstützungen für die First Republic Bank erwägt, um dieser mehr Zeit zur Verbesserung ihrer Bilanz zu geben.
Der Dow Jones Industrial gewann im frühen Handel 0,40% auf 32’366,04 Punkte. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,18% auf 3978,01 Zähler. Für den Nasdaq 100 ging es zuletzt dagegen um 0,33% auf 12’724,28 Punkte abwärts. Alle drei Indizes hatten am Freitag nach anfänglichen Verlusten zur Erholung angesetzt und auch im Wochenverlauf schliesslich Gewinne verbucht.
Dass die SVB in wesentlichen Teilen von First Citizens Bank übernommen wird, liess die Aktien der Muttergesellschaft, der First Citizens BancShares, um knapp 50% nach oben schnellen. Am 10. März war das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Geldhaus SVB unter staatliche Kontrolle gekommen, da es in die Schieflage geraten war.
Die Anteile der First Republic Bank stiegen zeitweise um 25%, zuletzt dann um 14% und profitierten von Hoffnungen auf weitere staatliche Unterstützung. Andere Regionalbanken wie etwa Pacwest , Comerica und Western Alliance stiegen um knapp drei bis knapp sieben Prozent.
Nach den jüngsten Kursverlusten der Branchengrössen legten auch diese wieder zu: Für die Papiere von JPMorgan, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America ging es um bis zu dreieinhalb Prozent nach oben.
Dagegen wurden Papiere von Impfstoffherstellern gemieden. Biontech aus Mainz enttäuschte zur Vorlage seines Quartalsberichts mit Aussagen zu erwarteten Covid-19-Impfstoffumsätzen. Biontech büssten daraufhin 3,1% ein, während die Aktien des grösseren Partners Pfizer um 0,3% nachgaben. Biontech-Konkurrent Moderna gab im Nasdaq-100-Index 2,3% ab.
Bonds Schweiz: Schwächer – Erholung an den Aktienmärkten belastet
Der Schweizer Bondmarkt zeigt sich am Montag schwächer. Die Erholung an den Aktienbörsen dämpfe die Nachfrage nach den als sicher geltenden Obligationen, heisst es am Markt. Dies sei aber mehr eine technische Gegenbewegung. Denn die Verunsicherung der Anleger halte an. Das Geschäft verläuft laut Händlern zudem in ruhigen Bahnen.
Mit Spannung warten die Marktteilnehmer darauf, wie gut die Emission der Pfandbriefbank der schweizerischen Hypothekarinstitute angesichts des schwieriger gewordenen Umfelds über die Bühne gehen wird. Die «Pfandbank» will dieses Mal nicht wie üblich drei Anleihen anbieten, sondern nur deren zwei. Das sind laut Händlern eine zehn- und eine fünfzehnjährige Tranche.
Am Markt erwartet wird zudem eine Obligation des Kantons Tessin.
Ansonsten dürfte das Emissionsgeschäft eher ruhig bleiben, meint ein Händler. Denn die Turbulenzen rund um die Credit Suisse und die US-Banken scheine nun auch auf andere europäische Institute auszustrahlen. Dies dürfte es ausländischen Finanzschuldnern, die zuletzt wieder häufiger am Markt auftraten, erschweren, den Frankenmarkt anzuzapfen, sagt der Börsianer.
Der Juni-Kontrakt des Conf-Future notiert um 13.30 Uhr um 3 Basispunkte (BP) höher auf 143,00%. Der Umsatz beläuft sich auf magere 2 Kontrakte. Am Freitag war er um 28 BP gestiegen. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index (SBI) verliert 41 BP auf 125,07%.
Von den 13 gehandelten Eidgenossen geben 10 nach und 3 legen zu. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 0,844 und die der zehnjährigen mit 1,126% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz steigt auf 1,087 von 1,054% am letzten Handelstag.
Euro profitiert leicht von wachsender Zuversicht
Der Euro hat am Montag von der gewachsenen Zuversicht an den Finanzmärkten eine Spur profitiert. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1.0779 $. Am Morgen bzw. Mittag hatte sie noch etwas niedriger notiert.
Auch zum Franken machte der Euro am Nachmittag etwas Terrain gut. Das EUR/CHF-Währungspaar notierte am frühen Abend bei 0.9880 nach 0.9865 zur Mittagszeit. Das USD/CHF-Paar hat sich über derweil über diesen Zeitraum per Saldo praktisch nicht verändert und wurde zuletzt bei 0.9166 gehandelt.
Der Euro habe von der insgesamt freundlicheren Stimmung an den Finanzmärkten leicht profitiert, hiess es im Handel. Eine vorläufige Beruhigung in der Bankenkrise und besser als erwartet ausgefallen Konjunkturdaten aus Deutschland sorgten für etwas Kursauftrieb beim Euro. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster konjunktureller Frühindikator, stieg im März den fünften Monat in Folge. «Trotz der Turbulenzen bei einigen internationalen Banken stabilisiert sich die deutsche Konjunktur», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Bankvolkswirte warnten aber vor zu grossem Optimismus. «Der mit dem historischen Zinsanstieg verknüpfte Bankenstress wird allerdings noch eine Weile anhalten und vor allem negative Folgen für die Konjunktur nach sich ziehen», kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. «Die bislang abgesagte Rezession in Deutschland wie auch in den USA ist womöglich bloss auf später im Jahr verschoben worden.»
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.87818 (0.87940) britische Pfund und 141.64 (139.85) japanische Yen und 0.9875 (0.987) fest.
Ölpreise legen zu
Die Ölpreise haben am Montag in einem freundlichen Marktumfeld zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 75.96 $. Das waren 1.37 $ mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1.36 $ auf 70.62 $.
Die Ölpreise profitierten von der freundlichen Stimmung an den Aktienmärkten. Die Rohölpreise waren zuletzt ein Spielball der Börsen. Starken Einfluss hatten die Turbulenzen im Bankensektor. An diesem Wochenende kamen aber keine weiteren negativen Nachrichten hinzu. Stattdessen fand sich ein Käufer für Teile der Silicon Valley Bank (SVB), deren Kollaps die jüngsten Börsenturbulenzen mitausgelöst hatte.
Es war zuletzt befürchtet worden, dass sich im Falle anhaltender Probleme negative konjunkturelle Auswirkungen ergeben, die auch die Energienachfrage in Mitleidenschaft ziehen würden. Das dämpfte die Stimmung an den Rohstoffmärkten zuletzt erheblich. Anfang vergangener Woche waren sie noch auf den tiefsten Stand seit Ende 2021 gefallen.
Am Montag stützte auch der in Deutschland den fünften Monat in Folge gestiegene Ifo-Geschäftsklimaindikator etwas die Ölpreise. Eine robuste Konjunktur würde sich auch positiv auf die Nachfrage nach Rohöl auswirken.
Asien/Pazifik: Bankensorgen lassen Investoren nur bedingt los
Die Börsen Asiens haben am Montag keine gemeinsame Richtung gefunden. Während es in China nach durchwachsenen Wirtschaftsdaten nach unten ging, zeigten sich die Märkte in anderen Ländern recht robust. Im Fokus bleibt die Sorge über eine mögliche Bankenkrise, die zum Wochenstart aber erst einmal etwas nachliess.
So fand sich ein Käufer für die nach ihrem Kollaps unter staatliche Kontrolle gestellte Silicon Valley Bank. Der Zusammenbruch der US-Regionalbank war - gemeinsam mit den Problemen der Credit Suisse - der Auslöser des Bankenbebens der vergangenen Wochen.
Für die neue Handelswoche rechnet Analyst Clemens Bundschuh von der Landesbank Baden-Württemberg nun «mit weiteren notwendigen und beruhigenden Einlassungen von Politikern und Notenbankern. Wie letzte Woche gilt: Das Bankenbeben geht weiter, bleibt aber beherrschbar.»
Einem Händler zufolge müssen sich nun aber erst einmal die Preise für Kreditausfallversicherungen (CDS) für europäische Banken normalisieren, die sich jüngst in Richtung des Niveaus der europäischen Schuldenkrise des Jahres 2013 bewegt hätten. Solange dieser Spiegel der Nervosität von Investoren sich nicht normalisiere, dürften die Aktienmärkte tendenziell unter Druck bleiben.
In Tokio schloss der japanische Leitindex Nikkei 225 0,3% höher mit 27’476,87 Punkten. Der australische S&P ASX 200 stieg um 0,1%, während es in Südkorea für den Kospi nach unten ging, mit minus 0,2% allerdings nur leicht. Die südkoreanische Regierung verlängerte Massnahmen zur Stabilisierung der Finanzmärkte, die sie im vergangenen Jahr zur Bekämpfung einer Kreditklemme eingeführt hatte.
Auf den Börsen Chinas lasteten indes durchwachsene Konjunkturdaten: Die Industriegewinne fielen zum Jahresstart um fast ein Viertel. Das zeigt, dass Unternehmen Probleme haben, den Corona-Rückschlag aufzuholen.
Der CSI-Index mit den 300 wichtigsten Werten der Börsen Shanghai und Shenzhen fiel zuletzt um 0,4%. In der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong sank der Hang-Seng-Index im späten Handel um 0,9%.
Mit Blick auf Einzelwerte stiegen die Aktien von Alibaba in Hongkong um gut 2%. Alibaba-Gründer Jack Ma, der sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und sich hauptsächlich ausserhalb Festlandchinas aufgehalten hatte, nachdem er 2020 die staatliche Regulierung von Internetkonzernen kritisiert hatte, sprach am Montag überraschend in einer Schule in Hangzhou.
Wallstreet schliesst leicht im Plus
In den USA haben die Börsen am Freitag nach einem schwachen Auftakt leicht im Plus geschlossen. Der Dow Jones Industrial gewann 0,41% und schloss bei 32’237,53 Punkten. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,56% auf insgesamt 3970,99 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 notierte 0,3% im Plus und schloss die Börsenwoche bei 12’767,05 Punkten.
Zu den Tagesgewinnern gehörten die Aktien der Regionalbanken, die sich von ihren Kursverlusten in den letzten zwei Wochen erholten. Der über die US-Notenbank gedeckte Liquiditätsbedarf der Banken bleibt weiterhin hoch. PacWest Bancorp legten 3,19% zu, und Western Alliance Bancorp stiegen 5,76%. Im Gegensatz dazu verloren die Aktien von First Republic Bank 1,4%.
Auch die US-Grossbanken mussten am Freitag einbüssen. So sanken die Papiere von Goldman Sachs um 0,7%. JPMorgan (–1,5%) und Morgan Stanley (–2,2%) notierten im Vergleich noch etwas stärker im Minus.
Eine starke Performance zum Abschluss der Woche verzeichneten die Aktien des Videospielkonzerns Activision Blizzard, die fast 6% nach oben schossen.
AWP/REUTERS
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