Börsenbericht vom 30. März 2023Schweizer Börse im Aufwind
Die Schweizer Börse hat am Donnerstag dank der anhaltenden Erholung der Technologie- und Finanzwerte erneut zugelegt.

Der Schweizer Aktienmarkt hat auch den vierten Handelstag der Woche im Plus abgeschlossen. Die am Vortag noch knapp verfehlte Marke von 11'000 Punkten wurde deutlich überschritten. Vor allem Finanz- und Technologiewerte führten die Entwicklung an vorderster Front an. Insgesamt sei die Stimmung im Markt weiterhin gut und die Geschäfte verliefen «in ruhigen Bahnen», wie ein Händler saget. Insbesondere die Spannungen im Bankensektor hätten sich gelöst und die Volatilität sei zurückgegangen. Ferner habe sich die Nervosität im Markt etwas gelegt und eine gewisse Normalisierung sei wieder eingetreten.
In diesem Umfeld würden die Fundamentaldaten wieder mehr an Bedeutung gewinnen, so der Händler weiter. Die weiterhin hohe Kerninflation in Deutschland vermochte den Schweizer Markt jedoch nur wenig zu bewegen. Etwas abwärts ginge es zeitweise nach den jüngsten Zahlen zum US-Arbeitsmarkt und einem leicht unter den Erwartungen ausgefallenen US-BIP. Nachdem die US-Börsen danach klar im Plus eröffneten, ging es mit dem SMI auch wieder spürbar nach oben. Mit Blick nach vorne sei jedoch Vorsicht geboten: «Ob die gute Stimmung an der Börse anhält, sollte auch von den Inflationsdaten abhängen, die morgen in den USA veröffentlicht werden», kommentierte ein Analyst.
Der FuW Swiss 50 Index klettert schliesslich um 1,1% auf 2192,97 Punkte. An der Schweizer Börse schloss der SMI um 0,63% höher bei 11'032,21 Punkten und damit nur wenig unter dem Tageshoch von rund 11'049 Punkten. Der SLI stieg um 0,91% auf 1742,64 Punkte und der SPI um 0,72 Prozent auf 14'441,78 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legten 23 zu und sieben schlossen im Minus. Unter den Verlieren waren mit Swisscom, Sika, SGS und Schindler jedoch mehrheitlich Firmen, die ex-Dividende gehandelt wurden.
Von einer starken Entwicklung an der technologielastigen US-Börse Nasdaq profitierten insbesondere die hiesigen Technologie- und Wachstumswerte. Wegen eines guten Ausblicks des US-Chipherstellers Micron verbuchten etwa die Valoren von AMS Osram ein Kursplus um 7,7% und landete damit klar an der Spitze der Blue Chips. Auch Technologie- und Wachstumswerte wie Alcon, Straumann, Logitech, Sonova und VAT waren gesucht und legten 2,4 bis 4,7% zu.
Temenos (+6,2%) wiederum profitierte von einem Auftrag einer nicht näher genannten grossen US-Inlandsbank. Händler hoben positiv hervor, dass der Westschweizer Bankensoftwareanbieter in diesem wichtigen Markt wieder einen Kunden an Land ziehen konnte.
Die Bankenwerte knüpften an ihre Kursgewinne vom Vortag an. Befeuert wurde dies auch durch wieder gestiegene Aktienkurse bei ausländischen Bankentiteln. Insbesondere UBS (+3,4%) und im Windschatten auch CS (+1,5%) verzeichneten erneut kräftige Zugewinne. Der am Vortag angekündigte Führungswechsel und die Rückkehr von Sergio Ermotti als CEO bei der UBS wirkte immer noch positiv nach, so ein Marktteilnehmer. Auch Partners Group (+3,1%) und Julius Bär (+0,6%) konnten von der wieder positiveren Stimmung in der Finanzbranche profitieren.
Ein noch deutlicheres SMI-Tagesplus verhinderten die schwergewichtigen Papiere von Nestlé, die gegen den Trend 1,1% nachgaben. Nachdem die Valoren schon seit Börsenbeginn im Minus notierte, ging es ab dem frühen Nachmittag ohne konkreten Grund noch deutlicher abwärts. Die Pharmariesen Roche (+0,7%) und Novartis (+0,4%) konnten hingegen zulegen. Nach dem Kursfeuerwerk von Novartis Anfang der Woche seien die Roche-Papiere im Vergleich als «zurückgeblieben» wahrgenommen worden und würden daher stärker gekauft, war im Markt zu hören.
Neben Nestlé und den Ex-Dividende-Firmen büssten sonst nur noch Givaudan (-1,2%) und Swatch (-0,6%) an Wert ein. Barclays senkte sein Kursziel für den Duftstoffhersteller in einer Branchenstudie.
Im breiten Markt wurde der Verkauf von Wincasa durch SPS (+2,3%) an Implenia (+3,2%, ex-Div.) positiv aufgenommen. Der Deal sei einen Win-Win-Situation für beide Seiten. Ein Händler hob auch positiv hervor, dass Implenia den Deal ohne Fremdmittel finanzieren will.
Nach besser als erwartet ausgefallenen Jahreszahlen waren Orascom (+4,2%) und Varia US (+2,4%) gesucht. Auch der Umbau und die Verkleinerung der Geschäftsleitung bei Dormakaba (Aktien +3,2%) kam im Markt gut an. Klar im Minus schlossen hingegen die Papiere des Biotechunternehmens Addex (-13%), nachdem die Verluste im zurückliegenden Geschäftsjahr weiter gestiegen waren.
Dow steigt auf höchsten Stand seit drei Wochen
Die Erholung an den Aktienmärkten in den USA hat sich am Donnerstag fortgesetzt. Der Dow Jones Industrial stieg im frühen Handel um 0,30% auf 32’815,77 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit drei Wochen. Börsianern zufolge hat der Index mit den jüngsten Gewinnen den Mitte Februar begonnenen Abwärtstrend nach oben verlassen.
Der marktbreite S&P 500 gewann am Donnerstag 0,52% auf 4048,84 Zähler. Der technologielastige Index Nasdaq 100 stieg um 0,70% auf 12’935,70 Punkte.
Mit Blick auf die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor macht sich seitens der Investoren zunehmend eine entspanntere Haltung breit, am US-Bondmarkt setzen Anleger mittlerweile nicht mehr verstärkt auf sichere Papiere. Der S&P 500 Sektor der Finanzaktien hat sich vom jüngsten Tief in der vergangenen Woche mittlerweile um knapp sechs Prozent erholt.
Nach optimistischen Aussagen des Speicherchip-Herstellers Micron Technology am Dienstagabend waren die Aktien der Halbleiterbranche wie schon am Vortag gefragt. Die Kursgewinne von Branchengrössen wie AMD, Analog Devices, NXP Semiconductors und Applied Materials reichten von zwei bis drei Prozent.
Die Aktien der Einzelhandelskette Kohl's gewannen sechs Prozent, nachdem Chef Thomas Kingsbury für gut zwei Millionen US-Dollar Aktien des von ihm geführten Unternehmens gekauft hatte. Anleger werteten dies als Vertrauensbeweis.
Papiere des Anlagespezialisten Charles Schwab verloren 4,4%. Erstmals seit sieben Jahren empfiehlt Morgan Stanley die Aktien nicht mehr zum Kauf. Analyst Michael Cyprys begründete die Abstufung damit, dass die Kunden vermehrt Mittel aus niedrig verzinsten Anlagen bei Charles Schwab abzögen.
Die Anteilscheine von Bed Bath & Beyond büssten 4,6% ein. Die vorläufigen Zahlen des auf Hausinterieur spezialisierten Einzelhändlers zum vierten Geschäftsquartal enttäuschten. Zudem will das Unternehmen für 300 Mio. $ eigene Aktien veräussern.
Bonds Schweiz: wenig veränderte Kurse - weitere Emissionen
Die Schweizer Obligationenbörse zeigt sich am Donnerstag bei einem freundlichen Unterton insgesamt wenig verändert. Wieder aufgefrischte Zinssenkungspekulationen aus den USA und niedrigere Teuerungsraten in einzelnen deutschen Bundesländern sowie in Spanien stimmen die Anleger zuversichtlich.
Die Aktivitäten seien nicht schlecht, sagte ein Händler. Das nahende Quartalsende und die damit verbundene Adjustierung des Swiss Bond Index löse Umsätze aus. Aber auch die Investoren seien wieder stärker am Markt. Dabei dürfte wohl auch die Belebung des Primärmarktes das Geschäft etwas ankurbeln. Zudem lockten auch die höheren Renditen vermehrt Käufer an.
So nahm die BAWAG PSK 180 Mio. Fr. für fünf Jahre auf. Mit einer Rendite von 2,0525% sei das mit Pfandbriefen gedeckte Papier gut gelaufen. Der Risikozuschläge (Spread) beträgt +20 Basispunkte (BP).
Zudem hat der Kanton Tessin 150 Mio. Fr. für 8 Jahre eingesammelt. Der Spread wird mit -16,1 BP angegeben und die Rendite beträgt 1,742%. Bei einer Emissionen des Südkantons im vergangenen August betrug der Abschlag für die gleiche Laufzeit lediglich 10 BP. Ein Händler erklärte den stärkeren Abschlag vor allem mit der im Zusammenhang mit den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor verstärkten Nachfrage nach sicheren Anlagen.
Zur Berichtszeit (13.00 Uhr) wurde noch kein Umsatz im Juni-Kontrakt des Conf-Future verbucht. Am Vortag war er um 76 BP auf 142,62% gestiegen. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index (SBI) ermässigt sich um einen BP auf 124,36% zu.
Von den bis dahin gehandelten acht Eidgenossen notieren vier fester und vier schwächer. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 0,980% und die der zehnjährigen mit 1,150% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz steigt auf 1,166% von 1,153% am Vortag.
Euro und Franken legen zum Dollar zu
Der Kurs des Euro ist am Donnerstag nach Daten zur Preisentwicklung in wichtigen Ländern der Eurozone deutlich gestiegen und hat die Marke von 1.09 $ übersprungen. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1.0916 $ gehandelt und damit fast einen Cent höher als am Morgen.
Der US-Dollar hat zum Franken im Handelsverlauf stetig an Wert verloren. Das USD/CHF-Währungspaar geht am frühen Abend zu 0.9135 Fr. um, nachdem es im späten Nachmittag noch bei 0.9183 stand. Euro und Franken bewegten sich hingegen nur wenig. Der Euro notiert aktuell mit 0.9972 Fr. nur leicht über dem Stand vom Vormittag (0.9960).
Für Kursauftrieb des Euro und auch Franken sorgten Preisdaten aus Deutschland und Spanien, die Hinweise auf weiter steigende Zinsen lieferten. In Deutschland, der grössten Volkswirtschaft der Eurozone, hatte sich der allgemeine Preisauftrieb im März zwar abgeschwächt. Wegen eines statistischen Effekts war der Anstieg der Energiepreise deutlich geringer ausgefallen. Die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen stiegen im März aber weiter kräftig.
Chefvolkswirt Jörg Zeuner von Union Investment verwies auf die sogenannte Kernrate der Preisentwicklung ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise und bezeichnete diese als «hartnäckig hoch». «Deshalb dürften die Währungshüter bei der EZB den Fuss auf dem Bremspedal halten und die Zinsen bis in den Sommer noch um 0,75 Prozentpunkte erhöhen», sagte Zeuner. Steigende Leitzinsen im Kampf gegen die hohe Inflation stützen den Kurs einer Währung.
In Spanien ging die Inflationsrate noch stärker zurück als in Deutschland. Ausschlaggebend waren hier ebenfalls statistische Effekte, weil die Energiepreise mit dem hohen Niveau aus dem Vorjahr verglichen werden. Die von der EZB besonders beachtete Kerninflation blieb dagegen auch in der viertgrössten Volkswirtschaft der Eurozone auf hohem Niveau.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.88164 (0.87988) britische Pfund, 144.42 (143.58) japanische Yen und 0.9963 (0.9973) Schweizer Franken fest.
Ölpreise steigen erneut
Die Ölpreise haben am Donnerstag erneut zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 79.18 $. Das waren 90 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1.19 $ auf 74.15 $.
Die erneut freundliche Stimmung an den Aktienmärkten stützte auch die Ölpreise. An den vergangenen Tagen ist die Angst vor einer Bankenkrise in den Hintergrund getreten. Verbesserte wirtschaftliche Aussagen würden auch die Nachfrage nach Rohöl stützen. Händler verwiesen zudem auf zuletzt gesunkene Rohöllagerbestände in den USA.
Gestützt wurden die Ölpreise durch einen schwächeren Dollarkurs. Dieser macht Rohöl für Anleger aus anderen Währungsräumen günstiger. Dies stützt die Nachfrage.
Darüber hinaus gibt es Unsicherheiten auf der Angebotsseite. So steht ein Streit zwischen dem Irak, der Türkei und den kurdischen Behörden seit Tagen Öllieferungen aus dem türkischen Hafen Ceyhan im Weg. Es geht um Exporte von etwa 400 000 Barrel je Tag. Der Streit erfolgt in einem Umfeld mit einem bereits verringerten Angebot aus Russland.
AWP/REUTERS
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