Börsenbericht vom 5. Dezember 2022Schweizer Börse kommt zum Wochenbeginn nicht in die Gänge
Die Schweizer Börse hat am Montag um die Nulllinie gependelt.

Die Schweizer Aktienbörse hat sich zum Wochenstart insgesamt kaum verändert. Der Markt schwankte über weite Strecken in einer relativ engen Spanne um das Kursniveau vom vergangenen Freitag auf und ab. Dabei wurde der Leitindex von den Kursgewinnen des Schwergewichts Novartis und der Grossbank UBS gestützt. Im Laufe der Woche werden noch einige Konjunkturzahlen aus dem In- und Ausland veröffentlicht, die den Markt beeinflussen könnten. Dennoch erwarten Händler keine sehr grossen Ausschläge. Denn vor den kommende Woche anstehenden US-Inflationszahlen und den Zinsentscheidungen der US-Notenbank und der Schweizerischen Nationalbank dürften sich die Marktteilnehmer vorsichtig verhalten.
Das Fed habe vergangene Woche eine weniger grosse Zinserhöhung von «nur noch» 50 Basispunkten durchblicken lassen, sagten Händler. Aber nach den jüngsten PMI-Daten aus dem US-Dienstleistungssektor und den besser als erwartet ausgefallenen Daten zum Auftragseingang in der Industrie seien die Anleger wieder etwas mehr verunsichert. Solche Daten signalisierten, dass das Zinsstop noch weiter entfernt liegen könnte als gedacht, hiess es am Markt. Zudem hätten die Finanzmärkte wohl schon sehr viel Optimismus bezüglich der weiteren Geldpolitik in die Kurse eingepreist.
Der FuW Swiss 50 Index schloss um 0,54% tiefer auf 2105,67 Punkte. Der SMI schloss schliesslich um 0,03% tiefer auf 11'194,67 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten und in dem deren Gewichtung gekappt ist, ermässigte sich um 0,28% auf 1712,20 und der breite SPI um 0,26% auf 14'272,04 Zähler. Im SLI gaben 23 Aktien nach und sieben schlossen höher.
Im Fokus standen einmal mehr die arg gebeutelten Aktien der Credit Suisse (+2,9%), die die Höchstkurse im Verlauf damit nicht ganz halten konnten. In der Vorwoche hatten die Aktien mehr als 6% verloren und neue Rekord-Tiefs markiert. Verschiedene Mitteilungen stützten den Kurs. So etwa, dass sich die Bank in den Vorwochen frisches Fremdkapital in Milliardenhöhe beschafft hat und dass Investoren offenbar grosses Interesse an einer Investition in die neue Investmentbank-Einheit CS First Boston der Grossbank bekundet hätten.
Neben der CS waren mit den Papieren der Rivalin UBS (+1,7%) und der Versicherer Swiss Re (+0,9%) und Zurich (+0,4%) weitere Finanztitel gefragt. Julius Bär (-0,1§%) bröckelten im Späthandel noch leicht ab.
Zu den Gewinnern zählten zudem die Aktien von VAT (+2,4%). Der Hochtechnologiekonzern profitierte von positiven Kommentaren und Anschlusskäufen nach dem Investorentag am vergangenen Freitag.
Als Stütze des Marktes erwiesen sich aber die schwergewichteten Novartis-Titel (+2,0%). Der Pharmakonzern hatte am Morgen einen Studienerfolg vermeldet. Zudem haben sich zahlreiche Analysten wohlwollend über den Konzern geäussert. Im späten Geschäft konnten auch die Genussscheine von Konkurrent Roche (+0,4%) die Verluste abschütteln und leicht zulegen.
Auf der anderen Seit führten mit AMS Osram, Straumann, Givaudan, Temenos, Sonova, Logitech und Sika mit Abschlägen zwischen 2,5 und 1,5% Technologie- und Wachstumswerte die Verlierer an.
Unter Abgaben litten zudem die Aktien des Schwergewichts Nestlé (-1,5%), was den Einfluss des Kursgewinns von Novartis auf den SMI kompensierte. Am Dienstag ist in Frankreich die erste Anhörung im Fall der mit E. Coli-Bakterien verseuchten Pizzen der Nestlé-Tochter Buitoni angesetzt. Dabei soll an einer Orientierungssitzung der Zeitplan des Verfahrens festgelegt werden.
Die Aktien von Richemont (-0,7%) und von Swatch (-0,4%) waren schwächer, obwohl China die bislang sehr restriktive Corona-Politik weiter zu lockern scheint.
Swisscom (-0,8%) büssten nach Kurszielsenkungen und Verkaufsempfehlungen der Bank of America und der Deutschen Bank Terrain ein.
Am breiten setzten Markt Polypeptide (-2,3%) den Abwärtstrend fort. Eine neuerliche Gewinnwarnung hatte den Titel am Freitag um 36% einbrechen lassen.
New York: Schwacher Wochenstart wegen Zinsunsicherheit
Die US-Aktienmärkte sind am Montag wegen neuer Zinsbedenken schwach in den Handel gestartet. Der Leitindex Dow Jones Industrial verlor am Ende der ersten Handelsstunde 0,69% auf 34 191,99 Punkte. Unter den anderen New Yorker Indizes gab der marktbreite S&P 500 um 0,94% auf 4033,53 Zähler nach, während es für den technologielastigen Nasdaq 100 um 0,91% auf 11 885,18 Zähler bergab ging.
Börsianer verwiesen auf anhaltende Inflationsrisiken und die Ungewissheit über den Kurs der amerikanischen Zinspolitik. Nach dem guten Lauf des Dow auf ein Hoch seit April begrenzten Anleger mittlerweile ihre Risiken ein, bevor es in der kommenden Woche die neuesten US-Inflationszahlen und den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed geben wird. Ein überraschend guter ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor trug am Montag dazu bei.
Die Stimmung im Servicesektor sei weiterhin robust, urteilte Analyst Ralf Umlauf von der Helaba. Gute Wirtschaftsdaten gelten in Zeiten hoher Inflation als Anzeichen, dass die Fed noch weiter an der Zinsschraube drehen kann, ohne die Wirtschaft zu sehr zu gefährden. Umlauf sprach daher von einem Indiz, dass der Zins-Höhepunkt noch weiter entfernt liegen könnte als gedacht. Dazu passte auch, dass sich der Auftragseingang der US-Industrie im Oktober besser als erwartet entwickelt hat.
Die Zinssorgen bremsten den Optimismus hinsichtlich weiterer Signale einer leichten Lockerung der Corona-Politik Chinas: Nach den Protesten gegen die Null-Covid-Massnahmen führen mehrere Städte vorsichtig erste Erleichterungen ein. Dies trieb in New York zwar einzelne Bereiche wie etwa die dort gehandelten Papiere chinesischer Konzerne an, aber nicht den Aktienmarkt als Ganzes. Die Titel der Suchmaschine Baidu gewannen 3,5%.
Apple legten 0,7% zu, nachdem die Unruhen in China zuletzt die Produktion des iPhones beim Fertigungsdienstleister Foxconn beeinträchtigt hatten.
Die Papiere von Tesla sackten dagegen um 5% ab. Der Elektroauto-Hersteller plant Kreisen zufolge, die Produktion in seinem Werk in Shanghai zu senken. Dies sei das jüngste Anzeichen dafür, dass die Nachfrage in China nicht den Erwartungen entspreche, hiess es. Geschätzt wird, dass die Produktion um etwa 20% der Kapazität im Oktober und November reduziert werden soll. Die Produktionskürzungen sollen den Angaben zufolge noch in dieser Woche in Kraft treten.
Bonds: Gut gehalten in ruhigem Handel
Am Schweizer Obligationenmarkt halten sich die Aktivitäten zu Wochenbeginn bei einem freundlichen Unterton in Grenzen. Es fehle an Impulsen, heisst es am Markt. Die wegweisenden Franken-Swapsätze bewegten sich mehr oder weniger seitwärts.
Der jüngste Rückgang der Obligationenrenditen lasse sich nur durch eine starke Eintrübung und einen deutlichen Rückgang der Inflation rechtfertigen, heisst es am Markt. Die bisher bekannt gewordenen Lohnsteigerungen zeigten aber, dass in den USA und in Deutschland eine Lohn/Preis-Spirale eingesetzt habe, sagt Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank. Die Zentralbanken betonten deshalb zu Recht, dass weitere Zinserhöhungen notwendig seien, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Doch die Finanzmärkte nähmen die Aussagen der Zentralbanken derzeit nicht sehr ernst, sagt Stucki.
Ähnlich tönt es bei der Zürcher Kantonalbank, die die Rally an den Bondmärkten als zu weit gelaufen erachtet. Die Kursgewinne seien sehr spekulativ und zum Teil auf Sand gebaut.
Am Sekundärmarkt verlaufe der Handel bei moderaten Umsätzen recht ruhig, heisst es weiter. Am Primärmarkt liefen die Vorbereitungen für die Emission der Pfandbriefbank schweizerischer Hypothekarinstitute. Die «Pfandbank» will laut Händlern am Dienstag eine Dualtranche mit einer acht- bis zehnjährigen und einer 15-jährigen Anleihe begeben. Kommende Woche folgt dann noch die monatliche Auktion der Eidgenossenschaft.
In der vergangenen Woche wurden vier Anleihen über total 620 Mio. Fr. emittiert. Dabei waren zwei aus dem In- und zwei aus dem Ausland. In der Woche davor wurden Anleihen über gut 2,1 Mrd. Fr. aufgenommen.
Der für den Schweizer Bondmarkt richtungsweisende Dezember-Conf-Future notiert um 13.30 Uhr um 25 Basispunkte (BP) höher auf 145,80%. Der Umsatz beträgt 90 Kontrakte. Am letzten Handelstag war der Conf um 30 BP gesunken. Allmählich mache sich der Verfall des Dezember-Conf am Donnerstag bemerkbar. Der nachfolgende Kontrakt März 2023 legt bei 86 gehandelten Kontrakten 22 BP zu auf 144,60%. Der ebenfalls richtungsweisende Swiss Bond Index gewinnt 21 BP auf 126,78%.
Drei Eidgenossen werden zu einem höheren und zwei zu einem tieferen Kurs gehandelt. Die zweijährige Referenzanleihe (1,25%/2024) gewinnt 3 BP und wirft 0,85% ab. Die Zehnjährige (0,5/2032) ist nicht gehandelt. Die Rendite wird mit 0,94% angegeben.
Der Kassazinssatz steigt auf 1,013 von 0,992% am Freitag.
Eurokurs nach starken US-Konjunkturdaten unter Druck - USD/CHF höher
Der Kurs des Euro ist am Montag nach anfänglichen Gewinnen leicht gefallen. Belastet wurde der Euro am Nachmittag von besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus den USA. Der Euro rutschte zeitweise auf ein Tagestief bei 1.0504 $, nachdem er zuvor fast einen Cent höher notiert hatte. Zuletzt kostet der Euro 1.0537 $.
Auch zum Franken hat der Dollar angezogen. Das Währungspaar notiert aktuell bei 0.9378 nach 0.9350 am Morgen. Derweil tendiert der Euro bei einem Stand von 0.9882 recht stabil.
Neue Konjunkturdaten aus den USA deuten auf eine stärkere konjunkturelle Belebung hin, was der US-Notenbank Fed mehr Spielraum für Zinserhöhungen im Kampf gegen die hohe Inflation gibt. Die Aussicht auf höhere Leitzinsen gab dem Dollar am Nachmittag Auftrieb, während der Euro im Gegenzug unter Druck geriet.
Im November hatte sich die Stimmung der amerikanischen Einkaufsmanager im Bereich Dienstleistungen unerwartet verbessert, was auf ein Wachstum in dem für die US-Wirtschaft wichtigen Bereich der Dienstleistungen hindeutet. Ausserdem waren Daten zum Auftragseingang in der Industrie besser als erwartet ausgefallen.
«Die Stimmung im Servicesektor und bei den Versorgern ist weiterhin robust», kommentierte Ralf Umlauf, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Die Fed dürfte das Tempo der Zinserhöhung auf der nächsten Sitzung seiner Einschätzung nach zwar reduzieren. Die soliden Daten von heute hätten aber deutlich gemacht, dass der Höhepunkt im aktuellen Zinszyklus noch weiter entfernt liegen könnte als bisher gedacht, sagte Umlauf.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.86085 (0.85855) britische Pfund und 143.07 (141,32) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1774 $ gehandelt. Das waren etwa 23 $ weniger als am Freitag.
Ölpreise steigen leicht
Die Ölpreise haben am Montag etwas zugelegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 86.26 $. Das waren 65 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 42 Cent auf 80.44 $. Allerdings gaben die Ölpreise noch deutlichere Gewinne am Nachmittag wieder ab. Der nach robusten US-Daten gestiegene Dollarkurs macht Rohöl für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer.
Ein weitgehendes Embargo der Europäischen Union (EU) auf russisches Erdöl ist in Kraft getreten. Zudem will die EU mit anderen grossen Ländern eine Preisobergrenze für russisches Erdöl durchsetzen. Beides soll Russland finanziell treffen und ist eine Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.
Die russische Regierung lehnte diesen Preisdeckel ab. «Wir werden keine Obergrenzen anerkennen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. Man bereite Gegenmassnahmen vor. Russland hatte bereits am Sonntag angekündigt, dass es kein Öl an Länder liefern werde, die den Preisdeckel anwenden. Hielte Moskau das durch, könnte es zu einer Verknappung und damit steigenden Preisen führen.
Am Markt wurden die steigenden Ölpreise auch mit der Entwicklung in China erklärt, wo die harten Corona-Massnahmen nach jüngsten Protesten in der Bevölkerung etwas gelockert wurden. Bei den Anlegern am Ölmarkt verstärkte dies die Hoffnung, dass Chinas Wirtschaft wieder mehr in Schwung kommen könnte, was eine stärkere Nachfrage nach Rohöl zur Folge hätte.
Zudem hatte am Wochenende der von Saudi-Arabien und Russland angeführte Ölverbund Opec+ beschlossen, seine Förderung zunächst unverändert zu belassen. Seit Anfang November fördern die rund 20 Staaten deutlich weniger Erdöl, daran soll festgehalten werden. Die Entscheidung war am Markt erwartet worden.
AWP/REUTERS
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