Börsenbericht vom 3. März 2023Schweizer Börse legt zu
Auch am Freitag sind am Schweizer Aktienmarkt Inflation und Zinsen die beherrschenden Themen.

Die Schweizer Aktienbörse hat am Freitag mit einem leichten Plus geschlossen. Den ganzen Tag hindurch pendelte der Schweizer Leitindex in einem schmalen Band rund um den Vortageswert herum und konnte sich nicht klar für eine Richtung entscheiden. Am späten Nachmittag schwenkte er, auch befeuert durch die eine positive Eröffnung an den US-Märkte, schliesslich ins Plus. Auf Wochensicht kam der SMI kaum von der Stelle. Er knüpfte damit an die Entwicklungen der Vorwochen an, in denen er sich ebenfalls mehr oder weniger seitwärts bewegt hatte.
Auch am letzten Handelstag der Woche dominierten an den Märkten die Sorgen vor weiteren Zinsschritten der Notenbanken in den USA und Europa. Die am Vortag publizierten Inflationsdaten aus der EU, Deutschland, Frankreich und Spanien hatten im Handel jedenfalls die Ängste vor weiteren Leitzinserhöhungen weiter befeuert. In diesem Umfeld vermochte auch ein ganzer Reigen von weitgehend positiven Einkaufsmanagerindizes in Europa und den USA am heutigen Handelstag keine wesentlichen Impulse zu setzen.
Der FuW Swiss 50 Index rückte schliesslich um 0,84% auf 2'248,20 Punkte vor. Der SMI gewann 0,22% auf 11'190,09 Punkte hinzu, dies bei einem Tagestief von 11'135 Zählern. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein kleines Plus von 0,1%. Der 30 Titel umfassende SLI stieg 0,46% auf 1783,30 Zähler und der breite SPI 0,29% auf 14'436,45 Punkte. Zwei Drittel der SLI-Firmen schlossen höher und ein Drittel tiefer.
Ein deutlicheres Tagesplus im SMI verhinderten vor allem die defensiven Schwergewichte Novartis (-0,6%) und Nestlé (-0,2%), nachdem sie am Vortag den SMI noch befeuert hatten. Nestlé hat die Produktion von Pizzas in seiner Fabrik im französischen Caudry eingestellt, da die Verkäufe nach einer Verseuchung mit E.Coli-Bakterien deutlich gesunken waren.
Mit Zugewinnen von 8,3% auf 2.784 Fr. verzeichneten Credit Suisse das mit Abstand grösste Tagesplus unter den Blue Chips. Im Handelsverlauf gewannen die Papiere stetig an Wert hinzu. Laut Händlern handelt es sich um eine Gegenbewegung auf die hohen Verlusten am Vortag (-7,0%). Damit konnten sich die Papiere wieder deutlich vom Allzeittief absetzen, das am Vortag bei 2.497 Fr. markiert worden war. Auch UBS (+2,4%) gingen mit deutlichen Gewinnen ins Wochenende.
Hinter CS als grössten Gewinner folgten zwei Medtech-Werte. So gewannen Sonova und Straumann je zwischen 3 und 4%. Mit Zugewinnen von 2,6 beziehungsweise 2,4% erholten sich auch die beiden Techwerte VAT und AMS Osram wieder von ihren Vortagesverlusten. Während VAT am Donnerstag wegen eines eher verhaltenen Ausblicks auf das laufende Geschäftsjahr unter Druck waren, wurden AMS Osram von Sorgen um gesunkene iPhone-Verkäufe belastet.
Grösster Verliere waren derweil die Valoren von Zurich. Sie landeten mit Verlusten von 1,7% klar am Ende der Tabelle. Die Papiere wurden durch eine Rating- und Kursziel-Senkung durch JPMorgan und einem negativen Kommentar belastet. Dies könnte eine Art von Kettenreaktion bei anderen Analysten auslösen, wurde am Markt befürchtet. Swiss Life (-0,1%) holten dagegen frühe deutlichere Verluste fast wieder auf, und Swiss Re gingen gar unverändert aus dem Handel.
Im breiten Markt legten Calida und SFS nach Vorlage von Jahreszahlen mehr als drei Prozent zu. Die Papiere von Coltene (+0,6%) schlugen sich wacker, obwohl das Unternehmen in zurückliegenden Geschäftsjahr einen deutlichen Rückgang beim Umsatz und Gewinn hinnehmen musste. Bachem (+7,5%) legten nach einem Grossauftrag für die Peptid-Herstellung deutlich zu.
In den hinteren Reihen stechen zudem die Papiere des angeschlagenen Biotechunternehmens Obseva mit Zugewinnen von über 74% hervor, obwohl das Unternehmen mit keinen Neuigkeiten aufwarten konnte. Das Handelsvolume war mit über 10 Mio. Papieren um ein vielfaches höher als im Durchschnitt.
New York: US-Aktien nehmen gute Vorgaben aus Europa an
Verhaltene Kursgewinne haben am Freitag den frühen Handel an den US-Börsen geprägt. Damit folgten sie der Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten Europas. Der Dow Jones Industrial legte zuletzt um 0,10% auf 33 036,74 Punkte zu. Auf Wochensicht hat der Leitindex damit 0,7% gewonnen.
Höhere Aufschläge verhinderten im Verlauf der Woche vor allem die gestiegenen Zinsen an den Kapitalmärkten. Sie drohen die Unternehmensgewinne zu schmälern und machen gleichzeitig Aktien im Vergleich zu Anleihen weniger attraktiv.
Der S&P 500 stieg am Freitag um 0,66% auf 4007,81 Punkte und überwand wieder die 4000er Marke. Noch etwas stärker ging es mit dem Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 nach oben, der um 1,10% auf 12 177,39 Punkte zulegte. Auch auf Wochensicht lässt der Nasdaq 100 mit einem Plus von 1,7% den Dow hinter sich.
Bei First Solar stand ein Kursplus von 3,5% auf 205 $ zu Buche, womit die Titel des Solarkonzerns ihre jüngste Rally fortsetzten. Die schweizerische Grossbank UBS stufte die Aktien auf «Buy» hoch und steigerte das Kursziel deutlich auf 250 $.
Überraschend hohe Quartalsgewinne sorgten beim Halbleiterunternehmen Broadcom sowie beim IT-Konzern HP Enterprise für gute Stimmung: Die Anteilscheine legten um 3 beziehungsweise 0,7% zu. Nach dem Quartalsbericht des Computer- und Speichersystemherstellers Dell legten dessen Papiere um 0,7% zu.
Die Handelskette Costco Wholesale konnte mit durchwachsenen Geschäftszahlen nicht überzeugen, hier ging es mit dem Kurs um 3,2% abwärts.
Die Aktien des Elektroautobauers Tesla erholten sich mit plus 2,6% etwas von der ausgeprägten Kursschwäche am Vortag. Eine Investorenveranstaltung hatte die Erwartungen von Anlegern enttäuscht.
Bonds Schweiz: Kursgewinne zum Wochenschluss
Am Schweizer Obligationenmarkt ziehen die Kurse zum Ende einer vergleichsweise ruhigen Woche an. Sowohl der März-Conf-Future als auch der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index gewinnen hinzu.
Das Emissionsaufkommen ist in dieser Woche etwas abgeflaut. «Dabei wäre die Nachfrage auf Investorenseite durchaus da», kommentiert ein Händler. Etwas Zurückhaltung sei derweil auf Emittentenseite zu verspüren. «Ein paar Emittenten dürften vor allem durch die zuletzt klar anziehenden Zinsen verschreckt worden sein», so der Händler weiter.
Der März-Conf-Future notiert gegen 14.30 Uhr um 65 Basispunkte (BP) höher bei 140,50%, der Umsatz beträgt 110 Kontrakte. Am Donnerstag hatte der Conf am Ende 81 BP hinzugewonnen. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index gewinnt 12 BP auf 123,15%, nachdem er am Vortag mit -28 BP geschlossen hatte.
Bei den bislang gehandelten Eidgenossen halten sich Gewinner (6) und Verlierer (7) knapp die Waage. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 1,4086 und die der zehnjährigen mit 1,5467% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz steigt weiter an auf 1,487 von 1,482% am Vortag.
Eurokurs wenig bewegt - EUR/CHF wieder klarer unter Parität
Der Kurs des Euro hat sich am Freitag zum Dollar per Saldo nur wenig bewegt. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1.0598 $ und damit praktisch gleich viel wie am Vorabend.
Zum Franken hat der Euro allerdings weiter leicht nachgegeben. So notierte das EUR/CHF-Währungspaar am frühen Freitagabend bei 0.9956 nach 0.9978 am Vorabend, nachdem das Paar noch am Donnerstagmorgen über der Parität gehandelt worden war. Für das USD/CHF-Paar wurde am frühen Abend 0.9395 bezahlt nach 0.9415 am Donnerstagabend.
Insgesamt verlief der Handel in ruhigen Bahnen. In der Eurozone hat sich der hohe Preisauftrieb auf Unternehmensebene zu Jahresbeginn deutlich abgeschwächt. Die Erzeugerpreise beeinflussen auch die Verbraucherpreise, an denen die EZB ihre Geldpolitik ausrichtet. Die hohe Inflation hatte sich im Februar nur geringfügig abgeschwächt. Die EZB dürfte daher ihre Zinsen laut eigenen Aussagen Mitte März erneut um 0,50 Prozentpunkte anheben.
Commerzbank-Expertin Esther Reichelt sieht zunächst wenig weiteres Aufwärtspotenzial für den Euro. Die Zinserhöhungserwartungen in der Eurozone seien schon sehr weit nach oben gelaufen. Der Markt sehe den Hochpunkt für den Leitzins nun bei knapp 4%. Sie sehe die Gefahr, dass Mitglieder im EZB-Rat einen so deutlichen Anstieg verhindern könnten. «Sollten sich die Anzeichen dafür mehren, drohen dem Euro empfindliche Verluste», schreibt Reichelt.
Robuste Konjunkturdaten aus den USA belasteten den Euro nur vorübergehend. Die Stimmung im Dienstleistungssektor hatte sich dort im Februar weniger als erwartet eingetrübt. Zudem signalisiert der Einkaufsmanagerindex ISM weiterhin ein robustes Wachstum für den Sektor. Die Wirtschaftsentwicklung und vor allem der starke Arbeitsmarkt sorgen für anhaltenden Inflationsdruck. Die US-Notenbank dürfte laut Ökonomen daher weiter die Zinsen anheben, was sich stützend für den Dollar auswirken sollte.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.88530 (0.88785) britische Pfund und 144.55 (145.07) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London bei 1844 $ gehandelt. Das waren rund 8 $ mehr als am Vortag.
Ölpreise legen erneut etwas zu
Die Ölpreise haben sich am Freitag an ihre jüngsten Kursgewinne angeknüpft. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 85.23 $. Das waren 49 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung stieg um 63 Cent auf 78.79 $.
Seit Montag ging es mit dem Preis für Rohöl aus der Nordsee um gut einen Dollar nach oben. Die Notierungen am Ölmarkt hielten sich damit in dieser Woche weiter in einer vergleichsweise engen Handelsspanne. Auf der einen Seite deuten jüngste Umfragen aus China auf eine bevorstehende konjunkturelle Erholung hin, was eine stärkere Rohölnachfrage zur Folge hätte und die Ölpreise stützt. Hintergrund ist die Abkehr der Volksrepublik von der langen Zeit sehr strikten Corona-Politik.
Auf der anderen Seite zeigt sich die US-Konjunktur überraschend robust, während die hohe Inflation nur langsam zurückgeht. So deutete der Einkaufsmanagerindex ISM im Februar auf einen weiterhin robusten Dienstleistungssektor hin. Die US-Notenbank könnte sich daher gezwungen sehen, ihre Zinsen zur Verlangsamung der konjunkturellen Dynamik stärker anzuheben. Das würde voraussichtlich auch die Ölnachfrage dämpfen und bremst die Preisentwicklung am Ölmarkt.
Kurzzeitig war die Ölpreise am Nachmittag (MEZ) unter Druck geraten. Das «Wall Street Journal» hatte berichtet, dass die Vereinigten Arabischen Emirate das Ölkartell Opec verlassen wollen. Ein Grund seien Konflikte mit Saudi-Arabien. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg steht ein solcher Austritt aber nicht an. Man verwies auf nicht genannte Offizielle der Vereinigten Arabischen Emirate.
AWP/REUTERS
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